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Modulpreise rutschen weiter in den Keller

Kaum konnte man es in der Solarbranche noch für möglich halten. Die ohnehin schon niedrigen Preise für Solarmodule haben weiter nachgegeben – im Falle der effizienten Module sogar kräftig. Die Preise für diese Paneele mit modernen Zelltechnologien und einer Effizienz von mehr als 22 Prozent haben im Durchschnitt in den vergangenen vier Wochen um 11,1 Prozent nachgegeben.

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Inzwischen werden sie für einen durchschnittlichen Preis von nur noch 16 Cent pro Watt gehandelt. Im Vormonat kosteten sie noch 18 Cent pro Watt. „Diese starke Preiskorrektur vor allem bei den hocheffizienten Modulen ist im Wesentlichen auf die längst überfälligen Preisanpassungen vieler Großhändler zurückzuführen“, erklärt Martin Schachinger, Geschäftsführer des Online-Markplatzes für Solarkomponenten PV Xchange.

Verluste kompensieren

Damit folgen auch die Module in diesem Segment der Entwicklung, die bei Standardpaneelen für Großprojekte und auf dem Spotmarkt aufgrund des Preiskampfes zu sehen waren. „Allein die Preise der Produkte für den Installateursmarkt versuchte man im Großhandel und in den Webshops der bekannteren Anbieter so lange wie möglich auf einem Niveau zu halten, welches nicht übermäßig schmerzte“, beschreibt Schachinger die Verspätung im Segment der hocheffizienten Module. „Auch bemühte man sich, mit den Erlösen bei Neuware mit höherer Leistung die Verluste bei den älteren PERC-Lagerbeständen so weit wie möglich zu kompensieren.“

Flächendeckende Preisanpassung notwendig

Doch offenbar war der Druck aus dem Markt zu groß geworden und die erhofften Verkaufserfolge seien ausgeblieben. Dadurch seien flächendeckende Preisanpassungen unabdingbar geworden. „In vielen Shops gab es vom letzten zu diesem Monat Reduktionen um zwei bis vier Eurocent pro Watt, was bei den aktuellen Marktpreisen prozentual einen Nachlass um bis zu 20 Prozent ausmacht – möglicherweise die größte Preisanpassung, die es jemals in so kurzer Zeitspanne gegeben hat“, weiß Martin Schachinger.

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Vier Prozent Preisverfall bei Standardmodulen

Allerdings relativiere sich das in der Gesamtbetrachtung wieder, wenn sich die einzelnen Preispunkte aus dem Großhandel mit denen aus Spotmarkt und Projektgeschäft mischen. „Dennoch bleibt ein Preisverfall von vier Prozent bei den Mainstream- bis maximal elf Prozent bei den High Efficiency-Modulen in nur einem Monat“, betont der PV-Xchange-Chef. „Der aktuelle Preis von Modulen mit Wirkungsgraden ab 22 Prozent liegt damit um sieben Eurocent pro Watt oder 30 Prozent unter dem Niveau, welches wir zu Jahresanfang noch hatten.“

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Produktionsmengen reduziert

Der Preisverfall bei den hocheffizienten Modulen wirkt sich auch auf die Nachfrage nach Standardmodulen aus. Denn dadurch werden deren Lagerbestände nicht abgebaut und die Altbestände mit niedrigen Leistungsklassen können nicht zügig in den Markt abfließen. „Diese sind zunehmend wertlos und belasten die Liquidität vor allem bei den Großhändlern und Verarbeitern“, sagt Martin Schachinger. „Die Strategie der Hersteller, ihre Produktions- beziehungsweise Exportmengen in die einzelnen Märkte drastisch zu verringern, hat offenbar noch nicht richtig gezündet. Die Nachfrage nach neuen Modulen in diesem Jahr wurde von beinahe allen Anbietern einmal mehr komplett überschätzt, so dass sich die Zwischenlager in Europa auch bei den Modulherstellern wieder dramatisch füllen.“

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Altbestände blockieren Lager

Diese Zwischenlager können sich wiederum nicht leeren, weil die Abnehmer der Hersteller, die Großhändler, auf ihren nur schwer verkäuflichen Altbeständen sitzen und daher ihre Einkaufsvolumina reduzieren. Dies erhöht wiederum den Druck auf die chinesischen Hersteller, die versuchen, durch kräftige Preissenkungen doch wieder mehr Ware in den übervollen Markt zu pressen. Sie wollen schließlich ihre Marktanteile behalten und müssen dringend neue Liquidität generieren.

