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Service Offshore

"Hier zählt wirklich hohe Effizienz"

Sie sind in mehreren Windparks bereits für sonstige Gewerke oder Subgewerke wie das Transition Piece oder die Umspannwerkeplattform zuständig. Sind das alles Dinge, die der Tubinenhersteller nicht übernehmen möchte?

Genau. Der Turbinenbauer ist ja auch nicht für das Design von Transition Piece oder Umspannwerkeplattform verantwortlich. Schon beim Boatlanding oder Kran entscheidet zumeist der Windparkentwickler, welche Art er bevorzugt, ebenso ob er ein Tripod oder Jacket oder ein Monopile dort aufstellt. Da hält sich der Hersteller der Anlagen dann gerne raus. Er könnte sonst vertraglich auch in Verantwortung genommen werden. Es gibt einen ganz starken Trend, die Subgewerke möglichst effizient zusammenzufassen. Hier findet eine sehr spannende Diskussion statt, die aber von den individuellen Parametern des Parks abhängt. Wenn Du beispielsweise viel logistischen Aufwand hast, bei küstenfernen Windparks, lohnt es sich eher, universeller ausgerichtete Teams rauszuschicken. Dann schnürst Du ein Paket und sagst: Wenn du schon über Wasser Korrosionsschutz macht, schau doch bitte gleich unter Wasser ebenfalls nach. Die gesamte Logistik (inkl. Schiffe, Kräne, Material, Werkzeug, Prüftechnik u.v.m.) und Fähigkeiten der Mitarbeiter sind dabei zentrale Aspekte, sie entscheiden oft darüber, wie weit sich Pakete schnüren lassen oder was einzeln durchgeführt werden muss.

Die Offshore-Branche muss ihre Kosten senken. Werden Sie also auf Dauer die Nebengewerke günstig anbieten können?

Ja. Denn der Kostentreiber ist bei uns nicht die Mannstunde. Die Personalkosten sind in deutschen Meereswindparks weniger relevant als an Land. Hier zählt wirklich hohe Effizienz, Qualität der Instandhaltung und eine gute Arbeits- und Ablauforganisation.

Deshalb müssen Sie für Offshore ein Gesamtdienstleistungspaket aufbauen, mit dem Sie möglichst breit aufgestellt sind und deshalb günstiger werden können. Sie müssen daher also jetzt wachsen, richtig?

Ja, wir müssen gut aufgestellt sein. Das sind wir schon jetzt, weil wir sehr viele unterschiedliche Disziplinen beherrschen. Wir werden durch den Transfer unserer Kompetenz in den Offshoresektor auch wachsen, aber es gibt keinen zwanghaften Wachstumskurs.

Sie werden aber Subunternehmen benötigen, um Expertise wie fürs Tauchen, für Umspannwerke, für Transition Pieces oder Übernachtungsstationen zu bekommen. Wie machen Sie das?

Wir sind im Markt sehr gut verdrahtet. Wir bringen ja auch schon eine sehr große Wertschöpfungskette mit. Das meiste über Wasser können wir selbst. Wir haben an Land schon 56 Umspannwerke unter Vertrag. Immer wo einer was besser oder günstiger kann greifen wir gerne auf Unterstützung zurück. Bei der Logistik und unter Wasser haben wir Subunternehmen im Einsatz, ja. Das betrifft gleichwohl nur Teilarbeiten für das Transition Piece. Wir halten es zumeist so: Die Hauptaufgabe, also die überwiegende Menge der Reparaturarbeiten, verbleibt immer bei uns. 70 bis 80 Prozent der Arbeiten übernehmen wir selbst. Die finale Verantwortung und  Kompetenz liegt auch immer bei uns. Einzelne Gewerke hingegen, beispielsweise bestimmte Prüfungen, lassen wir auch gerne mal durch Dritte machen. Aber selbst wenn wir zu Stoßgeschäften ergänzend Subunternehmen beschäftigen, geht immer ein Deutsche Windtechnik-Mitarbeiter als Teamleitung mit.

