Niedersachsen hat im vergangen Jahr einen neuen Rekord hingelegt. Die Handwerker des Landes haben 2023 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 1.411 Megawatt aufgebaut. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was im vorhergehenden Jahr neu ans Netz ging, als 614 Megawatt installiert wurden. Somit waren bis Ende 2023 rund sieben Gigawatt Photovoltaik in Niedersachsen installiert.
Genehmigungen und Regeln vereinfacht
Rund 60 Prozent der neu installierten Photovoltaikleistung entfallen auf private Haushalte. Energieminister Christian Meyer führt das unter anderem auf die Erleichterungen im Baurecht und die Beschleunigung bei Genehmigungen zurück. So hat Niedersachsen unter anderem die Dachabstände und die Abstände zu benachbarten Dächern gesenkt.
Außerdem sind jetzt auch denkmalgeschützte Gebäude für die Photovoltaik zugelassen. „Wo immer es geht, sorgen die Projektgruppe Photovoltaik der Taskforce Energiewende und die Servicestelle Erneuerbare Energien für Klarstellungen und Vereinfachungen bei der Errichtung von Photovoltaikanlagen. Mit der Freiflächensolarverordnung hat Niedersachsen dafür gesorgt, dass dreimal mehr Freiflächenanlagen in sogenannten benachteiligten Gebieten ins Rennen gehen konnten“, sagt Christian Meyer.
Hauseigentümer senken ihre Stromkosten
Darüber hinaus seien private Hauseigentümer:innen – und jetzt auch immer mehr Mieter:innen auf dem eigenen Balkon – ein wichtiger Motor und Vorbild beim Ausbau der Photovoltaik, betont Meyer. „Mit der Nutzung ihrer privaten Anlagen leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, sondern können auch die eigenen Stromkosten effektiv senken und unabhängiger in der Energieversorgung werden“, erklärt der Energieminister.
Er verweist unter anderem auf Oldenburg. In der Stadt sind im gesamtdeutschen Vergleich die meisten Solaranlagen installiert. „In Oldenburg wurden vergangenes Jahr 2.656 Photovoltaikanlagen neu gebaut, was einer Quote von 15,6 Anlagen pro 1.000 Einwohner entspricht. Oldenburg hat da einen richtig guten Job gemacht“, betont Meyer.
Solarpflicht gilt jetzt auch für öffentliche Gebäude
Doch auch das Land geht bei den eigenen Gebäuden mit gutem Beispiel voran. Denn ab diesem Jahr müssen alle öffentlichen Neubauten – von Schulen bis Finanzämtern – mit Photovoltaik ausgestattet werden. Die Ausstattung der Landesbauten mit Solaranlagen soll in den kommenden Jahren noch stark ausgeweitet werden. Das Land Niedersachsen besitzt nach eigenen Angaben rund 5.500 Bauwerke. Für diese landeseigenen Gebäude liegt bereits ein Solarkataster vor. In diesem sind für jedes der dort abgebildeten Gebäude die Größe und Neigung der Dachfläche sowie beeinträchtigende Dachstrukturen wie Schornsteine, Lüftungsanlagen, Dachgauben oder Bäume erfasst.
20.000 Quadratmeter für Photovoltaik
Die derzeitigen Planungen des Landes sehen für dieses Jahr rund 20.000 Quadratmeter öffentlicher Dachfläche vor, die mit Solarmodulen belegt werden sollen. Dazu gehören unter anderem das derzeitige Dienstgebäude des Innenministeriums in Hannover, die Gebäude der Justizvollzugsanstalt Hannover und Sehnde sowie der Hochschule Hannover. Noch ist aber nicht für alle Dachflächen die Eignungsprüfung vollständig abgeschlossen. Diese ist aber Voraussetzung, dass überhaupt eine Solaranlage installiert werden kann.
Mehr solare Parkplätze
Ab 1. Januar 2025 gilt die Solarpflicht auch für alle privaten Neubauten und bei einer grundlegenden Dachsanierungen von Bestandsgebäuden. Voraussetzung ist, dass das Dach größer als 50 Quadratmeter ist. Außerdem senkt Niedersachsen die Solarpflicht für Parkplätze. Müssen bisher alle neuen Parkplätze mit 50 Stellplätzen solar überdacht werden, sinkt diese Pflicht ab 2025 auf neue Parkplätze ab 25 Einstellplätze.
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Gewerbeflächen bisher noch zu wenig genutzt
Großes und bisher noch ungenutztes Potenzial sieht der Energieminister aber vor allem im Gewerbe. „Allein auf den großen Dachflächen von Logistik- und Industriegebäuden mit über 5.000 Quadratmetern steht einer Studie zufolge in Niedersachsen ein Potenzial von ungefähr drei Gigawatt zur Verfügung“, sagt Meyer. Bisher werden in diesem Bereich weniger als 10 Prozent der geeigneten Dächer für die Photovoltaik genutzt. Hier könnte sich die Solarpflicht positiv auswirken, die seit 1. Januar 2023 beim Neubau baulicher Anlagen und gewerblicher Gebäude gilt.
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Zwölf Prozent sind Solarparks
Auf niedersächsischen Freiflächen sind derzeit Solarparks mit einer Gesamtleistung von 844 Megawatt installiert. Das sind etwa zwölf Prozent der insgesamt installierten Leistung. Im niedersächsischen Klimaschutzgesetz ist festgelegt, dass 0,5 Prozent der Landesfläche für die Solarparks bereitgestellt werden sollen. Hier zählen auch versiegelte Flächen wie Parkplätze dazu. Allein die großen Parkplatzflächen des Landes bieten ein Potenzial von fünf Gigawatt Leistung.
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Solaranlagen auf Landesflächen
Auch geeignete Freiflächen auf landeseigenen Liegenschaften werden hier berücksichtigt. Das Energieministerium verweist dazu beispielsweise auf die Solaranlagen auf dem Gelände des Gefängnisses in Uelzen, die gemeinsam mit den Stadtwerken Uelzen im Januar 2023 in Betrieb genommen wurde. Auf mehr als 30.000 Quadratmeter produziert die Anlage jedes Jahr rund sechs Millionen Kilowattstunden Strom. Das sind etwa zehn Prozent des Strombedarfs der Stadt Uelzen.
Das Projekt ist die Blaupause für die Umsetzung des Plans, die eigenen Freiflächen für die Solarenergie zu nutzen. Denn dabei stellt das Land Niedersachsen die Flächen für die Anlage zur Verfügung, die verschiedene Stadtwerke errichten und betreiben die Generatoren darauf. (su)