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Landesraumordnungsplan

Hannover sucht die Forsten aus, die Windkraft vertragen

Nach der Vorlage des zweiten Entwurfs des Landesraumordnungsprogrammes (LROP) durch die Landesregierung in Hannover ist nun die Phase zur Abgabe von Stellungnahmen für die Öffentlichkeit, Verbände, Vereine und öffentliche Stellen beendet. Die eingereichten Stellungnahmen zeigen: Vor allem um die erstmals in Niedersachsen geplante Nutzung des Waldes für die Windenergieerzeugung spitzen sich die Auseinandersetzungen zwischen Interessenvertretern und Naturschutzverbänden zu. Die Debatte entscheidet darüber, welche und wie viel Waldflächen der LROP das Land bereitstellen soll.

Der Interessenverband Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) Niedersachsen/Bremen geht von einer Ausweisung von bis zu drei Prozent der Waldfläche aufgrund der im LROP-Entwurf neu vorgesehenen Einführung von Vorranggebieten Wald vor. Außerhalb dieser Vorranggebiete würde demnach in den Forsten die Windenergienutzung künftig zulässig sein, sofern es sich nicht um ökologisch besonders wertvolle Schutzgebiete handelt. Zu den Wald-Vorranggebieten sollen historisch alte Waldstandorte gehören ebenso wie solche der Kategorie Vorranggebiet Natura 2000 und Vorranggebiet Biotopverbund. Die im nun offen gelegten Entwurf des LROP vorgesehene behutsame Öffnung der Wälder für Windenergie sei zu begrüßen.

Die Umweltverbände BUND, Naturschutzbund und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald finden den Entwurf allerdings zu weitreichend. Sie kritisieren, dass Schutzgebiete, historisch alte Waldflächen und andere ökologisch besonders wertvolle Waldflächen nicht grundsätzlich ausgeschlossen sein sollen. Dies sei so beim vorangegangenen Verfahren zur Verständigung auf einen Kompromiss zwischen Windenergie- und Umweltverbänden mit der Landesregierung, dem Runden Tisch Windkraft, aber vereinbart worden. Tatsächlich sah ein erster Entwurf des LROP noch den kategorischen Ausschluss historisch alter Waldstandorte sowie von Schutzgebieten vor. Der zweite Entwurf aber lässt mit den Vorranggebieten Wald rund 50 Prozent der Waldgebiete vor der Windkraft ungeschützt, wie die Verbände monieren.

Der niedersächsische Waldbesitzerverband hingegen lehnt es ab, dass die Vorranggebiete Wald viele Waldregionen ausschließen würde. Jeder Landkreis solle geeignete Standorte im Wald ausweisen dürfen, mahnte der Präsident der Waldbesitzer, Philip von Oldershausen. An der Kategorie historisch alte Waldstandorte bemängelte der Waldbesitzerverband, dass diese nichts über die ökologische Wertigkeit der Flächen aussage: 50.000 Hektar der historisch alten Waldflächen seien vielmehr durch den Klimawandel so beschädigt, dass eine Wiederaufforstung anstehe, weitere tausende Hektar seien nach Waldbränden oder Sturmschäden stark beschädigt. Die Waldbesitzer benötigten daher gerade die Pachteinnahmen aus der Windkraftnutzung, um diese beschädigten Flächen wieder aufforsten zu können.

In Niedersachsen war der Wald bisher für den Windkraftausbau tabu. Die Landespolitik verwies dabei auf die großen vorhandenen Flächen des Küsten-Landes mit ausreichend guten Windbedingungen. 25 Prozent der Fläche des Bundeslandes sind von Wäldern bedeckt. Die Landespolitik in Hannover will allerdings die Flächennutzung durch die Windkraft bis 2030 auf 2,1 Prozent des Landes ausweiten – und setzt dabei auf die Mitnutzung der Wälder.

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