In Nordergründe, wo Deutsche Windtechnik ja so umfassend den Reparaturservice übernommen hat, ist Ihr Auftraggeber ja der Betreiber wpd. Ist das nicht nur ein Sonderfall, in dem ein Mittelständler, statt wie in anderen Meereswind-Projekten üblich, ein Energiekonzern das Sagen hat? Energieversorger als Betreiber anderer Offshore-Projekte wollen aber doch selbst den Service machen.

Zunächst mal gilt: Jeder, auch die großen Energieversorger, schauen was man denn selber machen kann. Die Stärken und Schwächen sind allerdings sehr different. Viele große Energieversorger haben versucht, eigene Serviceeinheiten zu etablieren. Die meisten haben sich davon wieder verabschiedet. Denn sie stellten fest, dass sie für Wartungsservice in eigener Regie zu teuer und zu unflexibel sind. Die Energiekonzerne haben einerseits Gewinnerwartungen und Rentabilitätserwartungen, andererseits haben sie Wachstums- und Beschäftigungsinteressen. Aber auf dem Markt setzt sich dann dennoch nur durch, wessen Preisleistungsverhältnis am besten ist. Wenn sie also etwas besser können und das beweisen, werden sie es selber machen. Aber selbst  wenn ein Energieversorger noch Service im Wind macht, fragt er uns manchmal, wie wir bestimmte Reparaturen angehen.

So sehen Sie also mittelfristig Rwe, Eon und Co auch als Ihre Auftraggeber für Anlagenservice an?

Genau. Das ist auch unser Ziel: Die großen Offshore-Betreiber sind unsere Kunden, die wollen wir überzeugen. Speziell auch für den Wartungsdienst an Neuanlagen wollen wir so früh wie möglich ran. Im Ausland laufen ja bereits die Gewährleistungszeiten als auch die Wartungsverträge in zahlreichen Offshore-Windparks  aus. Bei manchen Windparks nach fünf, bei anderen nach sieben oder zehn Jahren.

Das Gros Ihrer Aufträge sind Wartungsverträge, daneben aber auch  das Reparieren nach Blitzschäden, die Wartung von Rotorblättern, Korrosionsschutz. Ist solch ein Aufgaben-Puzzle überhaupt als kostengünstiger industrialisierter Prozess denkbar?

Das bildet sich heraus. Unsere älteren Projekte bzw. die Anfänge im Offshoresegment waren Einzelgeschäfte. Zunehmend wird es dafür aber optimierte Gesamtpakete geben – und da steckt noch unheimlich viel Optimierungspotenzial drin.

Was wird anders als an Land nie an herstellerunabhängige Servicedienstleister übergehen?

Es ist nichts für mich denkbar, was nicht an den herstellerunabhängigen Service übergehen kann. Windenergieanlagen sind keine Raketentechnologie. Selbst die im Wasser aufwändigere Logistik ist ja beispielweise keine Domäne des Herstellers.

Was ist Ihr Wachstumsziel?

2015 planen wir einen Umsatzanteil der Offshore-Dienste von ca. zehn Prozent an unserem erwarteten Umsatz der Deutsche-Windtechnik-Gruppe von 100 Millionen Euro. Wir haben aber keine sklavischen ökonomischen Zielgrößen, denen wir folgen. Wir  rechnen schon, dass wir offshore unsere Umsätze in den nächsten drei Jahren verdoppeln. Aber wenn die Aufträge nicht passend sind und uns nicht gefallen, lehnen wir sie auch ab. Aktuell haben wir zusätzlich eine Leitwarte für die Offshore-Betriebsführung und den Offshore-Instandhaltungsdienst in Bremen etabliert, um auch im Backoffice Dienstleistungen anzubieten.

Das Interview führte Tilman Weber. Lesen Sie mehr zu diesem Thema in unserem aktuellen gedruckten Heft ERNEUERBARE ENERGIEN.