Die Windenergieunternehmen haben in Deutschland von Januar bis September mit 1.368 Megawatt (MW) erneut deutlich mehr neue Erzeugungskapazität ihrer Windparks in Betrieb genommen als im Vorjahr. Wie der Brancheninformationsdienst Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) nach seiner turnusgemäßen Auswertung der offiziellen Daten des Markstammdatenregisters bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) nun bilanziert, waren das genau 270 MW mehr als im selben Jahreszeitraum des Vorjahres 2020. Damals hatte die Auswertung des Neun-Monats-Zeitraums einen Bruttozubau von 1.108 MW ergeben.
Zwar bauten Betreiber von Altwindparks gemäß IWR-Auswertung auch 169 Altanlagen mit einer Gesamtkapazität von 174 MW ab, die vielfach nach einer langen Betriebsdauer von bis zu 20 Jahren und so nach Ablauf ihrer Höchstförderdauer zuletzt eine preislich abgesicherte Vergütung gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verloren hatten. Doch auch netto bleibt der Windparkzubau an Land bundesweit nach dem Tiefpunkt 2019 mit damals im Gesamtjahr nur 930 MW weiterhin im Aufschwung. 2020 bauten die Windparkbetreiber und Investoren mit 123 Anlagen und 148 MW noch etwas weniger vom Altbestand zurück – erreichten aber gleichwohl unterm Strich von Januar bis September 2021 mit 1.193 MW netto einen um rund 240 MW höheren Nennleistungszugewinn als die 960 MW des Zeitraumes Januar bis September 2020.
Dabei dürfte die Verfügbarkeit der für Windparkplanungen als Vorrangflächen ausgewiesenen Projektstandorte weiterhin ein deutlich begrenzender Engpass geblieben sein. Denn das Plus im Nennleistungszubau war auch zu einem bedeutenden Anteil das Resultat der deutlich höherer Erzeugungskapazität neuester Turbinenmodelle von im Durchschnitt schon 3,9 MW nach knapp 3,6 MW im Vorjahr. Die 350 neu errichteten Anlagen bedeuten allerdings ein Plus von 40 Anlagen im Vergleich zu den 310 zugebauten Turbinen des Zeitraumes Januar bis September 2020.
Die Anteile der einzelnen Bundesländer und Regionen am Windkraftzubau bleiben derweil höchst unterschiedlich. So waren Brandenburg (308 MW), Niedersachsen (287 MW), Nordrhein-Westfalen (195 MW) und Schleswig-Holstein (192 MW) die Schauplätze für den Bruttozubau von mehr als 980 MW und damit für 70 Prozent des Installationsgeschäftes. Damit sind bereits alle Länder mit einem mindestens dreistelligen MW-Zubau genannt. Dass die Bedeutung der vier führenden Bundesländer nicht noch deutlicher ins Gewicht fiel, ist dem statistischen Sondereffekt geschuldet, dass mit Mecklenburg-Vorpommern auch eines der im bundesweiten Zubaugeschäft deutlich führenden Nord-Bundesländer gegen den Trend unter das Niveau des Vorjahres zurückfiel und nun nur noch 70 MW Zubau aufweist. Hinzu kommt, dass in Baden-Württemberg nach Jahren fast kompletten Stillstands im Windpark-Installationsgeschäft nun gleich mehrere lange vorbereitete Projekte ans Netz gingen und der Bruttozubau im Bilanzzeitraum starke 93,3 MW beträgt.
Rückläufig war der Zubau auch in den mitteldeutschen Bundesländern Hessen und Sachsen-Anhalt sowie im einzigen Süd-Bundesland mit nun schon Jahre lang stabilem Windparkzubau, in Rheinland-Pfalz. Alle drei Länder erreichten Werte von etwas weniger bis bestenfalls etwas mehr als 50 MW. Hier reiht sich auch Thüringen mit 41 MW Zubau ein: Nach 30,7 und 22,4 MW in den beiden Jahren davor erweist sich der dort von einer Linke-/SPD-/Grünen-Regierung vor gut vier Jahren eingeleitete Umschwung hin zu einer ehrgeizigeren Energiewende als zäh. Bayern bleibt mit 27 MW fast das Schlusslicht, weil die dortigen bundesweit strengsten Vorgaben für Mindestabstände von Siedlungen um das Zehnfache der Windturbinengesamthöhe – 10-H-Regel genannt – kaum noch Projekte zulässt. Außer in den drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg gab es sogar Nullzubau in Sachsen und dem Saarland: 0,8 und 0,0 MW.
Die Aufteilung des Marktes unter den Turbinenbauern bleibt im schon zu Jahresbeginn sichtbaren Trend: Enercon hat die Marktführerschaft mit knappem Abstand vor Vestas zurückgewonnen, GE hält sich aufgrund des zeitlichen Vorsprungs bei der Entwicklung von Windturbinen der neuen Fünf- bis Sechs-MW-Klasse auf Platz drei vor Nordex und dem Fünftplatzierten Siemens Gamesa. Mit 4,8 MW ist die durchschnittliche Nennleistung der neu errichteten GE-Anlagen die höchste.
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