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Anwendungen kombinieren

Sven Ullrich

Noch immer bestimmen die Hauseigentümer den Ausbau der Speicherkapazitäten. Doch zunehmend kommen auch größere Speichersysteme zum Zuge. Immer mehr Unternehmen erkennen den Nutzen eines Speichers jenseits der Erhöhung des Eigenverbrauchs.

Denn die Speicher können mehr. „Das Thema Multi-Use-Anwendungen gewinnt an Bedeutung. Es werden immer mehr Verbraucher und Erzeuger gleichzeitig mit dem Batteriespeicher kombiniert und der Speicher muss verschiedene Anwendungen abdecken können. Die Steuerung der Systeme wird also zunehmend komplexer“, erklärt Alina Möbius, Produktmanagerin bei Intilion.

Versorgung absichern

Das Unternehmen wird auf der diesjährigen EES Europe in München auf dem Stand B2.354 die entsprechenden Funktionen der Scalebloc-Speicher in den Mittelpunkt stellen. Hier geht es unter anderem um die unabhängige und sichere Stromversorgung von Unternehmen, aber auch von Einrichtungen der kritischen Infrastruktur, Rechenzentren oder Krankenhäusern. So wird Intilion beispielsweise die Stromversorgung von Rechenzentren der Telekom mit seinen Speichern absichern. Zunächst sollen an drei Standorten Systeme mit einer Gesamtkapazität von 60 Megawattstunden entstehen.

Voraussetzung für solche Anwendungen ist, dass die Speicher nicht nur viel Energie und Leistung mitbringen, sondern auch in weniger als 20 Millisekunden die Versorgung übernehmen. In Zeiten stabiler Stromversorgung kann der Speicher derweil für andere Anwendungen wie die Eigenverbrauchs­erhöhung, die Lastspitzenkappung oder die Netz­anschlusserweiterung für die Ladesäulen genutzt werden – Multi-Use eben.

Speicher springt automatisch ein

Rechenzentren, Industrieunternehmen und andere Einrichtungen hat Commeo (Stand B2.310) als Anwender für seine Edge-USV-Speicher im Blick. Diese springen automatisch ein, wenn sie einen Spannungsverlust registrieren. In Relation zur bereitgestellten Leistung können sie Stromausfälle sehr lang überbrücken. So ist die Versorgung von bis zu 20 Kilowatt Leistung mit nur 6,6 Kilowattstunden für bis zu zehn Minuten möglich.

Es werden immer mehr Verbraucher und Erzeuger gleichzeitig mit dem Batteriespeicher kombiniert und der Speicher muss verschiedene Anwendungen abdecken können. Die Steuerung der Systeme wird also zunehmend komplexer.

Alina Möbius, Intilion

Außerdem liefert der Speicher auch bei ausgeschaltetem Batteriesystem Energie für externe Komponenten. Zudem hat Commeo eine Deep Discarge Protection entwickelt, die das Batteriesystem vor wirtschaftlichen Schäden aufgrund einer zu tiefen Entladung schützt. Ein spezielles Management steuert die gewünschte Entladetiefe. Die einzelnen Speicherblöcke können auch einzeln abgeschaltet werden, was die Verfügbarkeit des Speichers erhöht.

Zusätzlich wird Commeo auf der ESS auch sein bipolares Hochvoltsystem präsentieren. Durch drei Außenanschlüsse kann es positive und negative Spannung gleichzeitig liefern. Dadurch senkt Commeo die Komplexität des Speichersystems, was nach Angaben des Unternehmens zu einem wirtschaftlichen Vorteil von 20 bis 30 Prozent gegenüber einem unipolaren System führt.

Fürs Gewerbe optimiert

Den Ansatz, mit dem Speicher möglichst viele Anwendungen abzudecken, verfolgt auch Tesvolt. Der Hersteller aus Lutherstadt Wittenberg wird auf der EES Europe auf dem Stand B2.110 seine neue Speichergeneration TS HV 30-80 E präsentieren. Bei der Entwicklung der neuen Hochvoltspeicher hat Tesvolt auf noch mehr Variationsmöglichkeiten geachtet und bietet jetzt auf das System und die Kapazität eine Garantie von zehn Jahren. Die neuen Speicher hat Tesvolt für den Bedarf von Gewerbebetrieben jeglicher Größe optimiert.

