Eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der FA Wind (2016) bestätigte, dass 81 Prozent der Befragten die Nutzung und den Ausbau der Windenergie an Land im Rahmen der Energiewende als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ erachten. Das Schlagwort NIMBY (Not In My BackYard) gilt dabei als überholt. Schließlich stehen Windräder schon lange nicht mehr im Hinterhof.
Es gibt aber ein anderes Problem. Bürger werden, wie eine Studie gerade zeigte, über formelle Verfahrensregeln der Öffentlichkeitsbeteiligung bei Windenergieplanungen nicht ausreichend in Kenntnis gesetzt, um ihre Gestaltungsmöglichkeiten nutzen zu können. Das führt nicht selten bei Bürgern zu dem Gefühl, überrumpelt zu werden. Daraus ergibt sich eine Abwehrhaltung, die nur mit Mühe wieder aufgelöst werden kann. Planer und Betreiber, die ihre Projekte erfolgreich umsetzen wollen, müssen sich darum zunächst mit der Frage beschäftigen, warum, wann und wo eigentlich die Konflikte entstehen. Konkrete Themen von Konflikten im Umfeld von Windenergievorhaben sind visuelle Emissionen von Windturbinen wie Befeuerung und Schattenwurf, akustische Emissionen von Windenergieanlagen wie (Infra)-Schall, die Wirkung auf das Landschaftsbild als planungsrelevante Größe sowie Artenschutzbedenken bezüglich Vogel und Fledermaus.
Ich möchte an dieser Stelle auf die Lichtemissionen von Windparks eingehen. Sie blinken rot, weithin sichtbar, die ganze Nacht. Und dabei muss das nicht so sein. Rund um das schleswig-holsteinische Marne werden demnächst bis zu 200 Windenergieanlagen auf einer Fläche von 122 km2 bedarfsgerecht befeuert. Das heißt, das Licht an den Turbinen springt nur dann an, wenn sich ein Flugzeug nähert. Damit werden die Anwohner entlastet, das schafft wiederum Akzeptanz. Die Breitbandnetz Südermarsch UG und die Enertrag-Tochter Airspex GmbH haben dazu einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet.
Die Windenergieanlagen werden über ein Glasfasernetz der Breitbandnetz Südermarsch UG an das Airspex-System angeschlossen, welches in diesem Projekt einen neuen emissionsarmen und kompakten Sensor nutzt. Nach und nach könnte mit dieser Technik das nächtliche Blinken der Windkraft verschwinden. Für die Akzeptanz wäre das ein Riesenerfolg. Enertrag Systemtechnik hat im nordfriesischen Langenhorn bereits ein Projekt mit einem Airspex-System ausgestattet und begleitet derzeit das Dark-Sky-Großprojekt mit bis zu 400 Windenergieanlagen in der Uckermark. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Enertrag an bedarfsgerechter Befeuerung.
Die Technik liegt längst bereit, aber über den rechtlichen Rahmen war man sich lange nicht einig. Wie groß ist das Risiko? Was ist, wenn etwas passiert? Die Windbranche hatte nun also rund zehn Jahre Zeit, die Technik zu verfeinern, Kosten zu reduzieren und endlich profitieren Anwohner im großen Stil davon. Solche Chancen müssen künftig zügiger umgesetzt werden, wenn der Windkraftausbau in angemessenem Tempo weitergehen soll.