Die Bedingungen für die Biomethanbranche sind denkbar ungünstig: Die Nachfrage im Verkehrssektor ist rückläufig und die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird ab 2017 nochmals sinken.
Gleichwohl merkt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der DENA-Geschäftsführung, bei der Vorstellung des Branchenbarometers an: „In den letzten zehn Jahren hat sich ein gut funktionierender Markt für Biomethan entwickelt, die Potenziale sind allerdings bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.“ Biomethan sei als Energieträger sehr flexibel und könne in allen Verbrauchssektoren – in der Stromerzeugung, im Wärmemarkt und im Verkehr – CO2 einsparen. „Damit die Potenziale optimal für die Energiewende genutzt werden können, brauchen wir jetzt insbesondere für den Verkehrsbereich klare politische Signale", fordert er. Die Einführung einer energetischen Unterquote für besonders umweltfreundliche Kraftstoffe im Rahmen der Treibhausgasminderungsquote böte eine Chance, nachhaltige alternative Kraftstoffe wie Biomethan oder Power-to-Gas schneller in den Markt einzuführen, ist er sich sicher.
Haupteinsatzgebiet Kraftwärmekopplung
Überwiegend wurde Methan in der Kraftwärmekopplung (KWK) genutzt. Dagegen war im Verkehrssektor ein Rückgang zu verzeichnen - Schuld sind niedrige Quotenpreise und hoher Vermarktungsaufwand. Im Wärmesektor lag der Biomethananteil an der Erzeugung aus erneuerbaren Energien mit 2,7 Prozent am höchsten, im Verkehrssektor mit 1,1 Prozent am niedrigsten. Regenerativstrom wurde zu rund 1,7 Prozent auf Basis von Biomethan erzeugt. Insgesamt senkte der Einsatz von Biomethan die CO2-Emissionen um 3,2 Millionen Tonnen.
Laut DENA wird sich der Biomethananteil im Strom- und Wärmesektor kurzfristig nicht erhöhen, zumal die Vergütung für Biomethan im EEG 2014 um rund 40 Prozent gesunken ist und auch die ab 2017 geplanten Ausschreibungen für Biomasse keine attraktive Option bieten.
Bedarf bei Schwerlast- und Schiffverkehr
Die Beimischungsquote von Biomethan zum Erdgas lang im Verkehr in den vergangenen zwei Jahren bei rund 20 Prozent. Allerdings sehen Biomethanunternehmen Chancen im Schwerlast- und Schiffsverkehr eine Chance, zumal Methan und verflüssigtes Biomethan LBG (Liquified Biogas) die steigenden CO2-Emissionen dieser beiden Gruppen und das Feinstaubproblem eindämmen könnten. „Wir müssen gerade im Verkehr alle Optionen zur Emissionsminderung nutzen, nicht nur bei CO2, sondern auch bei Stickoxiden und Feinstaub. Biomethan ist dafür eine attraktive Option“, so Kuhlmann. „Die Voraussetzungen sind gut, denn die Europäische Kommission verpflichtet ihre Mitgliedstaaten dazu, ein Ziel für fortschrittliche Kraftstoffe bis April 2017 festzulegen. Allein die Biomethanpotenziale aus Rest- und Abfallstoffen sind ausreichend, um bis 2020 die EU-Vorgaben in Höhe von 0,5 Prozent des Kraftstoffanteils zu erfüllen.“
Ende Oktober 2016 waren 194 Einspeiseanlagen in Betrieb - mehr als 2015. Für dies Jahr wird entsprechend mit einer weiteren Produktionssteigerung auf rund 9,4 Terawattstunden gerechnet. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen weisen die Umfragen unter den Marktteilnehmern auch für das kommende Jahr auf ein Wachstum hin. Auch der grenzüberschreitende Handel von Biomethan kommt voran: Mittlerweile wird Biomethan in 15 europäischen Ländern ins Erdgasnetz eingespeist. Daraus ergeben sich neue Chancen für Anlagenbauer und Projektierer. In Großbritannien und Dänemark beispielsweise wurden die Bedingungen für die Einspeisung von Biomethan verbessert. Auch Deutschland sollte diesen Bereich dringend stärken - gerade angesichts der fehlenden Ideen auf dem Gebieten Wärme und Verkehr.
(Nicole Weinhold)