Das EEG wurde novelliert und es haben sich einige Verbesserungen ergeben. Wie werden diese sich nach Ihrer Einschätzung auf die Nachfrage nach großen Photovoltaikanlagen in Deutschland auswirken?
Die Nachfrage nach großen Photovoltaikanlagen von Seiten der Investoren war bereits vor der EEG-Novellierung sehr hoch. Wir sehen keine Steigerung der Nachfrage auf der Investorenseite, die durch die EEG-Novelle ausgelöst wird. Sie wird aber unverändert hoch bleiben. Im Wettbewerb um geeignete Flächen ist eine höhere Intensität zwischen den Projektentwickler zu erwarten.
Wie kompliziert ist es, die notwendigen Flächen für den Bau von Solarparks zu akquirieren und wie lösen Sie das?
Die Auswahl und Akquisition der geeigneten Flächen ist herausfordernd, aber lösbar, wenn man vertrauensvoll und transparent mit den Grundstückseigentümern umgeht und auf deren Belange mit jeweils auf die individuelle Situation angepassten Pachtkonzepten eingeht. Der Wettbewerb findet auf der Fläche statt. Gleichzeitig kann man feststellen, dass es grundsätzlich keinen Engpass an technisch geeigneten Flächen gibt. Ein Engpass ist eher im Bereich der Bauleitplanung zu sehen. Die in der Regel erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans und des Bauleitplans sind zeitaufwändig und aufgrund der Planungshoheit der Kommunen sind hier die größten Hürden zu bewältigen. Ein weiterer elementarer Engpass sind die Netzanschlusskapazitäten.
Die jüngsten Ausschreibungen mit höherem Volumen in Deutschland waren unterzeichnet. Die Bundesregierung hat mit höheren Maximalgebotswerten reagiert. Doch sicherlich ist das nicht der einzige Grund?
Wir brauchen mehr Baugenehmigungen für Photovoltaikfreiflächenanlagen. Ohne eine in Aussicht stehende Baugenehmigung nimmt niemand mehr an einer Ausschreibung teil, weil das Risiko des Verlustes der Bietbürgschaft besteht, wenn nicht innerhalb von 18 beziehungsweise 24 Monaten die Inbetriebnahme erfolgt. Gegebenenlfass könnte helfen, aufgrund der derzeit langen Lieferzeiten den Betreibern mehr Zeit einzuräumen, die Photovoltaikprojekte zu realisieren.
Sind Ausschreibungen angesichts eines wachsenden Marktes an Stromlieferverträgen (PPA) überhaupt noch zeitgemäß?
Ja. EEG-Ausschreibungen sind weiterhin erforderlich. Der EEG-Zuschlag bietet ein Höchstmaß an finanzieller Sicherheit für die Finanzierung der Freiflächenphotovoltaikanlagen, da die Strompreisszenarien in der Zukunft naturgemäß eine sehr große Bandbreite aufweisen.
Nicht nur die Bundesregierung, sondern auch andere Länder wollen den Ausbau der Photovoltaik beschleunigen. Hier heißt es, dass die Anlagen schneller aufgebaut werden müssen. Welche neuen Technologien kommen bei Planung und Umsetzung der Anlagen zum Einsatz, um schneller zu werden?
Die Verzögerungen beim Aufbau resultieren weniger aus fehlenden oder veralteten Technologien. Die Verzögerungen resultieren aus schleppenden Bauleitplan- und Baugenehmigungsverfahren und aus deutlich verlängerten Lieferzeiten insbesondere für Netzanschlusskomponenten.
Welche Rolle spielen dabei die größeren Module, die die Hersteller auf den Markt gebracht haben – sind diese eine Lösung, um schneller mehr Leistung auf die Fläche zu bekommen?
Durch leistungsstärkere Module bekommt man kontinuierlich höhere Leistungen installiert. Da hier kontinuierlich geforscht wird, kann man von einer Leistungssteigerung von etwa fünf bis maximal zehn Prozent in den nächsten ein bis zwei Jahren ausgehen. Eine fundamentale Leistungssteigerung, die kurzfristig erheblich mehr Leistung auf gleicher Fläche ermöglicht, erwarten wir aber weder in der Modultechnik noch bei den Wechselrichtern.
Wie sehen Sie die Preisentwicklung im Bereich Solarparks und gewerblichen Anlagen?
Im Moment sehen wir durch die globalen Krisen erhebliche Preissteigerungen. Wobei es im Moment so aussieht, dass die Geschwindigkeit der Preissteigerungen im Photovoltaikbereich abnimmt. Eine nennenswerte Reduzierung der Herstellungskosten sehen wir auf absehbarer Zeit aber nicht, weil die Energiekosten vermutlich auf längere Zeit hoch bleiben werden und damit auch bei den Rohstoffkosten keine Preissenkungen zu erwarten sind.
Wie steht es um die Lieferketten, welche Herausforderungen haben Sie hier zu meistern?
Die Lieferketten sind derzeit stabil, auch wenn die Lieferzeiten insbesondere bei Netzanschlusstechnik gestiegen sind. Die Herausforderung für die Projektentwickler wird sein, frühzeitig die erforderlichen Komponenten zu bestellen. Da dies unter Umständen schon erfolgen muss, bevor alle Risiken aus den Projekten eliminiert sind, müssen sich die Projektentwickler finanziell entsprechend gut aufstellen, damit sie die damit verbundenen finanziellen Risiken gegebenenfalls tragen können.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, um die Lieferketten zu stabilisieren, wenn dies überhaupt notwendig ist?
Da wir nicht als Hersteller aufgestellt sind, sondern als Kunde von stabilen Lieferketten abhängig sind, können wir lediglich über frühzeitige Bestellungen auf die Lieferketten einwirken, um so für die Hersteller und Lieferanten Planbarkeit zu gewährleisten.
Wer sind die Kunden, die sich derzeit für Solarparks interessieren?
Juwi ist ausschließlich im Segment der großen Photovoltaikfreiflächenanlage aktiv. Die Kunden für diese Projekte sind in der Regel institutionelle Investoren, Fonds, Versicherungen, Energieversorgunsunternehmen, Stadtwerke und große energieintensive Unternehmen.
Welche Hürden sehen Sie, die unbedingt noch aus dem Weg geräumt werden müssen, um schneller mehr Solarparks aufzubauen?
Für Freiflächenphotovoltaikanlagen müssen Hemmnisse im Planungsrecht behoben werden, um so eine nennenswerte Beschleunigung in den Genehmigungsverfahren und eine Erhöhung der genehmigten Projekte zu erreichen.
Die Fragen stellte Sven Ullrich
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