Der Speichermarkt läuft gut. Selbst größere Systeme finden immer breitere Anwendung. Die Nachfrage nach Groß- und Gewerbespeichern nimmt dank neuer Geschäftsmodelle weiter zu. Diese Geschäftsmodelle müssen natürlich auch umgesetzt werden. Wie das geht, zeigen die Hersteller mit ihren Lösungen vom 19. bis 21. Juni auf der EES Europe in München.
Langzeitprognose eingebaut
So wird Fenecon am Stand B1.410 unter anderem sein offenes Energiemanagement (FEMS) präsentieren, das das Unternehmen seinen Speichern eingebaut hat. Es steuert das System nicht nur auf Basis momentaner oder vorher vorgegebener Werte etwa für die Einbeziehung flexibler Strompreise. „Unsere Systeme betrachten auch den Zeitraum, erstellen also anlagenindividuelle Viertelstunden-Prognosewerte ab 14 Uhr nachmittags bis Mitternacht des nächsten Tages, also bis zu 34 Stunden im Voraus“, sagt Geschäftsführer Franz-Josef Feilmeier.
1,3 Gigawatt Großspeicherleistung waren in Deutschland Ende 2023 installiert. Diese Großspeicher können zusammen 1,5 Gigawattstunden Strom zwischenlagern.
Aus diesen übereinandergelegten Erzeugungs- und Verbrauchsprognosen erstellt das FEMS einen Energiefahrplan, wann wie viel Solarstrom batterieschonend und netzdienlich in die Batterie geladen wird. Unter Einbeziehung von dynamischen Stromtarifen berechnet das FEMS, welche Strommenge mit welcher Leistung noch aus dem Netz geladen wird. Alle 15 Minuten werden die Prognosen erneuert. Dadurch kann das FEMS auch abweichendes Verhalten immer mitbetrachten.
Autobatterien für stationäre Speicher
Aber auch bei der Hardware hat Fenecon Neues im Portfolio. Neben der neuen Heimspeicherserie hat das Unternehmen vor allem bei Industriespeichern einen eigenen Weg gefunden. Hier nutzt Fenecon Batterien, die eigentlich für Elektroautos hergestellt, aber dort nicht verwendet wurden. „Damit können wir die technischen Vorteile dieser Batterien in den Systemen umsetzen wie die sehr hohe Qualität und Sicherheitsarchitektur und das flüssigkeitsbasierte Temperaturmanagement“, sagt Feilmeier.
Unter anderem auf das Kraftwerkssegment hat sich in diesem Jahr SMA konzentriert. Auf dem Stand B3.210 zeigt das Unternehmen mit dem Batteriewechselrichter Sunny Island X eine neue Dimension des intelligenten Energiemanagements in Haushalt und Gewerbe. Das Highlight wird aber der neue Sunny Central Flex sein.
Vier Funktionen abbilden
Die modulare Plattformlösung für große Batteriekraftwerke feiert Europapremiere und steht auch gleich im Finale des diesjährigen EES Awards. Der Sunny Central Flex ist eine vielseitige Containerlösung und wurde für den Einsatz in allen Kraftwerksanwendungen entwickelt – von der Solarstromerzeugung über die batteriegestützte Netzstabilisierung bis zur Wasserstoffproduktion. Denn das System wandelt nicht nur den Gleichstrom in Wechselstrom um, sondern hebt diesen auch gleich auf Mittelspannungsniveau.
Auf das Kraftwerkssegment hat sich auch Intilion konzentriert. Das Unternehmen präsentiert auf dem Stand B3.340 unter anderem die Application Unit. Dies ist ein Kraftwerks-Controller, der sich aus vier Bausteinen zusammensetzt.
So bindet ein Schnittstellenmodul unter anderem verschiedene Stromvermarkter, Erzeugungsanlagen und Netzbetreiber ein. Im Bereich Applikationen kann der Speicherbetreiber die verschiedenen Geschäftsmodelle abwickeln, wie das Abschneiden von Lastspitzen, Sollwertvorgaben für den Betrieb am Netz oder die Lieferung von Primärregelleistung.