Es lassen sich künftig auch Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle realisieren, die heute vielleicht noch gar keine sind.

Simon Schandert, Tesvolt

Entsprechend gibt es die neuen Hochvoltspeicher in drei verschiedenen Varianten mit 32, 56 oder 80 Kilowattstunden Fassungsvermögen. Sie sind zudem skalierbar. Miteinander kombiniert erreichen sie eine gesamte Speicherkapazität von bis zu fünf Megawattstunden. Auch in diesen Speichern verbaut Tesvolt seine bewährten Batteriemodule mit je 22 Zellen von Samsung SDI. Die Speicher werden kombiniert mit dem dreiphasigen Batteriewechselrichter Sunny Tripower Storage X von SMA, der für die schnellen Reaktions- und Regelungszeiten sorgt, die für Multi-Use-Anwendungen notwendig sind.

Verschiedene Geschäftsmodelle möglich

Neu ist auch, dass die Stromspeicher mit zwei verschiedenen Energiemanagementsystemen kombiniert werden können: der Basic- oder der Pro-Variante. Mit der Pro-Variante lassen sich bis zu 25 Ladepunkte steuern und priorisieren. „Gerade die Multi-Use-Funktionen, die unser Energiemanagementsystem ermöglicht, bieten enormes Potenzial“, betont Simon Schandert, Technikchef von Tesvolt. So können die Kunden je nach Bedarf nahezu alle Anwendungen miteinander kombinieren, etwa eine Eigenverbrauchsoptimierung bei gleichzeitiger Steuerung der Erzeuger und Verbraucher, oder das prognosebasierte Laden von E-Fahrzeugen bei gleichzeitiger Nulleinspeisung, zählt Schandert die Möglichkeiten auf. „So lassen sich künftig auch Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle realisieren, die heute vielleicht noch gar keine sind“, erklärt er.

Großen Wert legt Tesvolt auch auf die Sicherheit der Speichersysteme. Diese hat sich das Unternehmen vom TÜV Rheinland zertifizieren lassen. Um sie zu gewährleisten, setzt Tesvolt prismatische Zellen ein, die als sehr sicher gelten. Außerdem überwacht das Batteriemanagement die Spannung jeder einzelnen Zelle. Das Gesamtsystem unterliegt damit einer ständigen Plausibilitätsüberwachung. Falls es den normierten Bereich verlässt, wird das System automatisch in einen sicheren Zustand überführt.

Brandschutz eingebaut

Auch Intilion hat ein umfangreiches Sicherheitskonzept in seine Gewerbespeicher Scalestac integriert, die für den Betrieb in Gebäuden vorgesehen sind. Dazu haben die Paderborner ein Brandschutzrack namens Fleps entwickelt, das neu in die Scalestacs eingesetzt wird. Fleps steht für „Fire Limiter and Environmental Protection System“. Das System verhindert das Überspringen eines eventuellen Brandes in einer Batteriezelle auf die anderen Zellen.

Ein zertifiziertes Sicherheitssystem hat auch Socomec (Stand B2.350) in seine Gewerbespeicher integriert. Der französische Elektronikkonzern ist ganz neu in das Speichergeschäft in Deutschland eingestiegen. In Frankreich hat das Unternehmen schon eine ganze Reihe von Projekten realisiert. Das System kann angefangen bei 186 Kilowattstunden Grundkapazität durch weitere Speichermodule und eine Kaskadierung von mehreren Speicherschränken bis in den Megawattstundenbereich modular erweitert werden. Es besteht aus zwei Komponenten: dem eigentlichen Batterieschrank und einem Energieverteilschrank, der es in das Energienetz einbindet und steuert. Die Energieverteilschränke gibt es – je nach Anwendungsfall – als Gleichstrom- und Wechselstromvarianten. Die Batterieschränke stehen wiederum in zwei verschiedenen Größen zur Verfügung. Diese werden mit einer Flüssigkeitskühlung auf der geeigneten Betriebstemperatur der verbauten Lithium-Eisenphosphat-Batterien gehalten. Diese werden von Catl geliefert.

