Bereits vor einigen Wochen ging der Solarpark Don Rodrigo in Südspanien in Betrieb. Jetzt hat der norwegische Energiekonzern Statkraft mit dem Photovoltaikprojektierer Baywa re einen neuen Abnahmevertrag für Strom aus einem weiteren Solarkraftwerk abgeschlossen. Mit Don Rodrigo 2 wird Baywa re damit schon den zweiten Solarpark in Spanien erreichten, der komplett ohne Förderung auskommt, sondern sich ausschließlich mit dem Verkauf des Stroms an Statkraft finanziert. Die Norweger vertreiben den Strom wiederum an ihre Kunden in Spanien. „Wir werden den Strom nutzen, um unsere führende Position bei der Grünstrombelieferung großer Industriekunden im iberischen Markt auszubauen“, erklärt dazu Hallvard Granheim, Executive Vice President Markets & IT bei Statkraft.
Weitere Projekte in Spanien und Portugal geplant
Die Anlage wird in einem Abstand von nur drei Kilometern neben dem ersten Kraftwerk in der Nähe der Stadt Alcala de Guadaira entstehen. Mit seinen 50 Megawatt ist der neue Solarpark zwar nicht annähernd so groß wie die Schwesteranlage Don Rodrigo. Doch rechnet sich die Anlage trotzdem ohne Förderung. Bis Jahresende soll das neue Kraftwerk in Betrieb gehen. „Mit Don Rodrigo 2 treiben wir die Entwicklung subventionsfreier Solarenergie in Europa weiter voran“, sagt Benedikt Ortmann, Global Director Solar Projects bei BayWa re. „Weitere Projekte aus unserer spanischen Projektpipeline werden folgen“, stellt er schon mal in Aussicht. „Aber das ist erst der Anfang. Wir suchen derzeit aktiv nach weiteren Projekten und Entwicklern, mit denen wir in Spanien und Portugal zusammenarbeiten können, und freuen uns darauf, weitere förderfreie Anlagen in Europa zu realisieren – die Solarenergie ist erwachsen geworden.“
Blockchain sichert die Anteile
Vor allem wenn die Sonne üppig scheint und die Anlage groß genug ist, sinken die Gestehungskosten des Solarstroms so weit, dass sie gegenüber dem derzeit steigenden Börsenstrompreis voll konkurrenzfähig sind. Doch selbst kleinere Freiflächenanlagen sind ohne Förderung wirtschaftlich, wenn die Finanzierungskosten niedrig sind. Das zeigt ein zweites Projekt, das Baywa re derzeit in Deutschland umsetzt. Zusammen mit dem Hamburger Energiedienstleister Enyway hat der Tübinger Projektierer über eine Crowdfinanzierung Investitionsmittel für einen Solarpark in Hecklingen in Sachsen-Anhalt zusammenbekommen.
Diese Anlage wird 1,3 Megawatt leisten. Die jährlich produzierten 1,3 Millionen Kilowattstunden verbrauchen die Investoren gemäß ihrer Anteile selbst. Um den Eigenverbrauch über die große Entfernung auch tatsächlich umzusetzen, werden die Solarmodule mittels Blockchain-Technologie transparent und fälschungssicher in virtuelle Minipakete in der Größe entweder eines Pizzakartons oder einer Tischtennisplatte aufgeteilt. Je nach Investitionssumme bekommt der Anleger so einen entsprechenden Anteil an der Modulfläche.
Eigenverbrauch ohne Eigenheim
Wenn der Park fertig ist, wird der produzierte und ins Netz eingespeiste Strom aus jedem Anteil genau bestimmt. Virtuell bekommt der Investor diese Strommenge nach Hause geliefert. Denn um diese Strommenge verringert sich die Abrechnung derjenigen Strommenge, die der Investor aus dem Netz bezieht. Wenn er ihn von Enyway kauft, bekommt er diese Restmenge üer einen vorher festgelegten Zeitraum zum Selbstkostenpreis – Enyway verdient daran nicht. Auf diese Weise können auch Stromverbraucher vom Eigenverbrauch profitieren, auch wenn sie kein Eigenheim besitzen.
Kleine Projekte sind ohne EEG wirtschaftlich
Damit reagieren die beiden Unternehmen nach eigenen Angaben auf die Forderungen der Gesellschaft nach mehr Klimaschutz und präsentieren eine Alternative zu den schleppenden Plänen des Kohleausstiegs. „Wir erbringen gemeinsam mit Enyway den Beweis, dass mit Hilfe von intelligenten Beteiligungskonzepten auch kleine Projekte in Deutschland außerhalb des EEGs und somit ohne Förderung umsetzbar sind“, betont Matthias Taft, Energievorstand von Baywa. „Die Realisierung des Projekts ist ein absoluter Meilenstein“, ergänzt Varena Junge, Geschäftsführerin von Enyway. „Nicht nur für uns, sondern vor allem für zukünftige Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien. Wir beweisen, dass die Energiewende wirtschaftlich ohne staatliche Subventionen möglich ist. Dank der vielen Käufer der virtuellen Solarpizzen, kann die Energiewende deutlich beschleunigt und über den politisch vorgegebenen Korridor hinaus entstehen.“