Während der Bundesdurchschnitt bei 25 Prozent Regenerativstrom dümpelt, kommt der baden-württembergische Landkreis Sigmaringen auf rund 40 Prozent. Dafür wird er im März mit dem europäischen Klimaschutzlabel European Energy Award ausgezeichnet. Um diese vorbildliche Ökobilanz zu erreichen, haben sich die Sigmaringer einiges einfallen lassen. Es gibt eine PV-Großanlage auf der Mülldeponie. Deponiegas wird dort für die schadstofffreie Trocknung von Grüngut und Hackschnitzeln genutzt, die wiederum das Landratsamt beheizen. „Was wir da an CO2 sparen, ist ein enormer Gewinn“, sagt Reinhold Kranz, Leiter der Abteilung Umwelt und Arbeitsschutz im Landkreis.
Geothermieanlage
Ein Neubau, der zum Landratsamt gehört, soll ab Mitte 2014 über eine Geothermieanlage zu zwei Dritteln beheizt und bei Bedarf gekühlt werden. 24 Bohrungen mit jeweils 100 Meter Tiefe sind dafür geplant. Hinzu kommen im Landkreis unter anderem 62 Wasserkraftanlagen, vier Windturbinen und sieben große Solaranlagen. Kranz betont, einige der Wasserkaftwerke würden für den Eigenverbrauch genutzt, etwa von ansässigen Produktionsbetrieben.
Der Landkreis unterstützt Erneuerbare und Effizienz unter anderem durch eine eigene Energieberatung. „Wir wollen an der Energiewende teilnehmen“, sagt Kranz, „die Zertifizierung durch den European Energy Award gehört für uns zur Qualitätssicherung.“
Auflagen werden strenger
Die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) koordiniert die Teilnahme von Städten, Gemeinden und Landkreisen am European Energy Award. Die Auszeichnung erfreue sich großer Beliebtheit, sagt Claire Mouchard, Projektleiterin bei der KEA. Inzwischen nehmen 90 Kommunen am Programm teil.
„Jedes Jahr kommen zehn bis 15 neue Kommunen hinzu. Und alle müssen stetig strengere Auflagen erfüllen.“
Das Projekt in Zahlen:
Landkreis: Sigmaringen
Einwohner: 130.000
Regenerativstromanteil: rund 40 Prozent
Vorbildlich: PV-Anlage auf Kreisdeponie; Deponiegas-Verbrennung zur Hackschnitzeltrocknung.
Spitzentrumpf: Zertifizierung European Energy Award (50. Klimakommune in Baden-Württemberg)
Erneuerbare-Anlagen: vier Windkraftanlagen
50 leistungsstarke Biogasanlagen 62 Wasserkraftanlagen
sieben große PV-Anlagen sowie unzählige Dachanlagen
eine Geothermieanlage
Erfolgsfaktor: eigene Energieagentur
(Nicole Weinhold)