Im Vorfeld der The Smarter E in München vermelden zahlreiche Speicherfirmen ihre Neuigkeiten. Enerparc, einer der führender Solarparkinvestoren, -errichter und -betreiber Europas, hat in Zusammenarbeit mit dem niedersächsischen Start-up Naext einen Batteriespeicher zur Nachtstromkompensation für Freiflächensolarparks entwickelt. Die ersten vier auf bestehenden Enerparc-Anlagen installierten „Quadragons“ laufen nach Unternehmensangaben reibungslos – damit sei die Testphase der Speicher-Cubes erfolgreich abgeschlossen.
Der Quadragon adressiert laut Firmen eine der zentralen Herausforderungen von Freiflächensolaranlagen. Diese erzeugen Strom dann, wenn die Sonne scheint – also tagsüber und in großen Mengen, insbesondere während der Mittagsstunden. Dies führt zu einer hohen Belastung des öffentlichen Stromnetzes, sodass die Einspeisung teilweise begrenzt werden muss – nicht eingespeister Solarstrom geht verloren. Auf der anderen Seite benötigen die eigenen Komponenten der Anlagen wie Transformatoren in der Nacht Energie, die aus dem Netz bezogen werden muss. Deshalb beschäftige sich das Innovations-Team von Enerparc bereits seit einigen Jahren mit Batteriespeichersystemen, deren Bedarf analog des Zubaus Erneuerbarer-Energien-Anlagen steigt, heißt es von Enerparc.
Armin Scherl, Head of Innovations bei Enerparc, sagt, als man vor etwa zwei Jahren mit Naext in Kontakt kam, sei die Idee schnell geboren gewesen, einen Batteriespeicher zu entwickeln, der auf Bedürfnisse in der Planung und Errichtung von eigenen Solarparks abgestimmt ist. „Nach anderthalb Jahren gemeinsamer Entwicklungszeit sind wir mit der Performance des Quadragon sehr zufrieden.“
Henning Behn, Co-Founder der Naext GmbH, ergänzt, für seine Firma als Start-up sei es wahnsinnig hilfreich gewesen, das Innovations-Team von Enerparc an der Seite zu haben, das intensiv über die gesamte Entwicklungsphase begleitet habe. „Gemeinsam und mit der Expertise des Solarparkentwicklers ist es uns gelungen, ein skalierbares Konzept zu erarbeiten. Es ermöglicht uns, unseren Batteriespeicher einfach und schnell in PV-Parks zu integrieren.“
Der Speicher hat die Größe eines 10-Fuß-Containers und ist einfach modular erweiterbar. Eine Besonderheit: Der Quadragon nutzt Second-Life-Auto-Batterien mit einer Gesamtkapazität von 600 Kilowattstunden. Angebunden wird der Speicher AC-seitig und kann somit die Peripherie des Solarparks nutzen, um den Verbrauch je nach Anschluss des Solarparks bis auf Mittelspannungs- oder Hochspannungsniveau zu kompensieren. Zudem kann der Quadragon die eigene Peripherie nutzen, um Elektrofahrzeuge DC-seitig mit aktuell 120 kW und künftig mit 240 kW zu laden. Durch diese doppelte Nutzung bestehender Infrastruktur entsteht ein wertvoller Zusatzgewinn. Gerade für ländliche Umgebungen, in denen Freiflächensolaranlagen vornehmlich errichtet werden, ist das Angebot eines Schnellladepunktes interessant. Teure Schnellladesäulen rentieren sich in solchen Gebieten häufig nicht.
„Die Speicherung des erzeugten Solarstroms ist eine der größten Herausforderungen der Energiewende. Mit dem Naext-Quadragon haben wir ein Problem gelöst. Durch ihn können wir den Eigenenergiebedarf unserer Solarparks in der Nacht decken. Ebenso kann der Speicher Blindleistung bereitstellen, die wir zur Spannungshaltung ins Netz einspeisen können. Der integrierte Schnellladepunkt für Elektroautos ist ein zusätzlicher Nebeneffekt, der es uns erlaubt, den eigenen Solarstrom im Sinne der Mobilitätswende zu sehr günstigen Konditionen weiterzugeben“, so Scherl weiter.
Batteriespeicher für sauberes Brauen bei Hasseröder
Bei Hasseröder in Wernigerode setzt AB Inbev seinen Nachhaltigkeitskurs fort – mit der Installation eines Batteriespeichers mit einer Leistung von 1,3 Megawatt durch EDF Renewables Deutschland. Dies ist bereits der zweite Speicher hierzulande der weltweit führenden Brauereigruppe und damit ein weiterer Meilenstein von AB Inbev in Richtung Net Zero.
Der neue Stromspeicher bei Hasseröder in Wernigerode bietet der Brauerei ein Höchstmaß an Flexibilität, um Lastspitzen zu vermeiden und das Netz vor Ort zu entlasten. Bereits heute zählt die Brauerei zu den effizientesten im europäischen Netzwerk von AB Inbev. Es ist das zweite der insgesamt vier gemeinsamen Projekte zwischen EDF Renewables und AB Inbev in Deutschland.
Bei der auf zehn Jahre abgeschlossenen Partnerschaft trägt EDF Renewables Deutschland sämtliche Investitionen und Risiken. Den Startschuss machte Anfang November 2023 das Batteriespeichersystem bei Beck & Co. in Bremen mit einer Leistung von 1,6 Megawatt.
Im Laufe des Jahres sollen die Batteriespeicher an den verbliebenen zwei AB Inbev-Standorten, in München bei Spaten-Löwenbräu und in Issum bei Diebels, in Betrieb genommen werden. Insgesamt liefern die vier Projekte AB Inbev mehr als fünf Megawatt Batterieleistung und begleiten das Unternehmen auf dem Weg zum CO2-neutralen Brauen.
Batteriespeicherkette Bayern-Hessen
Tobias Gotthardt, Staatssekretär im bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie hat gestern Nachmittag am Standort Schwabmünchen gemeinsam mit Martin Wagner, Geschäftsführer Verbund Energy4Business die Batteriespeicherkette Bayern-Hessen in Betrieb genommen. Drei Speicherstandorte mit 44 Megawatt Gesamtleistung und einem Speichervolumen von 55 MWh stützen ab sofort die Verteilnetze in Bayern und Hessen.
Tobias Gotthardt, Staatssekretär im bayerischen Ministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, sagt, Bayern - gerade auch als starken Wirtschaftsstandort - resilient aufstellen heiße, auch die erneuerbaren Energien als Basis für wirtschaftlichen Erfolg anzuerkennen, aktiv zu fördern und das Verteilnetz zu modernisieren. Zielvorgabe sei: Bayern als Heimat des modernsten und intelligentesten Verteilnetzes weltweit. „Deshalb sind Initiativen wie Großbatteriespeicher mehr als willkommen. Sie unterstützen unsere Bestrebungen zur Dekarbonisierung, garantieren Netzstabilität und helfen, erneuerbare Energieträger sicher in unsere Stromnetze zu integrieren. Diese drei Standorte setzen auch ein wichtiges Signal der Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Deshalb gilt mein besonderer Dank unseren österreichischen Freunden, allen beteiligten Akteuren und Organisationen.“ (nw)