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Bioenergie Pellets

Pelletkessel-Supermarkt

Im Prinzip geht es eigentlich darum, wie man endlich den erhofften Massenmarkt für Holzpellets in Deutschland in Gang bringt. Bislang ist das nicht gelungen. Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) e. V. stellte 2009 als Erwartung in Aussicht: Wenn ein jährliches Wachstum von 18 bis 24 Prozent auf dem Kesselmarkt für Pellets erreicht werden würde, dann wären 2009 140.000 Pelletfeuerungen in Deutschland erreicht und 2020 eine Million. Doch 2010 waren erst 140.000 Pelletfeuerungen installiert, und die Umstände deuten derzeit nicht darauf hin, dass das prognostizierte exponentielle Wachstum eintritt. Je nach Höhe des Ölpreises und der Laune der Förderpolitik des Bundes dümpelt die jährliche Zuwachsrate bei den Pellet-Installationen in Deutschland um die 20.000 Kesselinstallationen seit Jahren. Bei 20.000 scheint derzeit die Obergrenze des Machbaren erreicht. Hochgerechnet auf die nächsten zehn Jahre wären unter diesen Umständen rund 350.000 Pelletanlagen in Deutschland bestenfalls installiert und nicht annähernd eine Million. Also wie das durchbrechen? Der Hauptgrund für einen Nicht-Wechsel auf Pellets ist gemeinhin bekannt: Es ist der hohe Anschaffungspreis.

Provokation

Deutschlands größter Pelletproduzent German Pellets GmbH hat seine Ankündigung also wahr gemacht. Ende des vergangenen Jahres hatten die Wismarer mit einer an sich nicht neuen Frage dann doch die Pelletbranche wieder neu provoziert. In einer Mitteilung an die Öffentlichkeit hob German Pellets ab, dass staatlicher Zuschuss und vergleichsweise günstiger Brennstoff nicht ausreichten, um mehr Deutsche zum Einbau eines Pelletkessels zu bewegen. Schlussfolgerung: Die Kessel selbst müssten günstiger werden, was aber die etablierten Pelletkesselhersteller bislang versäumt hätten zu tun. Die hohen Anfangsinvestitionen schrecken die Kunden. Im Prinzip ist das eine alte Litanei zwischen Pelletproduzenten und Kesselherstellern um die Frage nach der Verteilung der Lasten seit Jahren. Die Kesselproduzenten argumentieren dagegen mit geringen Stückzahlen und ergo hohen Produktionskosten. Ein Teufelskreis. Der Massenmarkt scheint so niemals richtig in Sicht.

Doch die Wismarer kündigten dann aber an, einen eigenen Kessel über den Ofenbauer Kago auf den Markt zu bringen, der im vergangenen Jahr von German Pellets aus der Insolvenz herausgekauft wurde (ERNEUERBARE ENERGIEN 1/2011). Ein neues Angebot und zwar zu einem Schnäppchenpreis. Nun ist die Katze aus dem Sack. Der Pelletkessel von Kago heißt Pellmax UB.

Selbstbewusst

Es handelt sich um einen OEM-Kessel aus Schweden, den die Firma Värmebaronen AB aus Kristianstad herstellt. Als Beleg für technische Ausgereiftheit und Marktetablierung des Kernstücks der neuen Kago-Feuerung führt German Pellets die Installation von bereits 20.000 Pellmax-Kesseln an. Wo, das ist nicht weiter aufgeführt. Doch kaum jemand unter den Herstellern kommuniziert so offen wie Kago, von wem man den Kessel hat. Das zeugt von Selbstbewusstsein – oder von PR-Strategie, die genau dies suggerieren soll beim Kunden. Kago bietet den Värmebaronen-Kessel nun im Kago-Finish als Komplettlösung inklusive Pufferspeicher mit 825 Liter Fassungsvermögen und Regelung sowie allem weiteren bis selbst zu Kupferrohren für 9.990 Euro an. Das ist einmalig. Denn selbst die Installation ist in dem Preis inbegriffen. Zugleich wird bei akut klammer Kassen die Finanzierung vorbesorgt: Der Kunde kann das Sparpaket wahlweise bar bezahlen oder bei einem Finanzpartner von Kago einen Darlehensvertrag abschließen. Die Raten beginnen bei 75 Euro im Monat für den Kago-Pelletkessel im Eigenheim. Das Kalkül ist, dass der Kessel über hohe Absatzzahlen die entsprechenden Gewinne einfährt. „Wir sehen großes Potenzial“, antwortet German-Pellets-Sprecherin Claudia Röhr auf Anfrage nach Planzahlen fürs erste Jahr optimistisch und zugleich ausweichend. Doch es könnte den Markt aufrollen.

