Katharina Wolf
Dass der Strom ausfällt, dürfte jedem schon mal passiert sein. Seit Jahren warnen zudem verschiedenste Stimmen, zu viel Strom aus erneuerbaren Energien würde die Stromnetze zusammenbrechen lassen und uns mehr Blackouts bescheren. Doch das Gegenteil ist der Fall: 2019 sank „die durchschnittliche Unterbrechungsdauer je angeschlossenem Letztverbraucher im Vergleich zum Vorjahreswert um 1,71 Minuten auf 12,20 Minuten“, teilte die Bundesnetzagentur in einem etwas umständlichen Bürokraten-Deutsch Ende 2020 mit. Eindeutig aber ist diese Aussage: „Dies ist die bisher geringste Ausfallzeit seit der ersten Veröffentlichung aus dem Jahr 2006.“ Der Anteil der Erneuerbaren lag im selben Jahr bei 42,1 Prozent.
Aber woran liegt’s nun, dass das Netz versagt? Die Badenova AG, Energieversorgen aus Freiburg, und ihre Infrastrukturtochter BN Netze haben in den Archiven gekramt und einige bekannte und einige kuriose Gründe für Stromnetzausfälle gefunden. Kleiner Spoiler: Netzüberlastung wegen zu viel EE- Strom war nicht dabei.
1. Ungewöhnliche Flugobjekte
Regelmäßig „verirren“ sich ungewöhnliche Flugobjekte in den Stromleitungen der badenova. So sorgte im April 2017 eine fliegende Spargelfolie für einen Stromausfall in Teilen von Breisach am Rhein. Der Wind hatte sie in eine Freileitung geweht. Der Landwirt, der die Spargelfelder im Umland bewirtschaftet und die Folie etwas zu unsanft aus der Freileitung entfernen wollte, beschädigte dabei die Leitung. Die Folge war ein Stromausfall von 45 Minuten für rund 500 Haushalte.
Glimpflicher ging eine ungewollte Begegnung eines Modellflugzeug mit einer Stromleitung im Mai 2020 aus. Der Bereitschaftsdienst konnte den verirrten Flieger bergen, ohne dafür die Leitung abschalten zu müssen.
2. Haarige Störer
Sehr häufig werden Störungen im Stromnetz auch von Tieren verursacht, hat die Badenova ermittelt. Furchtlose Kabelnager wie Eichhörnchen, Marder und Siebenschläfer seien in Deutschland sogar oft Verursacher kompletter Stromausfälle. Die Mitarbeiter der badenova machen regelmäßig ihre Erfahrungen mit den „haarigen Störern“: So löste ein Siebenschläfer mehrfach Objektalarm in einem Wasserhochbehälter aus, weil er es sich im Schaltschrank gemütlich gemacht und die dortigen Kabel durchgeknabbert hatte.
Im Jahre 2011 sorgte ein Specht dafür, dass die Stromversorgung von mehreren Höfen lahmgelegt wurde. Erst nach stundenlanger Fehlersuche konnten die Mitarbeiter der Technik die Spuren des „Hackers“ verfolgen und den Schaden entdecken - der eifrige Specht hatte ein 20.000 Volt-Kabel eines 20 Meter hohen Strommasts durchgehackt. Mittlerweile setzten die Monteure auf eine ungewöhnliche, aber wirksame Lösung: eine 40 Zentimeter große Spechtattrappe aus Blech an den bei Spechten beliebten Strommasten signalisiert den Vögeln nun, dass das Revier bereits besetzt ist.
3. Plötzlicher Wintereinbruch
Jedes Jahr wird’s Winter, das weiß man natürlich auch in Freiburg. Regelmäßig kommt es in den höheren Lagen des nahen Schwarzwaldes zu witterungsbedingten Stromausfällen, da dort stark beschneite Bäume unter der Schneelast brechen und Freileitungen beschädigen oder umknicken lassen. Doch auch wenn die Temperaturen zu heftig abstürzen, kann das im Stromnetz zu Problemen führen: Im Oktober 2003 sank die Temperatur im Kaiserstuhl und im Dreisamtal innerhalb von Minuten von sieben auf null Grad. Aus starkem Herbstregen wurde feuchter Schneefall, der auf den Bäumen gefror, zu Schneebruch führte und die überirdischen Stromleitungen beschädigte.
4. Stürme
Einen wichtigen Platz unter den Ursachen für Netzausfälle nehmen wohl nicht nur bei der Badenova Stürme ein. Orkane wie „Burglind“ im Januar 2018 oder Sturm „Sabine“ im Februar 2020 richteten großen Schaden an. Die hohen Windgeschwindigkeiten beschädigen dabei entweder Freileitungen und Strommasten direkt oder entwurzeln Bäume, die dann auf die Stromleitungen stürzten. Diese Beseitigung dieser Stromausfälle ist nicht ungefährlich, denn um die Stromverbindungen wiederherzustellen, beginnen die Bereitschaftstrupps von BN Netze, den Freiwilligen Feuerwehren und den zuständigen Forstrevieren meist noch während des Sturms, die umgestürzten Bäume zu entfernen und die Leitungen zu reparieren.
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