Die deutsche Regenerativbranche befindet sich in einer Konsolidierungsphase. Können man Studenten überhaupt noch empfehlen, auf Erneuerbare zu setzen? Das fragte ERNEUERBARE ENERGIEN Professor Volker Quaschning von der HTW Berlin. "Mindestens die Hälfte unserer Absolventen kommt noch in der Branche unter, die anderen branchenfremd. Insofern ist es auch heute sinnvoll, Ingenieure in dem Bereich auszubilden. Da habe ich kein Problem. Ich mache mir eher Sorgen, weil unsere Bewerberzahlen massiv eingebrochen sind. Wir hatten vor drei Jahren noch etwa viermal so viele Bewerber für unseren Studiengang wie jetzt", so Quaschning.
"Wir brauchen qualifizierte Ingenieure"
Man könne natürlich sagen: Die Photovoltaik geben wir an China ab, dann brauchen wir auch nicht mehr auszubilden. "Wir kaufen erneuerbare Energietechnik künftig wie Smartphones und Flachbildschirme in Asien ein. Das wäre eine Strategie, für Deutschland als Exportland aber vielleicht nicht die sinnvollste", gibt der Professor zu bedenken. "Wenn wir selbst auf dem Weltmarkt bestehen wollen, dann brauchen wir auch künftig qualifizierte Ingenieure. Bei den Abiturienten ist als Botschaft der aktuellen Energiepolitik angekommen, dass die Photovoltaik in Deutschland keine große Zukunft mehr hat. Das Vertrauen wurde nicht nur bei den Investoren zerstört, sondern auch bei der jungen Generation. Damit droht im regenerativen Bereich in Deutschland schon bald ein Fachkräftemangel", warnt Quaschning.
Mangel an Elektrotechnik-Ingenieuren
Der VDE hat passend zu diesen deutlichen Worten eine Umfrage unter seinen Mitgliedern veröffentlicht. Dort ist man sich darüber einig, dass Elektroingenieure und IT-Experten exzellente Berufschancen haben und sich der internationale Wettbewerb um Fachkräfte der Elektro- und Informationstechnik weiter verschärfen wird. 1.300 VDE-Mitgliedsunternehmen und Hochschulen der Elektro- und Informationstechnik wurden befragt. 84 Prozent sind demnach davon überzeugt, dass der Trend zu Industrie 4.0, Elektromobilität, Smart Grids und Smart Cities den Bedarf an Elektroingenieuren und IT-Experten weiter erhöhen wird. "Es reicht aber nicht, nur das richtige Fach zu studieren. Wer erfolgreich sein will, muss über den Tellerrand seiner Fachrichtung blicken können und sich in andere Bereiche einarbeiten wollen. Gerade für Querschnittsthemen wie Industrie 4.0 oder Smart Grids ist dies wichtig. Hier arbeiten Elektroingenieure Hand in Hand mit Maschinenbauern und IT-lern", betont VDE-Vorstandsvorsitzender Hans Heinz Zimmer.
77 Prozent der Befragten erwarten zudem eine Erhöhung des Anteil von Elektroingenieuren an der Belegschaft in Unternehmen in den nächsten Jahren. Zwei Drittel beklagen, dass die Ingenieurbelegschaft stetig älter wird und zu wenig Jüngere nachrücken. Die Engpässe beim Nachwuchs betreffen Unternehmen (57 Prozent) und Hochschulen (59 Prozent) gleichermaßen. Gesucht werden laut Umfrage Ingenieure der Elektro- und Informationstechnik hauptsächlich im Bereich Planung / Projektierung / Engineering (77 Prozent), Forschung / Entwicklung (62 Prozent) und IT / Software / Dienstleistung (50 Prozent), aber auch in Produktion / Montage (32 Prozent) und Vertrieb / Marketing (25 Prozent).(Nicole Weinhold)