Inzwischen führe „Windenergie … das Kommando in der Umstellung (des Energiesystems, tw) weg von fossilen Treibstoffen; und treibt weiterhin den Wettbewerb bei Preis, Leistungsfähigkeit und Verfügbarkeit voran“, betonte GWEC-Generalsekrektär Steve Sawyer bei der Präsentation des Zahlenwerks. Der neue Annual Market Update 2017 für die traditionelle Fünf-Jahres-Prognose des GWEC, „Global Wind Report“, sieht konkret für 2018 nach drei Jahren leicht rückläufiger Installationen neuer Erzeugungskapazitäten eine noch kaum wahrnehmbare Zunahme des Windkraftausbaus um 0,2 Prozent. Doch 2019 und 2020 sowie noch einmal 2022 wird das Volumen der jährlich neu bereitgestellten zusätzlichen Windkraftkapazität weltweit laut GWEC-Prognose um erst 8,8, dann 8,4 und dann noch einmal um 6,3 Prozent wieder deutlich zunehmen.
Während 2018 noch starke Rückgänge in den wichtigen Windenergiemärkten Deutschland, Großbritannien und Indien aufgrund wechselnder regulatorischer Rahmenbedingungen den Markt ausbremsen werden, werden ab dem darauffolgenden Jahr ganz neue Wachstumsmärkte erstmals statistisch positiv durschlagen. Argentinien, Südafrika und – sogar an der Schwelle zu einem dramatischen Wachstum: – Mexiko werden dann die globalen Ausbauzahlen wieder nach oben ziehen. Hinzu kommt, dass dann zugleich die weitgehend vorangekommene Umstellung des Vergütungssystems in Indien auf das Prinzip der Ausschreibungen wieder zu einem starken Windkraftausbau auf dem zentralasiatischen Subkontinent führt. Und selbst die schlafenden Riesen Russland, Vietnam und Saudi-Arabien machen sich ab dann durch allmähliches Erwachen bemerkbar, so prognostiziert es GWEC.
Die Prognose fällt auch deshalb so günstig aus, weil auf die beiden Windenergie-Führungsnationen zumindest mittelfristig verlässlich bleiben: So werde China wenngleich auf niedrigerem Niveau als im vergangenen Jahrzehnt seine globale Führungsrolle beim Windkraftausbau weiter wahrnehmen, erklärt GWEC. Zugleich werden die USA als das Land mit dem zweitschnellsten Windenergieausbau trotz dessen windkraftfeindlicher neuer Administration bis 2020 ein starker Windkraftmarkt bleiben. Auch in Brasilien bleibt die positive Lage für die Windkraft trotz politischer Turbulenzen in dem Land nach den Erwartungen von GWEC stabil, wenngleich Argentinien die Führungsrolle dieses Landes streitige machen könnte.
Insgesamt erwartet GWEC im Vergleich zu 2017 eine Zunahme der Windparkinstallationen von 52,5 auf 66,5 Gigawatt (GW) jährlich hinzukommender Erzeugungskapazität. Auch der allmähliche Start des Ausbaus der Windparks im Meer in neuen Ländern insbesondere außerhalb des als Pionier vorausgegangenen Offshore-Windkraft-Kontinents Europa trägt zur Stabilisierung und zum neuerlichen Aufschwung der globalen Windkraftinstallationen wesentlich bei.
Allerdings betrifft der erwartete positive Trend die sechs von GWEC genannten Großregionen sehr unterschiedlich. So hält sich der jährliche Kapazitätszubau in Europa trotz einiger Aufs und Abs von 2017 bis 2022 auf seinem jetzigen Niveau: Im Schlussjahr des Zeitraums werden es wieder 17 GW sein, erwartet GWEC. In Nordamerika steigen die Neuinstallationen bis 2020 wohl auch dank Mexiko pro anno von zuletzt 7,8 auf 12,5 GW erst heftig an, um in den beiden Folgejahren auf wieder etwas niedrigerem Niveau von jeweils rund 11 GW zu verharren. Fast einzig für Asien ist ein kontinuierliches kräftiges Wachstum von 24,4 auf 31,1 GW zu erwarten. Nur in der Region Afrika und Mittlerer Osten ist das Wachstum ähnlich stetig, wenngleich auf einem mehr als zehnmal geringeren Niveau: Die jährlichen Neuinstallationen nehmen letztlich von 0,6 auf 2,6 GW zu, lautet die Prognose. Damit würde sich das Niveau des Windenergieausbaus sogar dem Lateinamerikas annähern. Dieses steigt zwar ebenfalls eindeutig an – von 2,6 GW im Jahr 2017 auf 3,9 GW im Jahr 2022. Allerdings weniger stark als in afrikanisch-arabischen Raum. Und von einem kontinuierlichen Wachstum kann in Lateinamerika laut der Prognose aufgrund dreier leicht rückläufiger Jahre von 2019 bis 2021 keine Rede sein. Hierfür dürfte vor allem ein erwarteter zwischenzeitlicher Einbruch in Brasilien verantwortlich sein.
(Tilman Weber)