Die Gebäudeintegrierte Photovoltaik (BIPV) hat eine hoffnungsvolle Zukunft, wenn die Widersprüche zwischen der Solarbranche und der Baubranche beseitigt werden. Das prophezeit Ingo Hageman, Architekt und Berater aus Aachen auf der EU PVSEC in Hamburg. Bauindustrie und Architekten tun sich bisher noch schwer, Solarmodule als Bauelemente zu verwenden. „Das ist bisher noch eine Nische“, sagt Thomas Recke, Pressesprecher von Solarwatt aus Dresden. Derzeit beherrschen die Indachmodule 95 Prozent des BIPV-Marktes. Jürgen Dreßler, Vertriebsspezialist für BIPV bei Suntech Power schätzt den Anteil der gebäudeintegrierten Lösungen auf etwa ein bis zwei Prozent. Doch gibt es sehr viel mehr Anwendungen wie standardisierte Gebäudeteile oder vorfabrizierte Kostruktionselemente mit Photovoltaikbestandteilen, die möglich wären.
Photovoltaik und Gebäudeintegration – ein Antagonismus?
„Eine junge und dynamische Solarindustrie trifft auf eine konservative Bauwirtschaft, die sehr an Traditionen hängt“, erklärt Ingo Hagemann. „Außerdem agiert die Photovoltaikbranche weltweit während die Baubranche eher auf lokalen Märkten zu Hause ist.“ Als dritte Hürde nennt Hagemann den Spagat zwischen Massenprodukten der Solarindustrie und den individuellen Designvorstellungen der Bauherren und Architekten.
Die Photovoltaikbranche setzt immer mehr auf die Optimierung der Modulproduktion und die Minimierung der Produktvarianten. Die Kunden der BIPV wollen aber unter vielen Varianten auswählen, um die individuellen ästhetischen Vorstellungen zu verwirklichen. Außerdem widersprechend die meisten Solarmodule den lokalen Bautraditionen. „Um diese ganzen Gegensätze zu überbrücken, brauchen wir eine Win-Win-Situation, mit der beide Seiten leben können“, so Hagemann.
Er schlägt als erste die Entwicklung von Zwischenlösungen vor, die in die individuellen baulichen Gegebenheiten integrierbar sind. Denkbar sind hier Dünnschichtfolien, die auf bestehende Ziegeldächer aufgeklebt werden. Der zweite Schritt ist die Entwicklung von preiswerten und einfachen Solarmodulen. „Da sind die Produkte der dritten Photovoltaikgeneration wie organische Solarzellen oder Dyezellen hilfreich“, so Hagemann. Um die Architekten auch von Design her zu überzeugen, muss die Solarindustrie individuelle Modulvarianten anbieten. Verschiedene Farben, Größen und Formen lassen sich einfacher in die Architektur integrieren als standardisierte Module aus der Massenproduktion.
Der Preis ist nebensächlich
Aber die Photovoltaikindustrie versucht gerade mit der Massenfertigung und der Standardisierung die Preise zu senken, um dem Kunden billige Module anbieten zu können. „Sonderanfertigungen sind zwar möglich und die machen wir auch, aber dann ist man schnell bei einem Preis von acht bis zehn Euro pro Watt“, sagt Jürgen Dressler. „Da heben die meisten Kunden die Hände und lehnen ab, weil ihnen das zu viel ist.“ Schließlich soll sich die Investition in die Solaranlage irgendwann amortisieren. „Wir reden hier aber über bauliche Integration von Photovoltaikanlagen“, verteidigt Hagemann sein Konzept. „Es geht hier darum, dass die Solarmodule Teile der Bauhülle sind. Das schafft ja an anderer Stelle Einsparungen. Und schließlich verlangt ja auch niemand, dass sich die Investition in die herkömmlichen Gebäudeteile amortisiert.“ (Sven Ullrich)