Was hat der Hamburger Erneuerbare-Energien-Cluster EEHH seit Gründung erreicht?
»Jan Rispens: Wir haben seit unserer Gründung 2010 unser Netzwerk sehr schnell breit aufgestellt. Mit 57 Mitgliedern gestartet, haben wir heute knapp 200 Mitglieder. Offensichtlich haben wir Projekte umgesetzt und Themen entwickelt, die unsere Hamburger Erneuerbare-Energien-Unternehmen spannend und interessant finden.
Wie sieht die Mitgliederstruktur aus?
»Jan Rispens: Wir sind breit aufgestellt. Wir haben fast alle bedeutenden Windenergieanlagenhersteller dabei, viele Projektentwickler, die onshore wie offshore aktiv sind: Energieversorgungsunternehmen, kleinere Projektierer oder Stadtwerke, außerdem Dienstleistungsunternehmen für die Wind-, Solar- und die Biobranche wie Finanzierer, Versicherer, technische Dienstleister und Zertifizierer. Besonders konzentriert sich unser Netzwerk aber auf die nationale und weltweite Windenergiebranche, deren wichtige Firmen hier mit deutschen und europäischen Büros vertreten sind.
Wo sehen Sie heute Ihre Aufgaben?
»Jan Rispens: Wir sehen uns an allererster Stelle als Service-Einrichtung für unsere Mitglieder und interessierte Einrichtungen, die innovative Ideen, Projekte, aber auch Angebot und Nachfrage effektiv zusammenbringt. Darüber hinaus leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Branchenmarketing der Erneuerbaren-Branche, besonders für die Windenergie, und außerdem Standortmarketing mit Branchenbezug für Hamburg und die Metropolregion.
Was hat sich bei den Aufgaben verändert?
»Jan Rispens: Verändert hat sich, dass wir in den vergangenen Jahren viel sichtbarer geworden sind. Wir sind eine wichtige Anlaufstelle geworden – auch international. In den vergangenen vier Jahren empfingen wir etwa 150 internationale Delegationen, kleine und große, politische oder Wirtschaftsdelegationen, die sich alle über die deutsche Energiewende informieren wollten. Geht es um Praxisbeispiele für Windenergie und die Systemintegration der Erneuerbaren, besuchen sie gerne Hamburg und die Metropolregion Hamburg, wo sie Know-how und geeignete Firmen konzentriert vorfinden und Projekte besichtigen können.
Womit konkret kann Hamburg punkten?
»Jan Rispens: Die Devise lautet: in Berlin Politiker treffen und sprechen, in Hamburg die Technologie und Produkte anschauen und anschließend Geschäfte einfädeln. Die Metropolregion Hamburg stellt auch ein Schaufenster für unsere Mitgliedsunternehmen dar, die hier als Pilotprojekte neueste Anlagen aufstellen und präsentieren können. Zugleich herrscht in einer Großstadt wie Hamburg mit zwei Millionen Einwohnern natürlich eine starke Flächenkonkurrenz. Wir können nicht so viel grüne Energie erzeugen, um uns annähernd vollständig selbst versorgen zu können. Im Hamburger Hafen sind einige sehr große Energieverbraucher ansässig, darunter ein Stahl-, ein Aluminium- und ein Kupferhersteller, die ein Drittel des Stroms in Hamburg verbrauchen. Wir müssen in einer Kooperation zwischen Industriegebieten und ländlicheren Räumen Lösungen für nachhaltige Energiekonzepte in unserem Ballungsraum entwickeln und gleichzeitig dabei die Netzinfrastruktur stabilisieren. Solche Konzepte sind entscheidend für die regionale und nationale Energiewende und Energiepolitik. Dazu gehen Erneuerbare-Energien-Wirtschaft und große Energieverbraucher in Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam im Projekt NEW4.0 die Herausforderung an, Energieangebot und -nachfrage in der Region stärker zu synchronisieren.
Welches sind aktuell die wichtigsten Termine für den Geschäftsführer des Erneuerbare-Energien-Clusters Hamburg?
»Jan Rispens: Wenn es nach ihrer Bedeutung geht, natürlich die Messen HUSUM Wind im September und WindEnergy Hamburg nächstes Jahr. Uns ist insbesondere die Internationalisierung sehr wichtig. Interessant war in diesem Zusammenhang auch der Empfang Anfang Juli einer Delegation aus Minnesota und Wisconsin, die vom US-Konsulat eingeladen wurde. Wir müssen die Entwicklung in den einzelnen amerikanischen Bundesstaaten beobachten, da die Entscheidungen bezüglich der Entwicklung der Windenergie und der anderen Erneuerbaren nicht in Washington, sondern in den einzelnen Staaten getroffen werden. Natürlich freuen wir uns aber auch immer auf informelle Events wie unser Sommerfest in Hamburger Park Planten un Blomen!
Interview geführt von Tilman Weber