Um rund eine Milliarde schwedische Kronen, umgerechnet etwa 106 Millionen Euro ist der Umsatz im ersten Halbjahr bei den Schweden verglichen mit demselben Zeitraum des Vorjahres zurückgegangen. An dem Minus war vor allem das zweite Quartal verantwortlich, das die Schweden mit einem Umsatzrückgang im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres mit 175 Millionen Euro weniger abschlossen. So bilanzierte Vattenfall für das zweite Quartal ein Geschäftsvolumen von noch gut 3,6 Milliarden Euro, und für das gesamte erste Halbjahr 2016 von knapp 8,5 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis des Quartals stagnierte in diesem Vergleich bei rund 313 Millionen Euro, während Vattenfall für das Halbjahr hier sogar ein ganz kleines Wachstum um 25,9 Millionen Euro auf ein Plus von 1,161 Milliarden Euro verzeichnet. Nach Abzug von Steuern allerdings verblieben dem Staatskonzern rote Zahlen von rund drei Milliarden Euro – wie auch schon im selben Quartal des Vorjahres. Für das erste Halbjahr 2016 insgesamt ergibt sich damit ein Minus des Nachsteuer-Ergebnisses von 2,3 Milliarden Euro.
Das Management der Schweden selbst lobt das Halbjahresergebnis – es sei durch ein „stabiles operatives Geschäft“ möglich geworden. Zur positiven Grundstimmung trägt laut Vattenfall-CEO Magnus Hall insbesondere auch eine Vereinbarung der Branche mit der schwedischen Regierung bei. Dieses „schwedische Energieabkommen“ sieht beispielsweise den Wegfall einer Leistungssteuer auf Kernenergie vor.
Sinkende Stromhandelspreise und Kohle-Altlasten
Verantwortlich allerdings für die nach wie vor schwierige Situation sind weiterhin sinkende Preise auf den Strommärkten. Vattenfall hatte seine Stromerzeugung im ersten Halbjahr sogar um zwei Terawattstunden (TWh) auf 88,7 TWh erhöht und damit dennoch das Umsatzminus nicht verhindern können. Weiterhin belastend wirkt sich für die laufende Transformation des Konzerns auch eine Wertberichtigung von 3,166 Mrd. Euro aus, wovon deutlich über zwei Milliarden Euro auf die deutschen Kohlekraftwerke fallen.
Dabei zeichneten die Schweden auch vor, wohin die Reise für sie gehen soll: Der vollkommene Ausstieg aus der Kohle steht bevor, nachdem Vattenfall den Verkauf seiner deutschen Kohlekraft-Sparte eingeleitet hatte. In Schweden sind reine Kohlekraftwerke hingegen ohnehin seit Jahren nicht mehr zulässig. Dafür verstärkt Vattenfall offenbar einerseits sein Engagement in die Kernkraft und andererseits insbesondere in die Offshore-Windenergie. Durch den Verkauf der Kohlesparte mache Vattenfall „die zukünftige Ausrichtung … deutlich - nämlich das zu liefern, was der Kunde wünscht, also Strom und Wärme, die mit einem höheren Anteil von erneuerbarer Energie erzeugt wurden“, betonte Hall.
Offshore-Testfeld für Riesenwindturbinen von acht MW und acht MW plus
Vattenfall bekannte sich in diesem Zusammenhang konkret insbesondere zur Investition in ein Testfeld vor dem schottischen Aberdeen für die neuesten Acht-Megawatt-Windturbinen für Seewindparks – und zum Interesse an neuen Investitionen in Kernkraft. Das schwedische Energieabkommen erlaube es, sagte Hall, den Weiterbetrieb der Blöcke drei und vier des Kernkraftwerks Ringshals sowie des gesamten Kraftwerks Forsmark zu prüfen.
Das neue Forschungsfeld für die Offshore-Turbinen der Acht-MW-Klasse soll 2018 mit elf Anlagen usn einer Gesamtkapazität von 92 Megawatt (MW) in Betrieb gehen. Am Mittwoch hatte Vattenfall auch grünes Licht für die Übernahme des letzten noch nicht von den Schweden kontrollierten Viertels der Anteile an dem Projekt erteilt. Insgesamt mehr als 300 Millionen Euro werden die Schweden investieren.
Die bauen derzeit in Deutschland beispielsweise zusammen mit den Stadtwerken München (SWM) auch das Nordsee-Windpark-Projekt Sandbank. Vattenfall hält mit 51 Prozent der Anteile den Anspruch auf die Führung aufrecht. Turbinenlieferant ist hier der deutsche Siemens-Konzern. Das noch mit Vier-MW-Turbinen bestückte soll laut Vattenfall nun mit einem besonderen neuen Logistikkonzept auf sich aufmerksam machen. Für die Errichtung und den Netzanschluss aller 72 Turbinen könnten die Partner daher die geplante Installationszeit auf 89 Tage beziehungsweise um 23 Prozent reduzieren, ließen Vattenfall, SWM und Siemens wissen.
(Tilman Weber)