Mit der Segnung und Übergabe einer Statue der Heiligen Barbara startete in Forbach, Schwarzwald, offiziell der Bau des Zufahrtstollens zur Kraftwerkskaverne für das neue Pumpspeicherkraftwerk der EnBW. Gemäß alter Tradition wird die Schutzheilige der Bergleute am Eingang des Stollens über das Wohl der Arbeiter und den guten Fortgang der Bauarbeiten wachen. Nach der Segnungszeremonie folgte der Tunnelanschlag – die feierliche erste Sprengung.
In den kommenden Monaten werden die Bergleute tiefe Stollen in den Berg treiben und zwei große Kavernen errichten. Eine davon wird das Herzstück des Pumpspeicherkraftwerks beherbergen: die Kraftwerkstechnik mit Turbinen und Generatoren. In der zweiten entsteht ein riesiger Wasserspeicher. Etwa 18 Monate sollen die Spreng- und Abbrucharbeiten unter Tage dauern. Die Inbetriebnahme des Kraftwerks ist im Herbst 2027 geplant.
Die Freude von Michael Class, Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung bei EnBW, über das Erreichen dieses Meilensteins ist groß. Zehn Prozent mehr erneuerbare Erzeugung aus Wasserkraft und der Ausbau zum vollwertigen Pumpspeicherkraftwerk mit 57 Megawatt Pumpleistung: Damit könne das Rudolf-Fettweis-Werk künftig sekundenschnell Strom zur Verfügung zu stellen, wenn er benötigt wird. „Genau diese Flexibilität brauchen wir als Partner von Wind und Sonne, damit die Energiewende gelingt.“
Thorsten Weiner, Prokurist Porr, freut sich, dass mit dem feierlichen Tunnelanschlag und der Segnung der Schutzpatronin die Tunnelbauarbeiten nun offiziell beginnen: „Trotz 3D-Prognosemodell, BIM-Planung und Erkundungsbohrungen bleibt der Untertagebau anspruchsvoll. Ein erfahrenes Team zu haben, das die Aufgaben mit Bravour meistert, ist unabdingbar. Termintreue und Arbeitssicherheit stehen bei uns ganz oben auf der Prioritätenliste.“
Tunnelpatin Sylvia M. Felder, Regierungspräsidentin, Karlsruhe, erklärt, sie habe das Projekt Pumpspeicherkraftwerk Forbach in vielen Funktionen von der Idee bis heute begleiten dürfen - als Kommunalpolitikerin, als Landtagsabgeordnete und als Regierungspräsidentin. „Daher ist die Tunnelpatenschaft für dieses herausragende und zukunftsweisende Projekt eine besondere Ehre und Freude. Möge die Heilige Barbara helfen, dass alle nach harter und gefährlicher Arbeit wohlbehalten ans Tageslicht zurückkehren können.“ (nw)
Prof. Dr. Christian Dusch, Landrat des Landkreises Rastatt: “Ich danke der EnBW für ihr Engagement im Bereich der erneuerbaren Energien. Für unsere Vorhaben im Bereich Wind- und Solarenergie sind wir ganz besonders auf das Pumpspeicherkraftwerk hier in Forbach angewiesen. Damit immer dann, wenn uns Sonne und Wind eine Weile verlassen, die Lichter in den Wohnungen trotzdem nicht ausgehen.“
Robert Stiebler, Bürgermeister der Stadt Forbach: „Die Wasserkraft wird meines Erachtens nach bei der Energiewende viel zu stiefmütterlich behandelt und gefördert. Umso mehr freut es mich, dass die EnBW ihre Wurzeln und die Wiege des grünen Stroms in Forbach nicht vergessen hat und bei uns dieses Jahrhundertprojekt umsetzen wird.“
Martin Eggstein (Ministerialdirigent), Leiter Abt. Energiewirtschaft/Wasser und Boden im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg: „Speicher, insbesondere Pumpspeicherkraftwerke spielen eine zentrale Rolle für das Gelingen der Energiewende. Ich bin daher hocherfreut, dass in wenigen Jahren ein neues modernes Pumpspeicherkraftwerk in Forbach in Betrieb genommen werden kann. Durch die unterirdische Bauweise des Kraftwerks verknüpfen wir die Anforderungen der Energiewende mit den Anforderungen des Umwelt- und Naturschutzes. Mein Dank gilt allen Beteiligten, die dieses Projekt ermöglicht haben.“
Flexible Erzeugung für weitere 100 Jahre
Das Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach (Schwarzwald) wurde in den Jahren 1914 bis 1918 und 1922 bis 1926 gebaut und hat seitdem die Region sicher mit Strom versorgt. Es besteht aus vier Einzelkraftwerken, die derzeit zusammen eine Leistung von rund 68 Megawatt bereitstellen. Nun baut die EnBW Energie Baden-Württemberg AG das bestehende Speicher- und Laufwasserkraftwerk für rund 280 Millionen Euro zu einem leistungsstarken Pumpspeicherkraftwerk aus.
Das Um- und Neubauprojekt umfasst zwei der vier Einzelkraftwerke des Kraftwerkskomplexes: das Schwarzenbachwerk und das Murgwerk. Sie haben gegenwärtig eine Leistung von 65 Megawatt. Nach Fertigstellung werden es 77 Megawatt sein. Von besonderer Bedeutung ist die neue Pumpturbine, die künftig außerdem 57 Megawatt Pumpleistung zur Verfügung stellen wird. Mit ihr ist es möglich, den Kraftwerksbetrieb schnell und flexibel auf veränderte Bedarfssituationen anzupassen – ein Plus für Stabilität und Sicherheit in der Stromversorgung. Die neue Kraftwerkstechnik wird komplett in einer Kaverne im Inneren des Bergs aufgebaut.
In einer zweiten Kaverne entsteht ein 200.000 Kubikmeter umfassender Wasserspeicher. Zusammen mit dem bereits bestehenden Ausgleichsbecken in Forbach stehen damit künftig für den Pumpbetrieb 400.000 Kubikmeter Speicherwasser zur Verfügung.
Die Genehmigung für das neue Kraftwerk reicht bis zum 1. Januar 2090 – für ein weiteres Jahrhundert sauberen Strom aus dem Schwarzwald.
Pumpspeicher: Möglichmacher der Energiewende
Für das Gelingen der Energiewende spielen Speicher und disponible – also steuerbare und auf Abruf verfügbare - Leistung eine zentrale Rolle. Das gilt auch und insbesondere für Pumpspeicher: Sie sind derzeit die einzigen großtechnischen, langjährig erprobten und verfügbaren Stromspeicher. Da sie flexibel und bedarfsgerecht Strom erzeugen können, sind sie eine ideale Ergänzung im Zusammenspiel mit anderen erneuerbaren Energien. Sie können die witterungs- und tageszeitabhängige Einspeisung aus Wind und Sonne ausgleichen und leisten einen wichtigen Beitrag für die Stabilität der Stromnetze – und damit für die Versorgungssicherheit in deutschen Haushalten und Unternehmen.