Sharp hat das neue Modulwerk im sizilianischen Catania planmäßig angefahren. „Die neue Fabrik wird von drei Partnern getragen: dem Energieversorger Enel Green Power, STMicroelectronics und uns“, sagt Peter Thiele, Vizepräsident und Europachef der Solarsparte von Sharp. „Wir fahren die erste Linie mit 160 Megawatt an, bei vollem Ausbau kann die Fabrik 480 Megawatt liefern. Die in Catania gefertigten mikro-amorphem Tandemmodule eignen sich besonders für die sonnenreichen Anrainer des Mittelmeeres. Denn bei hohen Temperaturen wirkt sich der geringe Temperaturkoeffizient günstig aus.“ Die Investitionsentscheidung war zu Zeiten gefallen, als noch andere Margen galten.
Vorteile bei den Transportkosten
Dennoch hält Sharp an der Dünnschichttechnik fest. „Sharp hat ein klares Bekenntnis für kristalline und Dünnschichttechnologie aus Silizium abgegeben, weil wir beispielsweise keine Schwermetalle in den Modulen wollen“, bestätigt Peter Thiele. „Die Märkte im Süden sind aber noch nicht entwickelt, dabei wird uns die neue Fabrik helfen. Von Japan braucht ein Container rund vier Wochen, um nach Europa zu kommen. Jetzt können wir unsere Kunden in der Türkei, in Nordafrika oder in Griechenland direkt beliefern, denn unmittelbar neben dem Werk befindet sich ein Freihafen.“ Das spart erhebliche Transportkosten. Peter Thiele sagt: „Die neuen Märkte kommen nicht über Nacht. Man muss sie gezielt ausbauen.“ Der Manager bestätigt auch: „Der Preisverfall bei den kristallinen Modulen macht uns nicht nur in diesem Segment zu schaffen, er drückt auch auf die Dünnschichtmodule. Andererseits werden wir von höheren Einspeisetarifen beispielsweise in Italien profitieren, weil wir in Italien fertigen.
Japan holt auf
In Japan hat Sharp einen Marktanteil von 40 bis 50 Prozent, dort ist Sharp als Solarmarke gut bekannt, auch bei den Kleinanlagen. Auch mit Dünnschichtmodulen ist Sharp erfolgreich, etwa mit der Anlage auf dem Haneda-Flughafen in Tokio. Peter Thiele schätzt ein: „Japan will mehr Strom aus Photovoltaik gewinnen, auch dort wird das Projektgeschäft künftig an Bedeutung gewinnen.“
ThinFab wieder im Rennen
Peter Tinner, Vertriebschef von Oerlikon Solar, meldete den Verkauf der ersten schlüsselfertigen ThinFab nach Asien. Auch Oerlikon bietet seinen Kunden Dünnschichtmodule mit amorphen und mikrokristallinen Schichten, so genannte mikromorphe Module. In Hamburg präsentierte Oerlikon einen weiteren Durchbruch: Ein neues Modul mit 154 Watt erreicht einen Wirkungsgrad von 10,8 Prozent. Bei Dünnschichtmodulen gibt man die Nennleistung als so genannte stabilisierte Leistung an, bei der die Anfangsdegradation bereits eingerechnet ist. Ab 2013 werden die Fabriken von Qerlikon Solar diese Module massenweise fertigen. „Im Vergleich zu kristallinen Modulen werden die Dünnschichtmodule etwa 20 Prozent Marktanteil erreichen“, schätzt Tinner ein. „Mikromorphe Module könnten insgesamt zehn Prozent des Gesamtmarktes abdecken. Das ist ambitioniert, aber wir sehen unsere Technologie als zweite Generation der Solartechnik. Dabei geht es um große Solarfarmen und nicht um Solaranlagen auf kleine Dächer.“ Bei Anlagen auf Dächern haben die kristallinen Module klare Vorteile beim Wirkungsgrad pro Fläche. „Aber um in Indien oder China den Solarmarkt aufzubauen, braucht man Technologien, die in die Nähe der Grid Parity kommen.“ (Heiko Schwarzburger)