Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Maßgeschneidertes Windparkprojekt

Fallwindfänger

Kalt bläst der Wind von dem 1.200 Meter hohen Gebirgszug herab. Auf dem Weg hinunter zur Adriaküste erreicht er bis zu 200 Stundenkilometer. Die Bora-Strömung ist der Schrecken kroatischer Badegäste. Den Windfarmern dagegen liefert sie paradiesische Ernten – wenn die Anlagen gut gegen ihre tückischen Böen geschützt sind. So wie im Windpark Senj I.

Hier produzieren 14 Anlagen der Drei-Megawatt-Turbine Vestas V90 im Jahr zusammen 127 Gigawattstunden Strom. Das verspricht der P90-Wert des Standortes – das heißt, mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit wird diese Jahresproduktion nicht unterschritten. „Wir haben offshore an Land“, umschreibt Hermann Wallenborn, Geschäftsführer der Wallenborn Gruppe, den Standortvorteil. In guten Monaten können einzelne Anlagen im Windpark laut Wallenborn eine Million Kilowattstunden erreichen. Die Turbinen sind in Höhen zwischen 600 und 800 Metern errichtet. Bis 2019 laufen sie unter dem Schutz des Vestas-Vollwartungsvertrags AOM 4000 mit 97 Prozent Verfügbarkeitsgarantie.

Stets auf Starkwind vorbereitet

Um sicherzugehen, dass der Bora-Fallwind den Anlagen nicht zu sehr zusetzt, haben Vestas und die Wallenborn Gruppe das Bora-Frühwarnsystem entwickelt. Dabei misst ein Windmessmast auf der Gipfelhöhe von 1.120 Metern die Windbeschleunigung über dem Windpark. Alle fünf Sekunden sendet er Messdaten an die Anlagensteuerung. Nimmt der Wind zu stark zu, sorgt ein Stopp-Signal dafür, dass die Turbinen ihre Flügel aus dem Wind drehen. Erst mit dem Freigabesignal nehmen sie die Energieproduktion wieder auf.

Windpark Senj auf einen Blick | Besonderheiten und Eckdaten des Projekts Senj. - © Foto: Wallenborn Gruppe
Windpark Senj auf einen Blick | Besonderheiten und Eckdaten des Projekts Senj.

Da der Fallwind auf seinem Weg vom Gebirgskamm bis zur Adria stark an Geschwindigkeit gewinnt, galten starke Turbulenzen für den Standort als wahrscheinlich. Auch wurden materialermüdende Scherwinde – starke Unterschiede in der Windgeschwindigkeit zwischen dem oberen und unteren Bereich des Rotordurchmessers – befürchtet. „Beides hat sich nicht bewahrheitet“, sagt Wallenborn. Windmessungen mit Lidar- und Sodargeräten ergaben zwischen Turmfuß und Blattspitze eine Differenz von lediglich 0,3 Metern pro Sekunde. „Um sicherzugehen, dass die Daten wirklich die Realität abbilden, liefen die Anlagen anfangs im leistungsreduzierten Betrieb“, sagt Wallenborn. Bis heute überwachen Lastsensoren an Blättern und Turm die Beanspruchung durch Turbulenzen.

Mittlerweile hat der Windpark Betriebsergebnisse von 2,5 Jahren vorzuweisen. „Das Frühwarnsystem funktioniert tadellos. Nur zehn- bis 15-mal muss es im Jahr eingreifen“, sagt Wallenborn. Zwar treten die Bora-Winde nur saisonal im Winter sowie etwas schwächer im Sommer auf, dennoch liefere der Standort in allen zwölf Monaten eine konstant gute Windausbeute. 2014 ist eine Erweiterung um 24 Megawatt geplant.
( Denny Gille)