Seit inzwischen schon 65 Jahren transportiert das Logistikunternehmen Mosolf Autos von den Herstellern oder Importhäfen zu Kunden oder Autohändlern. Im sächsischen Rackwitz bei Leipzig betreibt das Unternehmen einen 165.000 Quadratmeter großen Lagerplatz, auf dem bis zu 6.000 Autos stehen können. Diesen Platz überdachen WI Energy gemeinsam mit dem Tochterunternehmen und Sybac On Power derzeit mit einem riesigen solaren Carport.
16 Megawatt Leistung geplant
Innerhalb von zwei Jahren werden die Installateure der beiden Projektpartner in sechs Teilabschnitten 14 der 16,5 Hektar des Lagerplatzes mit 35.000 Solarmodulen mit einer Gesamtleistung von 16 Megawatt überdachen. Der erste Bauabschnitt mit einer Leistung von 5,7 Megawatt ist gerade fertig geworden. Den Strom speist Mosolf dann ins Netz ein. Schließlich benötigt das Unternehmen hier nicht so viel Energie, wie die immens große Anlage liefert.
Hagelschutz für die Autos
Doch Die Anlage hat eine weitere Aufgabe. „Vorrangiges Ziel der Anlage ist es, eine nachhaltige Lagerung von Fahrzeugen des Automobillogistikers, der Mosolf Group, zu gewährleisten“, erklärt Thomas Nolden, Leiter Technische Entwicklung bei Sybac Power On. Denn die Photovoltaikmodule fungieren hier nicht nur als Stromerzeuger, sondern auch als schützende Dachhaut. Sie sollen die darunter geparkten Fahrzeuge vor heftigen Witterungsbedingungen wie massiver Sonneneinstrahlung, Hagelschlag oder Schnee beschützen, was sich sicherlich positiv auf die Bedingungen und die Kosten für den Versicherungsschutz der Fahrzeuge auswirkt.
Module mit Sonderzulassung
Die Planung der Anlage war aber nicht ganz einfach. Denn die Module musste vorher eine spezielle Prüfung und Simulation durchlaufen, um eine baurechtliche Zulassung als Überkopfverglasung zu bekommen. „Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Sicherstellung eines vollständigen Personenschutzkonzepts für die Nutzung der Anlage beim Abstellen der darunter befindlichen Fahrzeuge, da wir uns hier auf einem halböffentlichen Betriebsgelände befinden und, im Gegensatz zu einer regulären Photovoltaikfreiflächenanlage, auch technische Laien die Anlage betreten“, begründet Thomas Nolden die Notwendigkeit der zusätzlichen Zulassung.
Schließlich stellt Mosolf hier nicht nur Neufahrzeuge ab. Auf der Betriebsfläche in Rackwitz bietet Mosolf auch Service-, Technik- und Logistikdienstleistungen für Flottenbetreiber an und wickelt die Rücknahme von Leasing- und Flottenfahrzeuge ab. Deshalb müssen auch betriebsfremde Personen den Platz unter den Modulen betreten, wodurch eine zusätzliche Prüfung der Module baurechtlich vorgeschrieben ist – es sei denn, es kommen Module mit einer entsprechenden allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung zum Einsatz.
Bau während des laufenden Betriebs
Doch für die Planung und Bauabwicklung ist das Projekt eine echte Herausforderung. „Die technische Entwicklung eines solchen Konzeptes ist in vielen Bereichen Neuland und erfordert umfassendes Know-how und jahrelange Branchenerfahrung. Auch die kommunikative Koordination mit zahlreichen Akteuren und Partnern beansprucht viel Zeit und eine gewissenhafte Planung, da die Anlage während des laufenden Logistikbetriebs des Kunden errichtet wurde“, erklärt Thomas Nolden. „Die Umsetzung von Deutschlands künftig größter Photovoltaikparkplatzüberdachung stellt für uns eine spannende Aufgabe dar“, ergänzt Ingo Berens, Geschäftsführer von WI Energy. „Mit Abschluss des ersten Bauabschnitts wurde bereits ein erster großer Schritt in Richtung Klimawende getan. Nun heißt es folgerichtig auch den nächsten Schritt zu gehen und im kommenden Kalenderjahr 2023 die Gesamtanlage ans Netz zu führen“, umreißt er die kommenden Aufgaben in Rackwitz.
Schon versiegelte Flächen nutzen
Die Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts zeige zudem, wie vorhandene Flächen von Wirtschaftsunternehmen für die Installation von erneuerbaren Energien genutzt werden können, ohne in die umgebende Flora und Fauna einzugreifen, begründet Jörg Mosolf, Vorstandsvorsitzender der Mosolf Group, sein Engagement. Im Verlauf des kommenden Jahres folgt der planmäßige Abschluss aller sechs Teilabschnitte und die vollständige Inbetriebnahme der Anlage. (su)