Neues Servicekonzept
Der Bereich Netzkonformität besteht aus einem zertifizierten EZA-Regler und verschiedenen Regel- und Steuerkonzepten. Diese stellen die Netzkonformität der gesamten Anlage sicher. Über die Systemfunktionen lassen sich nachgelagerte Einheiten steuern und die Betriebsführung optimieren.
Außerdem wird Intilion auf dem Messestand sein Konzept zur Unterstützung der Speicherbetreiber bei Planung, Installation, Betrieb und Wartung vorstellen. Ein Team aus Projektmanager, Projektingenieur und Bauleiter gewährleistet den reibungslosen Ablauf. Nach erfolgreicher Inbetrieb- und Abnahme der Systeme können die Anlagenbetreiber aus einem dreistufigen Servicekonzept wählen, das auf den jeweiligen Anwendungsfall zugeschnitten ist.
2,4 Milliarden Euro haben die Hersteller 2023 mit Groß- und Netzspeichern umgesetzt. Das sind etwa 38 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche.
Ebenfalls für die Außenanwendung ist der Speicher TPS HV 80 E, den Tesvolt neu auf der EES auf dem Stand B2.110 vorstellen wird. Die Containerlösung ist optimiert für den dauerhaften Einsatz in Gewerbe und Industrie. Das Besondere: Er kann verschiedene Anwendungen gleichzeitig abdecken. „Vielen Betrieben ist es wichtig, dass ihr Stromspeicher auch für künftige Geschäftsmodelle funktioniert“, sagt Simon Schandert, Technikvorstand bei Tesvolt.
Komplett vormontiert
Das ist mit dem TPS HV 80 E möglich. Er kappt Lastspitzen, optimiert den Eigenverbrauch und steuert Ladesäulen. Auch eine Nulleinspeisung, Netzdienstleistungen und Arbitragehandel sind mit ihm möglich. „Vor allem das prognosebasierte Laden dürfte für Betriebe mit einer eigenen Photovoltaikanlage oder mit dynamischen Stromtarifen interessant sein“, sagt Simon Schandert.
Das System ist fertig vormontiert und komplett verdrahtet. „Der Installateur muss nur das Fundament vor Ort errichten, die Batteriemodule einsetzen und den Speicher anschließen – der Installationsaufwand ist also stark reduziert“, betont Simon Schandert. „Das verhindert auch potenzielle Fehler bei der Installation, und der Fachpartner kann den Zeitaufwand besser planen.“
Modularer Aufbau
Zusätzlich ist das System modular aufgebaut – von den Batteriemodulen bis hin zum Container – und kann so flexibel angepasst werden. Die Speicherkapazität beginnt bei 80 Kilowattstunden und kann bis zu 1,28 Megawattstunden ausgebaut werden. Zudem kann der Kunde zwischen zwei verschiedenen Energiemanagementsystemen wählen.
Socomec wird auf dem Stand B2.130 sein neues Speichersystem Sunsys HES L SKID zeigen. Es kann ganz verschiedene Funktionen abdecken. Der Speicher eignet sich sowohl als Energiemanagementzentrale für Gewerbe- und Industriebetriebe als auch zur Versorgung netzgekoppelter oder autarker Microgrids. Auch die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge kann der Speicher unterstützen. Mit dem Design hat Socomec im Vergleich zu seinen bisherigen Systemen die Gesamteffizienz verbessert und die Installations-, Transport- und Wartungszeit für den Kunden um einen Tag reduziert.
Schnell und preiswert installiert
Socomec bietet das System in verschiedenen Konfigurationen an: von 100 Kilowatt mit 186 Kilowattstunden Volumen bis 300 Kilowatt und einer Speicherkapazität von 1,116 Megawatt. Dank des modularen Designs lassen sich pro System bis zu sechs Batterieschränke anschließen. Dabei werden alle Schränke des kompakten Energiespeichersystems vormontiert und intern verkabelt auf einem speziell dafür ausgelegten Gestell geliefert.
Nach der Anlieferung ist lediglich der Anschluss der Wechselstrom- und Kommunikationskabel erforderlich. „Durch Gespräche mit unseren Kunden wissen wir um die logistischen Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, um die benötigte Speicherkapazität bereitzustellen“, sagt Guy Schaaf, Marketing- und Spezifikationsleiter bei Socomec. „Unsere Ingenieure haben darauf reagiert und unsere Speicherlösung neu gestaltet.“