Produktionskosten nicht mehr gedeckt

Solche Strategien sorgen aber dafür, dass die Produktionskosten nicht mehr gedeckt sind. „Dementsprechend schlecht sind die Quartalszahlen mancher börsennotierter Produzenten“, betont Martin Schachinger. „Der heimische Markt in China ist zwar im Vergleich zu allen anderen Märkten noch gigantisch. Alle Produktionsüberschüsse können dennoch schon lange nicht mehr dort verbaut werden. Die Regierung rudert bei der Genehmigung von Großprojekten und von günstigen Krediten wohl zurück und bei Weitem nicht jedes Modulfeld bekommt eine Anschlussgenehmigung.“

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Asiatische Hersteller unter Druck

Schließlich seien auch in Asien die Netze durch regenerative Stromerzeugung zunehmend überlastet und müssen erst einmal ausgebaut werden. Dadurch werden viele fertiggestellte Anlagen offenbar laufend abgeregelt oder speisen gar nicht erst ins Netz ein. Das setzt die asiatischen Hersteller massiv unter Druck und es ist nicht sicher, wer diesen Überlebenskampf gewinnen wird. Dies betrifft auch die Hersteller von Wechselrichtern, Speichern und Zubehör.

Branche ist Auf und Ab gewöhnt

Dies sei für die Solarbranche aber nichts Neues. „Wer länger in der Branche unterwegs ist weiß aber, dass es im Erneuerbare-Energien-Bereich keine Konstanz und kein dauerhaft ruhiges Marktumfeld gibt“, sagt Martin Schachinger. „Es herrscht eigentlich immer Ausnahmezustand, mal in die eine, mal in die andere Richtung.“ Gerade ist es eben so, dass der Markt ins Minus rutscht. Aber nur, um sich mittelfristig auf gesundem Niveau wieder einzupendeln. „Es wird also vermutlich noch eine Weile schlimmer werden, bevor es wieder bergauf geht“, prognostiziert Schachinger. „Um aus der aktuellen Situation wieder heraus zu finden, brauchen wir ein schnelles Anziehen der Nachfrage in allen Bereichen. Der in den vergangenen Monaten in der Gesellschaft nachlassende Optimismus bezügliche einer erfolgreichen Energiewende und das Vertrauen in die Lösungskompetenz der Marktakteure muss neu angefacht werden.“

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Planungssicherheit erhalten

Er kritisiert die Nebelkerzen bezüglich einer Abschaffung jeglicher Förderung von erneuerbaren Energien seitens unseres Finanzministers Christian Lindner und anderer Mitglieder seiner Partei FDP. Diese seien wenig hilfreich. „Zu dünn sind noch die Vorschläge, was denn an die Stelle des EEG treten soll, um die Finanzwelt nicht zu verschrecken und Planungssicherheit herzustellen“, warnt der PV-Xchange-Chef.

Industriepolitik für Solarenergie betreiben

Diese Planungssicherheit sei aber nötig, um nicht in die gleiche Situation wie vor zwölf Jahren zu geraten, als die Solarbranche in den Keller gerauscht ist und zehntausende Arbeitsplätze in der Branche verlorengegangen sind. „Auch damals war die FDP neben der CDU maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt und es wurde kolportiert, dass Solar- und Windenergie ja auch ohne umfassende Förderprogramme weiter ausgebaut werden könne“, erinnert Schachinger. „Das Ergebnis ist uns allen noch in schlechter Erinnerung: der Photovoltaikmarkt brach in Deutschland um 80 Prozent ein und brauchte gut zehn Jahre, um wieder das damalige Niveau zu erreichen.“ Eine solche Entwicklung müsse unbedingt verhindert werden – nicht nur, weil die Photovoltaik konkurrenzlos preiswert Strom produziert und schnell ausgebaut werden kann. (su)