Das Kago-Paket verdient also eine nähere Betrachtung. Der Kessel wird mit einer Leistung von 19,5 Kilowatt angeboten – zu groß für Neubauten generell und selbst für viele Altbauten. German Pellets (Kago) argumentiert hier dagegen mit dem großen Pufferspeicher, der als Gegenpol bei Überdimensionierung wirke: Der Kessel lädt den Speicher voll auf und schaltet sich danach ab. Dadurch würde ein Volllastbetrieb mit wenigen Starts gewährleistet.

Teure Sackware

Der niedrige Anlagenpreis ist erkauft: Es sind kein Pelletssilo und kein Transportsystem im Paket. Diese Lösung sieht also vor, dass der Kessel händisch vom Kunden mit Sackware befüllt wird. Dafür gibt es einen Vorratsbehälter für 120 Kilogramm Pellets im Kago-Paket. Da Sackware pro Tonne etwa 20 Euro teurer ist, erhöhen sich die Brennstoffkosten bei dieser Lösung leicht. Nach durchschnittlichen Werten muss der Betreiber also fünf Tonnen Jahresbedarf Pellets per Hand in seinen Kessel schütten. Wer das nicht mag, also auf ein Pelletsilo oder Pelletbunker ein ein Transportsystem vom Lager zum Kessel und damit die vollautomatische Brennstoffbeschickung wie bei anderen Angeboten haben will, der muss dann halt extra investieren. Laut German Pellets würden dafür in der Regel etwa 5.000 Euro inklusive Montage fällig. Damit läge ein vollautomatischer Pelletkessel von Kago schon bei 15.000 Euro für einen Kunden, der Bequemlichkeit liebt.

Zu betrachten ist auch der Montagepreis. Kago bietet das Paket auch als Selbstbausatz an. Zum reduzierten Schnäppchenpreis von 8.990 Euro. Das heißt einerseits, dass Kago die Option offen hält, dass der Kunde seine Pelletheizung tatsächlich selbst installiert mit einer Ausnahme: die Elektrik.

Tor zum Massenmarkt?

Kago erscheint dann wieder zum Zeitpunkt der Endabnahme und der Inbetriebsetzung. Der fachgerechte Einbau wird bei diesem Termin überprüft und die Steuerung der Heizung von Kago eingestellt. Zum Abschluss gibt es Einweisungen des Endkunden in den Betrieb der Anlage. Optional kann der Kunde bei Wahl des abgespeckten Basispakets auch einen Installateur seiner Wahl mit dem Einbau beauftragen. Dieser wird preislich allerdings mit dem Kago-Installateur konkurrieren müssen, damit sich die Wahl des preisreduzierten Basispakets für den Kunden finanziell lohnt. Denn die Differenz zum Standardangebot in Höhe von 1.000 Euro sind tatsächlich die kompletten Installationskosten, die Kago dem Kunden in Rechnung stellt. Es dürften sich wenige Installationsbetriebe finden, die für diesen Preis eine komplette Pelletfeuerung installieren. Die etablierten Kesselhersteller geben sich zurückhaltend. Man könne den technischen Stand des Angebots nicht beurteilen, heißt es da, weder Prüfberichte noch praktische Erfahrungswerte zum Kessel lägen vor. Auch zweifelt sie das Bedürfnis an: „Sollte der Endkunde günstige Biomassekessel wünschen, dann kann er schon lange nach Produkten aus Osteuropa greifen“, sagt Ferdinand Tischler, Geschäftsführer des österreichischen Kesselbauers ETA. Entscheidende Faktoren für die Kunden wären Qualität und Zuverlässigkeit. Tischler grenzt ab: „Den technischen Standard geben seit Jahren österreichische Unternehmen vor, nicht Hersteller aus dem hohen Norden.“ Auf Nachfrage, was German Pellets denn hoffe an Kago-Kesseln im ersten Jahr verkaufen zu können weicht Sprecherin Claudia Röhr aus: „So viele wie möglich.“ Und ergänzt nicht viel konkreter: „Wir sehen großes Potenzial.“ Doch vielleicht ist das Angebot das Tor zum von der Branche lange ersehnten Massenmarkt.

(Dittmar Koop)