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Wind und Wärmeplanung: Starkes Duo für die Wende

A ktuell drehen sich über 30.000 Wind­räder in Deutschland. Sie decken rund ein Viertel des Strombedarfs hierzulande. Die installierte Leistung beträgt gut 70 Gigawatt. Bis 2045 muss sich dieser Wert auf 230 Gigawatt mehr als verdreifachen. Damit genügend geeignete Flächen zur Verfügung stehen, hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr das Windenergieflächenbedarfsgesetz beschlossen. Es legt fest, dass zwei Prozent der Landesfläche für die Windenergie reserviert werden müssen.

Auf Bundesländerebene wird dies meist durch eine Regionalplanung gesteuert. Derzeit sind einige Regionalpläne schon fertig, etwa in Hessen. In anderen Bundesländern befindet man sich noch in der Planungsphase. Spätestens bis 2032 müssen sie fertig sein in Baden-Württemberg sogar schon am 30. September 2025. Danach wissen sie ziemlich genau, wie groß das Windenergiepotenzial vor Ort ist.

Windkraft: Mehr als nur Stromerzeugung

Die Windenergie spielt eine entscheidende Rolle beim klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung. Das gilt auch für den Wärmesektor. Der Grund: Die Wärmeerzeugung wird zunehmend elektrifiziert, Stichwort Wärmepumpen. Sie nutzen Erdwärme, Grundwasser oder Umgebungsluft als Wärmequelle. Mithilfe von Strom heben die Geräte die Umwelt­energie auf ein höheres Temperaturniveau und liefern so Wärme für Heizung und Warmwasser.

Mit Wärmepumpen lässt sich die erzeugte Windenergie effizient in Wärme umwandeln. Künf­tig sollen Millionen Wärmepumpen in den Haushalten für die Beheizung und Warmwasserversorgung zuständig sein. Und Großwärmepumpen sollen klimaneutrale Wärme in kommunale Wärmenetze speisen oder industrielle Prozesse unterstützen. Besonders in windreichen Regionen ermöglicht dies eine stabile und umweltfreundliche Wärmeversorgung, die unabhängig von fossilen Brennstoffen ist.

Wärmepläne bis Mitte 2026 aufstellen

Hier kommt nun die kommunale Wärmeplanung ins Spiel. Sie weist Gebiete für Wärmenetze oder für dezentrale Einzelheizungen aus. Vorreiter hierzulande ist Baden-Württemberg: Die 104 größten Kommunen mussten bereits Ende 2023 einen kommunalen Wärmeplan vorlegen. Bundesweit gilt: Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohner:innen müssen bis zum 30. Juni 2026 Wärmepläne aufstellen. Kleinere Städte und Gemeinden haben bis zum 30. Juni 2028 Zeit. Danach ist klar, wie groß der Wärmebedarf in den Kommunen künftig sein wird.

Das Beispiel einer baden-württembergischen Kommune mit 40.000 Einwohnenden zeigt, wie die Windenergie zur künftigen Wärmeversorgung beitragen kann: Der kommunale Wärmeplan geht im Jahr 2035 von rund 300 Gigawattstunden Wärmebedarf pro Jahr aus. Das geeignete Potenzial für die Windenergie liegt bei 137 Gigawattstunden – rund 45 Prozent des Bedarfs könnte so gedeckt werden. Solarparks könnten sogar 262 Gigawattstunden liefern.

Kommunen sollten daher die Windenergie­regionalplanung, bei der die ausgewiesenen Potenziale der kommunalen Wärmeplanung konkreter gefasst werden, mit der kommunalen Wärmeplanung integrieren. Auch wenn nicht immer eine technische Umwandlung möglich ist oder wirtschaftlich darstellbar, so kann der grüne Strom für eine klimaneutrale Wärmeversorgung angerechnet werden. Zudem sind aus dem Betrieb von Windenergieanlagen und insbesondere auf kommunaler Ebene durch die Verpachtung der dafür notwendigen Flächen Einnahmen zu erzielen, die für eine weniger lukrative Wärmeversorgung eine Querfinanzierung darstellen können. Das erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Energieversorgern, Kommunen und Planern, wodurch den Kommunen eine wichtige Steuerungsrolle zufällt. Durch die gemeinsame Entwicklung von Windparks und Wärmenetzen können Erzeugung und Bedarf in Einklang gebracht werden, um so das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Damit verbundene Effekte wie Preisstabilität, regionale Wertschöpfung und Versorgungssicherheit sind positive Merkmale einer solchen Infrastrukturplanung.

Die Kombination von Windenergieregionalplanung und kommunaler Wärmeplanung ist ein vielversprechender Weg, die Energiewende voranzutreiben. Durch eine integrierte Planung können Kommunen eine nachhaltige, effiziente und wirtschaftliche Wärmeversorgung sicherstellen. So wird Windenergie zu einem wichtigen Baustein für die kommunale Wärmewende.

Steffen Kölln,
geschäftsführender Partner des inter­disziplinären Beratungsunternehmens Sterr-Kölln & Partner

Foto: Sterr-Kölln &Partner

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