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Das Potenzial von Hybridkraftwerken

Der Ausbau der erneuerbaren Energien boomt, vor allem der Solarausbau. Deutschland verfügt inzwischen über Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 82,2 GW. Allein 14,6 GW kamen im letzten Jahr hinzu. Solarstrom avancierte zur günstigsten Variante aller Stromerzeugungsformen, sein Ausbau sollte weiter betrieben werden – in einer einfachen Systemintegration.
Denn: Der klimafreundlich erzeugte Strom richtet sich nach dem Wetter und nicht nach dem Strombedarf. Auch soll der grüne Strom zum Abnehmer transportiert werden, doch der dafür erforderliche Netzausbau hinkt seit Jahren hinterher.

Systemintegrierende Anlagen ­entscheidend
Der Fokus beim Zubau von Solarparks muss daher auf systemintegrierenden Anlagen liegen, also auf technischen Lösungen, bei denen Netz- und Systemdienlichkeit gegeben sind. Prädestiniert dafür ist die Verknüpfung von Erneuerbaren-Ausbau mit der Installation von Batteriespeichern.
Hier setzten die ersten beiden Varianten der Innovations-Ausschreibungen im EEG an, die jene Anlagenkombinationen fördern, die sich im technologieneutralen wettbewerblichen Verfahren als effizient erwiesen haben.
Die Stadtwerke-Kooperation Trianel gehört zu den aktiven Projektentwicklern in Deutschland und hat über ihre 100%ige Tochter Trianel Energieprojekte GmbH & Co. KG (TEP) bereits Erneuerbaren-Anlagen mit einer Leistung von über 800 MW realisiert; weitere 2.000 MW befinden sich in der Projektpipeline. Der kommunale Projektentwickler hat erfolgreich an den Innovations-Ausschreibungen teilgenommen und2023 mit dem Bau von vier Photovoltaik-Freiflächenanlagen begonnen, die jeweils mit einem Batteriespeicher kombiniert werden. Bei ihrer Fertigstellung tragen diese Freiflächenanlagen mit einer Gesamtleistung von 60 MW zur Energiewende bei. Die kombinierten Batteriespeicher weisen eine Gesamtkapazität von 40 MWh auf.

Die drei Projekte in Gammertingen (Baden-Württemberg), Letschin und Göhlsdorf (beide Brandenburg) befinden sich in der finalen Bauphase, der Solarpark Lübars II in Sachsen-Anhalt ist bereits in Betrieb. Mit diesen vier herausfordernden Projekten konnte die Stadtwerke-Kooperation wertvolle Projekterfahrungen in dem Segment Kombinationsanlagen mit Batteriespeicher sammeln.

Solarpark Lübars II: Projekterfahrung
Das Projekt in Lübars profitierte von zwei Besonderheiten: Trianel hat dort bereits den benachbarten Solarpark Lübars I realisiert und war so mit den Örtlichkeiten bestens vertraut. Zum anderen sieht die Bauordnung in Sachsen-Anhalt eine Genehmigungsfreistellung bei kleineren und mittleren Bauvorhaben vor: In diesen Fällen muss der Projektierer keine explizite Baugenehmigung beantragen, sondern die jeweilige Gemeinde korrekt und umfassend informieren. Nach Ablauf eines Monats tritt die Fiktion einer Genehmigung ein. Sie ist also erteilt, sofern die Kommune nicht die Durchführung eines formellen Genehmigungsverfahrens verlangt.
Diese Situation war in Lübars gegeben. Dadurch vereinfachte und beschleunigte sich das Bauvorhaben, die Trianel Energieprojekte sparte wertvolle Zeit. Auch verlief die Zusammenarbeit mit der Genehmigungsbehörde sehr zielorientiert und konfliktfrei. Damit gilt der Innovationspark Lübars II als ein positives Beispiel, wie die Energiewende schnell und pragmatisch vorangetrieben wird. Innerhalb weniger Monate konnten auf der Fläche von rund elf Hektar neben einer Bahnstrecke 21.180 Module verbaut werden. Seit März 2024 produziert der Park mit knapp 12 MW rund 13,5 Mio. kWh pro Jahr und kann circa 3.500 Haushalte mit grünem Strom versorgen. Eine dreireihige Hecke sorgt künftig dafür, dass sich die Anlage diskret in das Landschaftsbild einfügt.
Die Speicheranlage ist in fünf Überseecontainern verbaut. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden Autobatterien eingesetzt, die damit eine Chance auf ein „zweites Leben – second life“ haben. Zwei Trafostationen und zwei Wechselrichter sorgen nun dafür, dass 8.400 kWh grüner Strom gespeichert werden können.
Für die Anbindung an das öffentliche Stromnetz war eine Stromtrasse von 16 Kilometern Länge notwendig – inzwischen keine Seltenheit bei Erneuerbaren-Vorhaben.

Anpassung des Rechtsrahmens nötig
An der Strombörse zeigen sich bereits heute die nachhaltigen Effekte des Solarstromzubaus: Am Strommarkt sind Peak-Produkte teilweise günstiger als das Baseprodukt. Gepaart mit der Position, dass neue Freiflächensolaranlagen den günstigsten Strom liefern, bedarf es nun einer raschen Erarbeitung und Fixierung einer Speicherstrategie. Es ist zu diskutieren, ob neue Anlagen mit Stromspeichern ausgestattet werden sollten.
Begrüßenswert ist es, dass die Bundesnetzagentur an dem Höchstwert von 9,18 Cent/kWh für Innovationsausschreibungen von 2023 festhält. Doch ist es damit nicht getan.

Der aktuelle Regulierungsrahmen zu Hybrid-Kraftwerken berücksichtigt die Netzdienlichkeit solcher Speicher nicht, da nur die Einspeisung des im angeschlossenen Solarparks grün erzeugten Stroms gestattet ist. Dies wird der Nützlichkeit von Speichern für die Systemstabilität nicht gerecht. Hier ist eine Anpassung von Nöten.
Das kürzlich verabschiedete Solarpaket I enthält positive Ansätze für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren. Allerdings befasst sich das Maßnahmenpaket nicht mit den Rahmenbedingungen der Innovationsausschreibungen. Diese Arbeit ist händeringend notwendig.
Da der beschleunigte Ausbau der Solarenergie massive Auswirkungen auf das Energiesystem hat, muss der Solarstrom markt- und systemdienlich ins Netz eingespeist werden. Die Ampelfraktionen haben dies erkannt und angeregt, mit dem Solarpaket II Vorschläge für effektive Maßnahmen vorzulegen, die die Kosteneffizienz des Erneuerbaren-Ausbaus deutlich steigern und die schon jetzt günstigen Erneuerbaren systemdienlicher wirken zu lassen.
Für den Erfolg der Energiewende ist ein funktionierendes Stromsystem entscheidend, das die volatile Stromerzeugung gut managt. Wir sind offen dafür, Vorschläge mitzuerarbeiten und diese mit dem Gesetzgeber zu besprechen. Damit soll der volkswirtschaftliche Nutzen erhöht und die Energiewende vereinfacht werden. (nw)
Autor:
Herbert Muders, Geschäftsführer,
Trianel Energieprojekte GmbH & Co. KG