Lange dümpelte der polnische Photovoltaikmarkt in den Startlöchern und immer wieder gab es Verzögerungen bei der Schaffung passender Rahmenbedingungen für den Ausbau. Zumindest im Segment der großen Solarparks ist die Regierung in Warschau, die immer noch auf Kohle – und perspektivisch auf Atomstrom – setzen will, inzwischen abgehängt. Denn immer mehr polnische Solarparks werden mit Stromlieferverträgen (Power Purchase Agreements – PPA) finanziert und sind damit unabhängig von jeglicher Unterstützung aus Warschau.
Solarstrom für Axpo-Kunden
Eines der größten Solar-PPA-Portfolios hat jetzt der Schweizer Energieversorger Axpo in Polen abgeschlossen. Damit baut sich das Unternehmen, dass bisher vor allem Windkraftwerke über PPA finanziert, auch ein Solarportfolio in dem Land auf. Die polnische Tochtergesellschaft von Axpo mit Sitz in Warschau wird den Strom aus mehreren Solaranlagen vermarkten, die von der R Power Group, einem Projektentwickler von Solaranlagen in Europa.
Anlagen gehen bis 2023 in Betrieb
Zum Portfolio gehören Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 300 Megawatt. Die Anlagen werden derzeit gebaut und erreichen jeweils eine Leistung zwischen 300 Kilowatt und 30 Megawatt. Diese werden bis Mitte 2023 schrittweise in Betrieb gehen. Für den Betrieb, die Wartung und die Instandhaltung der Generatoren ist Nomad Electric Services zuständig, einem Projektierer und Dienstleister für große Photovoltaikanlagen mit Sitz in Warschau.
Stromliefervertrag bis 2026 abgeschlossen
Um die Rentabilität des gesamten Projektportfolios zu garantieren, wurde im Rahmen des Vertrages zwischen Axpo Polska und dem Anlagenerrichter R Power Group geschaffen. Der Vertrag sieht vor, dass Axpo Polska zwischen 2022 und 2026 die gesamte Stromproduktion der Anlagen abnehmen und an seine Kunden vertreiben wird. Sie ist gleichzeitig auch für den Ausgleich des Projektportfolios verantwortlich. Zudem bekommt R Power über Axpo Zugang zu Preisabsicherungsinstrumenten, was die Bankfähigkeit der Projekte sicherstellt. „Der zwischen Axpo und R Power Group unterzeichnete Vertrag ist eines der größten Solar-PPA, die je auf dem polnischen Energiemarkt abgeschlossen wurden“, weiß Paweł Wierzbicki, Chef von Axpo Polska. „Dieses PPA unterstreicht, dass Axpo in Polen auch bei der Vermarktung von Solarstrom eine führende Position einnehmen möchte. Wir werden bei weiteren Solarprojekten mit R Power Group zusammenarbeiten, um die Energiewende in Polen zu beschleunigen“, stellt der Chef der polnischen Axpo-Tochter in Aussicht.
Industrie will Ökostrom
Denn das ist auch dringend notwendig. Denn das Potenzial für die Solarenergie und die Nachfrage der Industrie nach Grünstrom sind groß. Entsprechend hat sich das Land inzwischen zum drittgrößten Solarmarkt in Europa – nach Deutschland, Spanien und den Niederlanden – entwickelt, wie aus dem aktuellen Marktbericht von Solar Power Europe hervorgeht.
Wachstum im Bereich Solarparks erwartet
Der Branchenverband in Brüssel erwartet vor allem im Segment der großen Anlagen ein weiteres Wachstum – während der Markt für kleine Eigenverbrauchsanlagen zurückgehen wird, wenn die Regierung in Warschau wie schon angekündigt die Rahmenbedingungen für diese Installationen verschlechtert. Dies wird einerseits von den nächsten Ausschreibungen für Ökostromanlagen getrieben. Dabei lässt Warschau die Windkraft und die Photovoltaik gleichzeitig in einer Aktion gegeneinander antreten. Andererseits wird aber auch der Markt für PPA in Polen weiter wachsen. Denn vor allem die großen energieintensiven Industrien suchen händeringend nach Ökostrom im Land, um ihre Produktion zu dekarbonisieren, zumal im Vorschlag für ein neues Energierecht schon einige Erleichterungen für die Direktbelieferung von Stromkunden stehen.
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