Die Betreiber von gebäudeintegrierten Solaranlagen haben in der Regel zwei Herausforderungen zu bewältigen, wenn sie sich für einen solchen Generator entscheiden. Auf der einen Seite müssen sie möglichst viel des Stroms selbst verbrauchen. Denn solche Anlagen sind noch zu teuer, um die Energie für wenig Geld ins Netz einzuspeisen. Außerdem besteht noch die technischen Herausforderung, die Abwärme der Solarmodule so abzuführen, dass einerseits die Solarzellen nicht zu warm werden und dabei an Leistung verlieren. Denn in der Regel werden kristalline Module eingesetzt und die büßen an Leistung ein, je wärmer sie werden. Andererseits muss die Abwärme abgeführt werden, um die Brandgefahr zu bannen.
Aus einer anderen Richtung gedacht
Aus einer ganz anderen Richtung entstand hingegen die Anlage auf dem Dach des Sockhofes. Sepp Steinmüller, der Betreiber des Bauernhofes im oberbayerischen Oberaudorf, wollte möglichst viele Inhaltsstoffe im Heu erhalten, das auf seinen Feldern trocknet. „Man muss dazu wissen, dass es sehr schwer ist, durch Trocknung draußen auf dem Feld eine gute Heuqualität zu erreichen“, erklärt Steinmüller. „Das Gras muss älter gemäht werden, damit es vernünftig trocknet und dann sollte es eigentlich drei Tage draußen trocknen. Am dritten Tag hat man, auch durch den Tau der Nächte, jedoch schon einen Verlust von etwa zwanzig Prozent der wertvollsten Inhaltsstoffe, Energie, Eiweiß, und Vitamine. Zudem gehen wertvolle Bestandteile von Kräutern verloren.“
Solarstrom und Heutrocknung fallen zusammen
Um dieses Problem zu lösen, ist die Einfuhr des Heus nach schon zwei Tagen und die Nachtrocknung auf der Tenne mittels einer Heutrocknungsanlage. Dadurch bleiben zwar die Inhaltsstoffe im Heu erhalten. Allerdings kostet das viel Strom und Wärme. Diesen Strombedarf wollte Sepp Steimüller mit einer Photovoltaikanlagen auf seinem Dach abdecken. Schließlich fallen die Sonnenstromproduktion und der Energiebedarf für die Heutrocknung zeitlich zusammen, so dass nahezu der gesamte Photovoltaikstrom verbraucht werden kann.
Indachsolaranlage sammelt Wärme
Doch dann kam den Planern von Huber Dachtechnik die Idee, doch eine Indachanlage auf die Scheune zu installierten. Schließlich musste das Dach ohnehin saniert werden. So bildet die Solaranlage gleich einen Teil des Daches. „Außerdem wird die Solaranlage kombiniert genutzt und ist auch deswegen als Indachanlage konzipiert, damit sich die Warmluft darunter möglichst vollständig absaugen lässt, was bei einer Aufdachanlage sehr schwierig wäre“, sagt Steinmüller. „Die Indachsolaranlage ist ein effektiver Warmluftsammler, die Warmluftabsaugung nützt gleichzeitig auch der Solaranlage, die wird gekühlt und bringt mehr Leistung. Und ich werde eben auch die kostenlose Wärme der Anlage für die Heunachtrocknung an den Tagen haben, an denen das Wetter schön ist.“
6.000 Kilowattstunde im Sommer
Jetzt betreibt Sepp Huber eine Anlage, die mit dem Solrif-System von Ernst Schweizer Metallbau installiert wurde. Die 108 Indachmodule von Axsun leisten insgesamt 29,7 Kilowatt und kann damit den Stormbedarf der Heutrockungsanlage zu eine großen Teil abdecken. Immerhin liefert der Generator in den Monaten Juli und August, wenn das Heu getrocknet wird, satte 6.000 Kilowattstunde Strom. Um die Abwärme zu nutzen und auch um sie abzuführen, wenn die Heutrocknungsanlage nicht in Betrieb ist, wird sie von einem Lüftungsfirst zunächst angesaugt. Von dort strömt sie in einen großen Sammelkanal. Um das Heu zu trocknen, wird sie dort gebündelt durch den Heustock geblasen. Wenn die Anlage nicht in Betrieb sein wird, strömt sie über große Lüftungsklappen nach draußen. Dadurch kann sie mit der kühleren Außenluft gemischt werden, was dann eine Form von Passivlüftung durch Konvektion ergibt. (Sven Ullrich)