Die Anbieter von Produktionsmitteln für die Herstellung von Solarzellen und Modulen können auf einen guten Start ins neue Jahr bauen. So sind die Produktionkapazitäten von Meyer Burger im eidgenössischen Baar bis ins zweite Quartal 2015 vollständig ausgelastet, nachdem das Unternehmen weitere Aufträge für seine Perc-Produktionlinien aus China und Taiwan bekommen hat. Mit dieser Technologie können die Zellhersteller die Effizienz ihrer Produkte in der Massenproduktion um etwa ein Prozent steigern, betont der eidgenössische Equipmentlieferant. Das erreichen die Hersteller durch die Passivierung der Rückseite mit Aluminiumoxid sowie Schichten aus Siliziumnitrid auf der Vorder- und Rückseite der Zelle. Zusätzlich bietet die Technologie erhebliche Potenziale zur Kosteneinsparung in der Produktion. Denn durch die neuen Produktionslinien wird der Verbrauch der teuren Aluminiumpaste bei der Kontaktierung der Solarzelle um bis zu 30 Prozent gesenkt.
Insgesamt hat Meyer Burger in den letzten Wochen nach Angaben des Unternehmens Aufträge mit einer Kapazität von über 700 Megawatt bekommen. Die Aufträge haben ein Gesamtvolumen von zwölf bis 15 Millionen Schweizer Franken (zehn bis 12,5 Millionen Euro).
Zell- und Modulfabrik ohne Emissionen
Auch der Equipmentanbieter Schmid in Freudenstadt vermeldet neue Auftragseingänge. So hat das Unternehmen mit dem mexikanischen Zell- und Modulhersteller ERDM Solar die Aufstockung dessen Produktionskapazität von 60 auf 170 Megawatt vereinbart. Zudem haben sich die Mexikaner noch einen weiteren Fortschritt vorgenommen. Denn die kombinierte Zell- und Modulproduktion wird auch die weltweit erste Anlage sein, die keinerlei Kohlendioxid ausstoßen wird. Dazu betreibt ERDM Solar die Produktionslinien mit Solarstrom und überbrückt sonnenarme Zeiten mit einer Redox-Flow-Batterie. Die neuen Linien sollen bis zum dritten Quartal 2015 stehen. Dies sei der richtige Zeitpunkt, um auf die wachsende Nachfrage in Mittelamerika reagieren zu können, betont Alejandro Caballero Robles, Vorstandsvorsitzender von ERDM Solar. „Der lokale Strombedarf ist in den letzten Jahren explodiert und Photovoltaik ist die einzige schnelle und nachhaltige Lösung für einen schnellen dezentralen Netzausbau“, sagte er.
Markt für nichtchinesische Zellen und Module
ERDM Solar setzt auf die Technologie der bifacialen Solarzellen. Dabei werden beide Seiten der Zelle für die Produktion von Solarstrom genutzt. Die polykristallinen Zellen erreichen einen Wirkungsgrad von mehr als 18 Prozent. Zudem ist die Energieausbeute durch die Nutzung beider Seiten um 30 Prozent höher als bei Solarzellen, die das Sonnenlicht nur auf einer Seite nutzen. Schmid selbst hatte die Produktionslinie erst vor wenigen Wochen in Amsterdam auf der PVSEC vorgestellt. Christian Schmid, Geschäftsführer und Präsident der Schmid Group sieht darin einen klaren Beweis, dass der Markt nur auf eine neue Technologie gewartet habe. „In den vergangenen Jahren gab es eine stetige Effizienzsteigerung in der Photovoltaikindustrie, die sich aber in der Größenordnung von 0,2 Prozent jährlich bewegte“, erklärt er. „Nun steigert unsere Geminus Technologie die Effizienz um mehr als ein Prozent ohne zusätzliche Kosten und wird damit sicherlich einen Wandel in der Photovoltaikindustrie bewirken.“ ERDM Solar wiederum hat die Investitionsentscheidung in dem Wissen getroffen, dass der Markt sich von einem Käufer- zu einem Verkäufermarkt für nichtchinesische und taiwanesische High-End Solarprodukte verändert hat. (Sven Ullrich)