Der Messgerätehersteller EHM Metering und der Netzbetreiber Netz BW sprechen sich dafür aus, nicht nur Stromkunden ab einem bestimmten Verbrauch zwingend mit einem intelligenten Messgerät auszustatten. Vielmehr sollten alle Stromkunden ein Smart Meter bekommen. Denn einerseits halte der nach Verbrauchsgruppen gestaffelte Einbau von intelligenten Zählern den Ausbau auf. Andererseits sei es notwendig, dass jeder Verbraucher ein Smart Meter bekomme, um die Potenziale des Energiesparens voll ausschöpfen zu können, was derzeit notwendig ist.
Bis 2040 haben alle ein Smart Meter
Denn bisher geht der Ausbau nur schleppend voran. Um den dringend notwendigen Aufbau der digitalen Energieinfrastruktur zu beschleunigen, haben EHM Metering und Netz BW gemeinsam eine technische Entwicklung vorgestellt, mit der ein solcher Full-Rollout schnell und wirtschaftlich umsetzbar ist. „Jetzt ist die Politik gefordert, den entsprechenden gesetzlichen Rahmen zu schaffen“, erklärt Peter Heuell, Geschäftsführer von EMH Metering. „Nach unseren Prognosen werden die Mobilitäts- und Wärmewende, aber auch andere Technologietrends dazu führen, dass im Jahr 2040 jeder einen Smart Meter haben wird“, ist sich Arkadius Jarek von Netze BW sicher. „Mit einem schnelleren Rollout könnten wir die aktuellen Herausforderungen bei der zügigen Integration erneuerbarer Energien und der Flexibilisierung von Lasten früher und wirtschaftlicher meistern.
Ausbautempo beschleunigen
Schließlich sei die Digitalisierung der Energiewende nicht nur punktuell, sondern flächendeckend notwendig, erklärt Jarek. „Wenn wir das Tempo des Rollouts jetzt beschleunigen, wären bereits 2030 alle Haushalte an ein digitales Energiesystem angebunden und könnten davon profitieren“, betont er.
Funkanbindung ans Smart Meter
Dabei müsse nicht jeder Stromkunde mit der gesamten Infrastruktur einzeln ausgestattet werden. Ein solcher sogenannter Full-Rollout könne deutlich wirtschaftlicher umgesetzt werden, wenn mehrere Stromzähler an ein einziges Smart Meter Gateway angeschlossen werden. Dieses Gateway macht aus einem einfachen digitalen Stromzähler nicht nur eine moderne Messeinrichtung, sondern einen Smart Meter, also ein intelligentes Messsystem. Indem man mehr Messpunkte – also Haushalte – an ein Gateway anschließt, beschleunige und erleichtere man die Prozesse. „Mit dieser Lösung können wir einen flächendeckenden Full-Rollout effizient und wirtschaftlich unterstützen“, betont Heuell.
Im Mehrfamilienhaus getestet
Dies passende Lösung dafür hat EHM Metering zusammen mit Netz BW entwickelt und vorgestellt. „Die Energiedaten möglichst vieler Kunden lassen sich über ein einziges Gateway übertragen“, beschreibt Peter Heuell die Lösung. „Das ist ein Meilenstein für die Digitalisierung der Energiewirtschaft.“ Als konkretes Beispiel für den effizienten Smart Meter für alle haben die beiden Partner die Lösung bereits in einem Mehrfamilienhaus getestet.
Hängt im Keller nur ein einziges Gateway, können die Stromzähler aller Bewohner daran angebunden werden – und zwar ganz einfach über Funk. „Je mehr Menschen einen Smart Meter erhalten, desto mehr rechnen sich neue Dienstleistungen, wie flexible Stromtarife und Feedbacksysteme für den Energieversorger. Zudem können immer mehr Menschen ihren Stromverbrauch in Echtzeit überwachen, den Verbrauch senken und günstige Tarife nutzen“, erklärt Heuell die Vorteile. Auch weitere Zähler für Gas, Wärme und Wasser lassen sich an das Gateway anbinden. Dadurch erhalten die Verbraucher auch bei diesen Verbräuchen mehr Transparenz.
Auch fürs Einfamilienhaus geeignet
Die Mehrfachanbindung mache auch den Einsatz von Smart Metern im Einfamilienhaus effizienter, betonen die Projektparter. Anstatt die Wärmepumpe, Solaranlage und Wallbox mit jeweils einem intelligenten Messsystem auszustatten, so wie es der Gesetzgeber fordert, reiche ein Gateway für alle Geräte. Mit der Funklösung lassen sich auch komplexe Anwendungen, wie Mieterstrommodelle umsetzen. Auch davon profitieren die Stromkunden. (su)