Das norwegische Unternehmen Kitemill will Anfang des kommenden Jahres die erste Höhenwindanlage auf den Markt bringen. Der gleichnamige Windenergiedrache soll dann 30 Kilowatt (kW) Leistung haben und in Höhen von bis zu 400 Metern den Wind ernten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat Kitemill schon einige Hürden genommen. Damit die Höhenwindanlage als autarker Energieerzeuger funktioniert, müssen Start, Betrieb und Landung voll automatisiert laufen. Das gelang erstmals im Herbst des vergangenen Jahres mit der Fünf-kW-Testanlage. Vom Start bis zur Landung lief der Drachen selbstständig und ohne Probleme – und absolvierte damit einen riesen Schritt in Richtung Markteinführung.
Die Tests gehen weiter
Nach dem erfolgreichen Abschluss des automatisierten Betriebs arbeitet das Unternehmen nun an der Stabilität des Systems und doppelt zudem Sicherheitsvorkehrungen des Kontrollsystems. Das ist unteranderem wichtig, damit die Anlage bei unterschiedlichen Wetterbedingungen einsetzbar ist und beispielsweise auch bei Sturm sicher gelandet werden kann. Gleichzeitig hat der Bau des 30-kW-Kitemill begonnen. Erste Gussformen und Teile sind fertig und die ersten Flugtests mit dem 30-kW-Drachen sind für diesen Sommer angesetzt. „Unser Ziel ist es, die 30-kW-Kitemill im Herbst dieses Jahres vollautomatisch in Betrieb zu nehmen“, sagt Lode Carnell, technischer Leiter von Kitemill.
Das Prinzip, wie die Anlage Energie erzeugen wird, ist simpel: Der Kite steigt spiralförmig auf. Dabei wird das Seil abgewickelt und treibt eine Generatorwinde an. Wenn der Drachen am höchst möglichen Punkt angekommen ist, wird die Flugbahn unterbrochen und er wird wieder eingeholt. Beim Einholen wird nur ein Bruchteil der Energie benötigt, die vorher produziert wurde. Dann beginnt das Spiel von vorne.
Der nächste Schritt
„Wir rechnen damit, Anfang 2017 die erste Kitemill-Einheit an unseren ersten Kunden auszuliefern“, erzählt Carnell. Das könnte der Startschuss für einen neuen Markt in der Regenerativbranche sein. Doch gerade zu Beginn rechnet das Unternehmen mit Verbesserungspotenzial, das erst mit der Zeit aufgedeckt werden kann. Wenn die Technik für die Vermarktung im großen Umfang bereit ist, könnte sie sich als lukrativ erweisen. Im Gegensatz zu Wind in Bodennähe, ist Höhenwind sehr beständig und kann an unterschiedlichsten Standorten geerntet werden. Konventionelle Turmwindanlagen sind in ihrer Größe immer wieder optischen Akzeptanzfragen unterworfen, während Höhenwindanlagen in der Wahrnehmung visuell keine Rolle spielen. Allerdings spielt die Anlage mit 30 kW vorerst in der Liga von Kleinwindanlagen. Sie ist also nicht zu vergleichen mit den derzeit gängigen Turbinen mit fünf oder sechs Megawatt.
(Marike Ziehmann)