IBC Solar hat jüngst eine engere Zusammenarbeit mit Bosch vereinbart. Welche Rolle spielen solche Kooperationen für Sie?
Strom und Wärme rücken immer stärker zusammen. Besonders die Photovoltaik hat diesbezüglich ein großes Potential. Die Kooperation mit Bosch ist eine Folge dieser Entwicklung. Dies ist eines der wichtigen Themen bei der Sektorenkopplung.IBC will sich verstärkt auf gewerbliche Lösungen konzentrieren. Was bedeutet das?
Stromkosten spielen in allen Betrieben eine immer stärkere Rolle, insbesondere wenn es um die Wirtschaftlichkeit geht. Gewerbliche Photovoltaikanlagen sind ein spannender und noch nicht ausgeschöpfter Wachstumsmarkt. Das Potential der Photovoltaik in diesem Segment ist enorm, jedoch wird dieses noch nicht voll ausgenutzt. Wir können Unternehmen eine intelligente Lösung anbieten, die die Stromkosten des Betriebes minimiert und eine maximale Wirtschaftlichkeit mit Peak Shaving, Eigenverbrauchsoptimierung, Lastverteilung und anderen Ansätzen erzielt. Ob nun durch die alleinige Installation von Speichersystemen oder mit Hilfe einer Photovoltaikkomplettlösung – eine Kombination aus Solarstromanlage, Speicher, Energiemanagementsystem und Elektromobilität. Das ist unser Ansatz.Welche Gewerbekunden haben Sie dabei im Blick?
Eine allgemeine Zielgruppe haben wir nicht. Prinzipiell alle Unternehmen, die aufgrund des hohen Stromverbrauchs Interesse an einer Kostensenkung haben und sich ein Stück weit unabhängiger von fossilen Energieträgern machen wollen: Von Gewerbetreibende und Industrie bis hin zu Landwirten und Gebäudemanager.Mit welchen Geschäftsmodellen wollen Sie den gewerblichen Markt erschließen?
Eine gewerbliche Lösung muss sehr oft individuell konzipiert, geplant und realisiert werden. Mit unserer neuen Abteilung Commercial Energy Systems, kurz CES, steht unseren Fachpartnern und Kunden ein Expertenteam zur Seite, das auf die Entwicklung solcher individuellen gewerblichen Energiesysteme spezialisiert ist. So bieten wir unseren Kunden eine umfassende Projektbegleitung von Anfang bis Ende. Neben einer umfangreichen Analyse, unterstützt unser Expertenteam auch bei der Auslegung der Photovoltaikanlage, bei der Integration von Speichern sowie im Bereich Elektromobilität und bei der Einbindung eines passenden Energiemanagementsystems.Die Kosten für Solarstrom sinken stetig. Welche Möglichkeiten sind für Gewerbekunden in Zukunft denkbar?
Jeder Gewerbe- oder Industriebetrieb kann seine Stromkosten durch die Installation einer Photovoltaikanlage senken – sei es auf dem Firmendach oder, wenn vorhanden, auch auf ungenutzten Betriebsflächen mittels einer Freilandanlage. Darüber hinaus kann die zusätzliche Installation eines Speichers nochmals weitere Einsparungen bringen. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass sich Betriebe günstige Stromkosten über einen Stromliefervertrag (Power purchase agreement – PPA) mit IBC Solar beschaffen. Darüber hinaus gibt es noch viele andere denkbare Konzepte in diesem Marktsegment: Von Leasing und Pachtmodellen bis hin zu Mietstrommodellen oder einem direkten Stromverkauf.Welche rechtlichen Rahmenbedingungen wären denn dafür notwendig?
Komplexe rechtliche Rahmenbedingungen zum Beispiel Ausschreibungen und unüberwindbare Messkonzepte können die Marktentwicklung bremsen. Immerhin hat die Bundesregierung beim neuen EEG 2021 beispielsweise die EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch aus Anlagen mit einer Leistung von bis 30 Kilowatt gestrichen.Welche Rolle wird die Freiflächenanlage und das Segment der privaten Dachanlagen in Zukunft spielen?
Freiflächen werden einen immer höheren Beitrag zur Stromproduktion mittels Photovoltaik leisten. Allerdings ist der Ausbaukorridor, den die Bundesregierung im neuen EEG vorgeben will, im Hinblick auf einen Stromanteil der Erneuerbaren Energien von 65 Prozent bis zum Jahr 2030 viel zu niedrig angesetzt. Dächer allein haben in Deutschland ein Potential von zirka 200 Gigawatt! Durch vernünftige Regeln beim Mieterstrom oder durch den Wegfall der EEG-Abgabe beim selbstgenutzten Strom aus einer Photovoltaikanlage ließe sich dieses Potential erschließen. Dieses müssten wir auch unbedingt ausnutzen, speziell im Bereich Elektromobilität oder bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff. Tatsache ist aber leider, dass es momentan noch zu viele Hürden gibt, bewusst oder unbewusst, die die Entwicklung hemmen.Welche Rolle spielt die Digitalisierung und die Sektorkopplung in Zukunft und wie stellt sich IBC Solar auf diesem Gebiet auf?
Die Digitalisierung hat schon lange in der Photovoltaikbranche Einzug gehalten. Denken Sie beispielsweise an die Elektromobilität, Photovoltaik-Hausanlagen mit Speicher und Hybridwechselrichter, Laststeuerung in Betrieben mit Speichern oder Energiemanagementsysteme im Bereich der Wohngebäude wie unsere EFA Home. Mit dieser Energieplattform können sich Hausbesitzer in Zusammenhang mit einer Photovoltaikanlage und Stromspeicher bis zu 85 Prozent unabhängig vom Stromversorger machen. Der noch benötigte Reststrom kann dabei als grüner Strom bezogen werden. Die wichtige Rolle der Sektorenkopplung wurde anfangs bereits erwähnt. Hier geht es um die Bereiche Wärme und Elektromobilität, für die der Photovoltaikstrom momentan die bei Weitem preiswerteste Lösung darstellt! Das ist besonders für das Gewerbesegment interessant und bietet viel Potential. Mit dem Thema Wasserstoff aus erneuerbaren Energien wird dann auch der Bereich der industriellen Produktion von Stahl, Zement und anderen ein Thema.Die Fragen stellte Sven Ullrich
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