Es gibt derzeit kaum einen Photovoltaikmarkt, der zur Zeit besser läuft als Japan. Auf der anderen Seite gibt es auch kaum ein Flächenstaat dieser Erde mit einer höheren Bevölkerungsdichte. Japan hat vor allem Probleme, genügend Freiflächen für große Solarparks zu finden. Mit der Installation einer schwimmenden Solaranlage ist Kyocera dieses Problem angegangen. Im November des vergangenen Jahres hat das Unternehmen nicht nur den mit 70 Megawatt größten Solarpark des Landes gebaut. Die Anlage steht zudem nicht auf dem Land, sondern wurde auf einer Schwimmplattform in der Bucht der Hafenstadt Kagoshima im Süden von Kyushu gebaut. Die Plattform hat die japanische Niederlassung des französischen Unternehmens Ciel amp; Terre geliefert und aufgebaut. Kyocera steuert insgesamt 290.000 Solarmodule bei und der Primus der Wechselrichterbranche SMA installierte die Leistungselektronik. 140 Zentralwechselrichter aus den hessischen Niestetal wandeln jetzt den Gleichstrom aus den Solarmodulen in netzkonformen Wechselstrom um.
Anlagen auf Binnenseen
Jetzt hat Kyocera angekündigt, noch 30 weitere dieser Projekte realisieren zu wollen. Insgesamt sollen die 30 neuen Solarparks 60 Megawatt leisten. Finanziert werden die Projekte von der Century Tokyo Leasing Corporation. Zusammen mit Ciel amp; Terre will der japanische Mischkonzern den Bau der ersten beiden Projekte bereits im September dieses Jahres beginnen. Die beiden schwimmenden Solarparks mit einer Gesamtleistung werden in der Präfektur Hyogo auf der Insel Honshu installiert. Anders als der Generator in Kagoshima entstehen die beiden neuen Anlagen nicht im Meer, sondern auf Binnenseen in der Nähe der Stadt Kato, 40 Kilometer nordwestlich von Osaka.
Wasser kühlt die Module
Mit der Idee ist Kyocera allerdings nicht allein. Denn Ciel amp; Terre hat bereits zusammen mit einem anderen Projektentwickler in diesem Jahr einen schwimmenden Solarpark mit einer Leistung von 1,1 Megawatt ans japanische Netz angeschlossen. Die Franzosen entwickeln die Technologie bereits seit mehreren Jahren. Doch bisher ist die Zahl der schwimmenden Installationen noch überschaubar. Die erste schwimmende Solaranlage ging im April 2011 in Betrieb. Dazu kam Anfang 2012 noch eine Anlage mit einer Leistung von zwölf Megawatt im südfranzösischen Piolenc. Mit der Kooperation mit Kyocera haben sich die Franzosen jetzt auch den japanischen Solarmarkt erschlossen. Das Ziel des Unternehmens: Bis Ende 2016 wollen die Franzosen Anlagen mit einer Gesamtleistung von 400 Megawatt installiert haben. Sie betonen dabei die Vorteile des schwimmenden Systems. Schließlich lässt die Installation auf Wasserflächen höhere Erträge erwarten, da durch das Wasser die Module ständig gekühlt werden. So vermeiden die Franzosen die Wirkungsgradverluste aufgrund steigender Temperaturen. Die Module werden dabei auf kleinen Schwimmkörpern aus HDPE, einem gegen UV-Strahlung und Hitze beständigem Polyethylen. Die Anlagen halten Windgeschwindigkeiten bis zu 190 Kilometern pro Stunde stand und vertragen Änderungen der Höhe des Wasserstandes bis zu sechs Metern. Die Plattform hat eine Tragfähigkeit von etwa 3.000 Dekanewton. Damit kann sie insgesamt Tonnen tragen. (Sven Ullrich)