Sehr attraktiv ist auch die Ergänzung von bestehenden Solarparks mit Speichern, die über denselben Trafo und Netzanschluss, aber einen eigenen Zähler verfügen und eigenständig vermarktet werden.

Franz-Josef ­Feilmeier, Fenecon

Lücke geschlossen

Die Speicherschränke sind zudem mit einer umfangreichen sensorischen Überwachung des Batteriestatus ausgestattet und gegen thermisches Durchgehen geschützt. Für den Ernstfall ist sogar ein selbst­auslösendes Löschsystem integriert, das auf die Brandbekämpfung von Lithiumspeichern ausgelegt ist.

Ganz verschiedene Anwendungen mit Speichern hat Fenecon (Stand B1.230) im Blick. So wird das Unternehmen auf der EES Europe neben dem neuen Speicher Industrial L auch ein System zeigen, das die Lücke zwischen klassischen Heim- und Gewerbespeichern schließt. Mit einer Ausgangsleistung von 20 und 30 Kilowatt und einer Eingangsleistung von 30 und 45 Kilowatt sowie einer Kapazität zwischen 13 und 159 Kilowattstunden ist es konzipiert für die Landwirtschaft, das Kleingewerbe, Mehrfamilienhäuser und Einfamilienhäuser mit Sektorenkopplung. Die Lösung ist notstrom- und inselfähig.

Speicher am Energiemarkt anbieten

Auf der anderen Seite des Marktes intensiviert Fenecon das Geschäft mit Industrie- und Solarparkspeichern. „Wir haben in den vergangenen Monaten ein Team an Spezialisten für Vermarktungsstrategien aufgebaut. So können wir jedem Interessenten für unsere Großspeicher direkt ein geeignetes Vermarktungsmodell am Energiemarkt mit anbieten“, erklärt Geschäftsführer Franz-Josef Feilmeier. „Dazu führen wir Kurzausschreibungen für die konkrete Anlagensituation und das Risikoprofil der Investoren bei den führenden Speicher-Flexibilitätsvermarktern durch und stellen das Angebot vor. In Verbindung mit den günstigen Systemkosten für die Speicher aus überschüssigen neuen Elektrofahrzeugbatterien ergeben sich Vermarktungsmodelle, die sich in unter vier oder teilweise auch unter drei Jahren amortisieren können.“

Fenecon bietet aber auch weniger risikoreiche Vermarktungslösungen an, die zwar etwas niedrigere Erträge bringen. Diese sind dann aber für zehn Jahre garantiert. „Sehr attraktiv ist auch die Ergänzung von bestehenden Solarparks mit Speichern, die über denselben Trafo und Netzanschluss, aber einen eigenen Zähler verfügen und eigenständig vermarktet werden“, weiß Feilmeier. „Um die Anforderungen der Energievermarktung inklusive einer gegebenenfalls lokalen Anwendung systemseitig abzubilden, unterstützen wir das auch vom Anlagendesign beziehungsweise über das Geschäftsmodell.“

Energiemanagement einfacher einrichten

So hat Fenecon seinen Großspeicher mit 736 Kilowatt Leistung und 1.288 Kilowattstunden Fassungsvermögen in acht unabhängige Wechselrichter-Batterie-Einheiten unterteilt. Diese können je nach Anforderung zum Be- und Entladen unsymmetrisch betrieben werden, um die Systemeffizienz zu erhöhen und Betriebsstunden zu verringern. Fenecon will sich in Zukunft aber auch als Speicherbetreiber aufstellen. Dazu sucht das Unternehmen derzeit Flächen.

Außerdem wird Fenecon seine neue Plattform für Energiemanagement-Apps vorstellen. Durch sie müssen sich die Installateure und Kunden nicht mehr schon bei der Bestellung des Speichers entscheiden, welchen Solarwechselrichter oder welche Erzeugungs- und Verbrauchszähler sie in das Energiemanagementsystem von Fenecon einbinden wollen. Denn jetzt können die Installateure bei der späteren Einrichtung des Systems einfach aus einer Reihe an unterstützten Geräten auswählen. Dazu bekommen sie beim Kauf des Speichers einen Lizenzschlüssel, der dann im App-Center eingelöst werden kann.

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