Nicole Weinhold
Europäische Unternehmen, die sich für eine Expansion auf dem Markt USA interessieren, berät Jana Dorband, Senior Investment Specialist in der Handelsabteilung der US-Botschaft Berlin. ERNEUERBARE ENERGIEN wollte wissen, wie sie den US-Windmarkt einschätzt. Auf der BWE-Konferenz "Windenergie in Auslandsmärkten", die am 4. und 5. Dezember in Berlin stattfindet, wird der U.S. Commercial Service / Select USA vertreten sein und zum Thema “Die USA als Markt für die deutsche Windindustrie” referieren.
Wie beurteilen Sie die USA als Standort für Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien?
Die USA sind ein attraktiver Wachstumsmarkt für Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien. Dieser positive Trend lässt sich in allen Subsektoren beobachten: Wind-, Solar- und Wasserkraft, Erdwärme, Biomasse und Biokraftstoffe. Die Internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) prognostiziert, dass der Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix der USA bis zum Jahre 2030 auf 27 Prozent ansteigen könnte – mit einem Anteil von fast 50 Prozent bei der Stromerzeugung. Dies würde eine Zunahme der Leistung von 134 Gigawatt (GW) im Jahr 2010 auf über 700 GW in 2030 bedeuten – also ein rasanter Anstieg in den kommenden zwei Jahrzehnten. Auch weniger optimistische Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Kapazitäten im Bereich erneuerbare Energien in diesem Zeitraum mindestens verdoppeln werden. Vor dem Hintergrund dieses positiven Trends haben sich die USA zu einem führenden Standort für Investitionen in diesem Industriesektor entwickelt. In einer kürzlich veröffentlichten Studie von Ernst & Young kamen die USA im internationalen Vergleich auf Platz 2 als einer der weltweit attraktivsten Märkte für Investitionen im Bereich erneuerbare Energien.
Welche Rolle spielt dabei Windenergie?
Windenergie in den USA ist einer der größten und am schnellsten wachsenden Märkte im Bereich erneuerbare Energien weltweit. Die Windkraftleistung in den USA belief sich Ende 2017 auf fast 89 GW und nahm somit unter den erneuerbaren Energien den Spitzenplatz ein. Das entspricht dem durchschnittlichen Strombedarf von 24 Millionen US-Haushalten. Die Nachfrage wird durch sinkende Preise weiter steigen. Stromentstehungskosten aus Windkraftanlagen sind in manchen Gegenden der USA bereits bei zwei Cent pro kWh. Windenergie trägt heute über zehn Prozent zur Stromgewinnung in 14 Bundesstaaten bei – in Iowa, Oklahoma, Kansas und South Dakota sogar über 30 Prozent. Der größte Produzent von Windenergie in absoluten Zahlen ist derzeit der Bundesstaat Texas. Windenergie spielt somit bereits eine zentrale Rolle bei der Energieversorgung in den USA und der Trend geht weiter nach oben. Für deutsche Unternehmen aus der Branche sind die USA ein attraktiver Wachstumsmarkt.