So finden sich mit die besten Standorte in eher dünn besiedelten Gebieten Baden-Württembergs. Immer wieder ergab sich daraus für geplante Windparks folgende Konstellation: Der direkte Anschluss an das Mittelspannungsnetz wäre nur für wenige Megawatt (MW) möglich. Eine Leitung zum nächsten Umspannwerk (UW) oder gar ein eigenes zu bauen zu teuer. Daraus entstand 2010 die Idee, für mehrere Projekte eine gemeinsame Einspeisung ins Hochspannungsnetz zu organisieren. Schnell wurde deutlich: Ab etwa 20 MW bietet ein spezielles Einspeise-UW eine wirtschaftlich attraktive Lösung, die obendrein im regionalen Mittelspannungsnetz Platz für kleine Anlagen lässt.
Flexibilität durch modularen Aufbau
Blieb die Frage: Wie bringt man Projekte verschiedener Größe und ungleicher Entfernung zum angebotenen Verknüpfungspunkt mit dem Hochspannungsnetz unter einen Hut? Die Lösung liegt in modularen Konfigurationen. Je nach Leistung und Entfernungen lassen sich einer oder mehrere Trafos mit 25, 40 oder 63 MVA und Mittelspannungsleitungen mit 20 oder 30 kV kombinieren. Ein Musterbeispiel dafür liefert das UW Dünsbach (Kreis Schwäbisch Hall): Dort speisen seit Dezember 2017 fünf Windparks zusammen bis zu 105 MW ein.
Acht solcher ‚Steckdosen‘ hat die Netze BW inzwischen in ihrem Netzgebiet errichtet. Eine mit 33 MW Kapazität hatte die WIRSOL Windpark Straubenhardt als Errichter und Betreiber von elf Anlagen im Enzkreis bauen lassen. Projektleiter Simon Schunter durfte mit dieser Entscheidung hochzufrieden sein: „Punktgenau neun Monate nach Vertragsabschluss die Übergabe – das hat uns bei dem nicht immer einfachen Windprojekt spürbar entlastet“. Gerade aus Sicht von Projektierern kann mangelnde Termintreue beim Netzanschluss die Rentabilität empfindlich beeinträchtigen. „Wir bauen deshalb auf die nachhaltige Kooperation mit einem erfahrenen Generalunternehmer“ erläutert Key Accounter Markus Steinhauser von der Netze BW. Der erstellt innerhalb von zwölf Wochen einen genehmigungsfähigen Bauantrag. „Zwei Wochen rechnen wir als Vorlauf für die Zusammenstellung der Unterlagen, was bei WIRSOL exzellent geklappt hat“. Nach Erhalt der Genehmigung reichen drei bis vier Monate für den Bau und die Inbetriebnahme.
Inselbetrieb bringt Vorteile
Betrieblich bilden ‚Steckdose‘ und Windpark jeweils eine Insel. Das bedeutet erhebliche Erleichterungen bei der Netzkompensation. Immer wieder ist allerdings eine Blindstromkompensation erforderlich, wofür die Netze BW Module in den entsprechenden Spannungs- und Leistungsklassen entwickelt hat. Zwei solcher Anlagen sind beispielsweise im UW Dünsbach installiert. Tut die ‚Steckdose‘ schließlich ihren Dienst, stellt sich noch die Frage der Betriebsführung. Breit aufgestellte Unternehmen wie WIRSOL übernehmen die gerne selbst; andere sind froh, sie „rundum sorglos“ vergeben zu können. So übernimmt die Leitstelle in Heilbronn der Netze BW die technische Überwachung in Dünsbach und koordiniert erforderliche Einsätze der Bereitschaften und der Monteurteams.
Das Konzept ‚Windsteckdose‘ hat sich technisch und wirtschaftlich bereits bewährt, sodass es die EnBW-Tochter inzwischen in ganze Deutschland anbietet. Für Markus Steinhauser enthält es „noch jede Menge zusätzliches Potential zur Bewältigung der Energiewende“.