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„Haben ­Wertschöpfung in Solar verloren“

Sie bauen gerade eine Speicherfertigung in Lutherstadt Wittenberg. Wie behauptet man sich gegen asiatische Wettbewerber?

Daniel Hannemann: Das ist eigentlich schon seit 30 Jahren dasselbe Spiel. Die Strategie von Tesvolt als Technologieunternehmen ist hohe Innovation mit einer relativ geringen Wertschöpfung. Wir stellen keine Batteriezellen her, sondern bieten Speicher mit Energie- und Batteriemanagementsystem, eine Gesamtlösung. So positioniert sich Tesvolt im Bereich Gewerbe und Industrie als Lösungsanbieter.

Eine große Fabrik in Deutschland aufzubauen ist gleichwohl ein Abenteuer, oder?

Daniel Hannemann: Wir bauen einen Standort mit einem Logistikzentrum und einer Fertigungsstrecke, wo wir im nächsten Jahr unsere neueste Generation fertigen werden, das heißt Gewerbespeicher. Wir werden dort auch unsere Module für den maritimen Sektor als reines Assembling fertigen.

Zulieferkomponenten sind dann asiatisch?

Daniel Hannemann: Aktuell ist Tesvolt der einzige westliche, europäische Hersteller, der keine chinesischen, sondern Zellen von Samsung SDI aus Südkorea nutzt. Damit haben wir ein wesentliches Differenzierungsmerkmal zum asiatischen Liefermarkt und keine Abhängigkeit von China. Das Thema Resilienz treibt uns seit dem Ukrainekrieg stärker um.

Was hätten Sie sich da von der Politik gewünscht?

Daniel Hannemann: Unser großes Dilemma ist, dass wir uns für den Ausstieg aus der Atomkraft sowie der Kohle- und Gasverstromung entschieden haben, aber nicht dafür, gleichzeitig Anreize für den Aufbau europäischer Industrien im Bereich erneuerbare Energien zu schaffen. Wir haben vor Jahren keine Batteriewerke gebaut. Wir haben unsere Wertschöpfung in der Solarindustrie verloren. Windkraftanlagen kommen aus China. Mehr als 90 Prozent aller Batteriezellen kommen aus China. Somit haben wir es verpasst, Wertschöpfung wirklich im eigenen Land und der EU aufzubauen. Und das führt jetzt zu einer relativ hohen Abhängigkeit vom asiatischen Markt für unsere Energiewende.

Haben wir aus der Vergangenheit gelernt?

Daniel Hannemann: Nein. Europa steht für Offenheit und das ist gut so. Aber wir sehen auch, dass die heimische Automobilindustrie zum Beispiel abgehängt wird von chinesischen Herstellern, und somit muss sich jetzt die EU wirklich mit solchen Kernfragen beschäftigen. Was wollen wir wirklich?

Die deutsche Automobilindustrie will Verbrenner nach China verkaufen.

Daniel Hannemann: In China ist jedes vierte neue Auto elektrisch. Ich weiß nicht, welche Anteile überhaupt noch die deutsche Automobilindustrie dort hat. Also wird der Export auch in Kürze einbrechen, Verbrennermotoren wird es in Zukunft nicht mehr geben. Der Diesel-Verbrennungsmotor war Technologie made in Germany und jetzt sind es Batterien made in China mit allem, was dazugehört in der Leistungselektronik. Und somit wird es zunehmend problematisch, wenn die Politik und auch die Autohersteller so behäbig reagieren.

Sehen Sie einen Weg, wie es hätte funktionieren können? Vor Jahren hat die Politik die Solarbranche alleingelassen ...

Daniel Hannemann: Damals hat die Politik mit Importzöllen auf chinesische Solarmodule reagiert. Das hat auch sicherlich ein paar Monate funktioniert, aber dann haben chinesische Unternehmen in Taiwan oder Malaysia ihre Werke gebaut und darüber importiert. Für diese Strategie müsste man also Importzölle aus jedem Land und für jede Ware erheben, die wir schützen wollen. Wenn man die heimische Industrie jetzt schützen will, müssen massive Investitionen in die europäische Erneuerbaren-Industrie angestoßen werden, insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung. Wir können nur durch einen Innovationsvorsprung im internationalen Wettbewerb dauerhaft bestehen. Nicole Weinhold

Daniel Hannemann
Mitgründer und CEO von Tesvolt, Hersteller von Batteriespeichersystemen für Gewerbe und Industrie mit Hauptsitz in Lutherstadt Wittenberg

Foto: TESVOLT

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