Tilman Weber
Erstmals seit fünf Jahren haben sich wieder nur vier verschiedene Windturbinenbauer mindestens 95 Prozent des deutschen Windturbinenzubaus aufgeteilt (siehe Grafik des UL International am Textende). Das ergeben die jetzt vom Ingenieurberatungs- und Marktanalysedienst UL International herausgegebenen Daten. Demnach installierten Enercon, Vestas, Nordex und Senvion zusammen rund 95 Prozent der 2018 neu errichteten 2.385 Megawatt (MW). Insbesondere gewann auch Deutschlandmarktführer Enercon seine dominante Rolle von rund 50 Prozent Marktanteil wieder zurück: Der ostfriesische Hersteller alleine errichtete im vergangenen Jahr laut UL international 53,8 Prozent der in allen zwölf Monaten neu aufgebauten Erzeugungskapazität.
UL international hatte die Jahresstatistik zur Aufteilung des deutschen Windenergiemarktes unter den Windturbinenherstellern bis 2017 unter dem früheren Institutsnamen Dewi herausgegeben – und in dieser jährlichen Dewi-Statistik zuletzt 2013 eine ähnliche Konzentration unter denselben vier Herstellern gemessen. Dazwischen hatte der Aufschwung des deutschen Windmarktes auf jährliche Zubauvolumen an Land zwischen 3 und 4,5 Gigawatt (GW) immer zu einer breiteten Marktaufteilung geführt: Mindestens fünf, 2017 sogar sechs Anlagenbauer kamen auf Anteile am Markt von rund fünf bis selten mehr als 40 Prozent. Hingegen hatte alleine der Marktführer Enercon zuletzt ebenfalls 2013 mit 49,6 Prozent rund die Hälfte des Onshore-Marktes auf sich konzentriert.
Im Detail sicherte sich 2018 hinter Enercon der traditionelle Deutschlandmarktzweite Vestas wieder ein gutes Viertel des Marktes beziehungsweise 25,8 Prozent. Dabei holte sich Enercon große Marktanteile zurück, nachdem der Anteil der Ostfriesen im Jahr davor gemäß der Dewi-Statistikfolge noch 38,1 Prozent betragen hatte. Der dänische Weltmarktführer Vestas gewann im Vergleich zu 2017 um einen Prozentpunkt hinzu, als er 24,8 Prozent erreicht hatte. Die dritt- und viertplatzierten Unternehmen im Deutschlandmarkt verloren hingegen beide deutlich: Nordex fiel von 13,8 Prozent im Jahr 2017 auf wieder 9,1 Prozent zurück. Allerdings hielt sich das erst 2017 auf Rang drei vorgerückte Nordex ungefährdet auf dieser Position, weil auch Wettbewerber Senvion ein von 9,1 auf 5,8 Prozent ähnlich stark verkleinertes Tortenstück abbekam.
Dahinter fiel Siemens Gamesa laut UL International gar auf einen Marktanteil von 2,7 Prozent zurück, nachdem die DEWi-UL-Statistik im Vorjahr hier noch 4,2 Prozent ausgewiesen hatten. Den größten Absturz aber verzeichnete UL International für das US-amerikanisch-deutsche Unternehmen GE, dessen Stück an der statistischen Torte von einem 8,1-Prozent-Maß auf unter ein Prozent Anteil zurückfiel. Der kleine deutsche Windturbinenbauer Eno Energy sicherte sich ein 1,6-Prozent-Stück.
UL International zählt für diese Statistik die jährlich neu errichteten Turbinen unabhängig davon, ob diese noch im selben Kalenderjahr ans Netz angeschlossen werden. Im Vergleich zu anderen Statistiken wie beispielsweise der aus dem Anlagenregister der Bundesnetzagentur, das auch die tatsächliche Inbetriebnahme berücksichtigt, sind deshalb in Einzelfällen leichte statistische Verschiebungen zu erkennen, wenn etwa zu Ende des Vorjahres schon errichtete Windturbinen aufgrund zum Beispiel von Wetterproblemen oder Netzproblemen erst kurz nach dem Jahreswechsel mit der Einspeisung beginnen konnten. Demnach hätte Siemens Gamesa mit 4,7 Prozent im Jahr 2018 ein wesentlich bedeutenderes Stück des Marktes behalten.
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