Ein Streit zerreißt die Regenerativbranche: Ist die Offshore-Windkraft zu teuer? Am gestrigen Dienstag, 28. Mai, hat die Agora Energiewende die Studie „Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland“ veröffentlicht, in der sie die Onshore-Windkraft als finanziell günstigsten Weg zur Energiewende beschreibt. Unterstützt wird diese These von Holger Krawinkel, der sich für Windkraft an Land und Photovoltaik ausspricht.
Vor ein paar Jahren noch plädierte der Energieexperte des Verbraucherzentrale-Bundesverbands für eine Absenkung der Solarstromvergütung. Das Magazin ERNEUERBARE ENERGIEN fragt den Verbraucherschützer in der aktuellen Ausgabe, die am 3. Juni erscheint, warum er der Offshore-Windenergie keine vergleichbare Entwicklungschance gewähren will. Krawinkel erklärt: „Bei Photovoltaik haben wir es mit einem technologisch relativ einfachen Produkt zu tun. Wir haben bereits 2008 deutliche Kostensenkungspotenziale gesehen. Bei Offshore-Windenergie bin ich skeptischer.“ Gleichwohl müsse man es ausprobieren, aber dazu reiche ein Ausbauvolumen bis im Jahr 2020, das weit unterhalb der von der Branche anvisierten sechs bis sieben Gigawatt liege.
Ronny Meyer dagegen, Geschäftsführer der Windenergieagentur Bremerhaven, sieht ein deutliches Kostensenkungspotenzial. Im Gespräch mit ERNEUERBARE ENERGIEN kritisiert er, dass Offshore-Gegner wie Krawinkel falsche Zahlen bei der Vergütung laut Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verbreiten würden. „Wir haben uns über die oft vorgebrachten 19 Cent pro Kilowattstunde (kWh) sehr geärgert, die Offshore-Strom angeblich kostet.“ Diese Zahl sei von Krawinkel zuletzt sehr plakativ verwendet worden. Die 19 Cent gibt es nur im freiwillig gewählten Stauchungsmodell des EEG für lediglich acht Jahre. Sonst seien es 15 Cent für zwölf Jahre. Jeweils danach gibt es 3,5 Cent pro kWh. „Wenn man das mit der Photovoltaik oder anderen Einspeisern vergleicht, muss berücksichtigt werden, dass Photovoltaik die Anfangsvergütung 20 Jahre lang erhält. Die Offshore-Vergütung, gestaffelt wie sie ist, steht dann mit zehn Cent den 20 Cent für Solarstrom gegenüber.“ Außerdem vernachlässigten die Kritiker einen entscheidenden Punkt der Offshore-Windkraft: Diese werde künftig die Systemkosten senken, da sie zuverlässig große Mengen zum Ausgleich der Windenergie an Land im europäischen Strombinnenmarkt erzeugen könnte. (Nicole Weinhold)