Laut Insolvenzverwalter Bruno M. Kübler gäbe es damit eine echte Chance, die von Choren entwickelte Technologie zur Produktion von Biokraftstoffen der 2. Generation zur Marktreife zu bringen. Davon profitiert aber die Beta-Anlage in Freiberg nicht.
An ihr war Choren gescheitert. Das Unternehmen aus Freiberg hatte Anfang Juli 2011 gemeinsam mit ihren beiden deutschen Tochtergesellschaften Insolvenz angemeldet. Grund war, dass das Konzept, realisiert in einer Pilotanlage zur Erzeugung von Synthesegas aus Holz für Biokraftstoffe der 2. Generation, nicht von der Demonstrationsstufe zur industriellen Größe überführt werden konnte. Das Konzept sieht vor aus Holz ein Synthesegas zu gewinnen, aus dem synthetischer Kraftstoff gewonnen wird.
Die Produktion im industriellen Maßstab war ursprünglich für Anfang 2009 vorgesehen. Beim als SunFuel bezeichneten Produkt handelt es sich um einen Biokraftstoff der 2. Generation, was auch heißt, dass er nicht aus Nahrungspflanzen hergestellt wird. Als Grundstoff für SunFuel dient Holz. Am Firmensitz in Freiberg hat Choren eine Pilotanlage mit einer Kapazität von 15.000 Tonnen Biokraftstoffe aufgebaut. Die Biomasse wird verschwelt und reagiert unter Zufuhr von Sauerstoff in einem Flugstromreaktor zu einem Synthesegas. Aus diesem wird über die Fischer-Tropsch-Synthese Biokraftstoff erzeugt. Dem Gewinnungsverfahren wurde die Markenbezeichnung Carbo-V-Verfahren gegeben.
Choren war in den vergangenen Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit getreten, weil prominente Unternehmen wie VW, Daimler und Shell sich an der Unternehmung beteiligten. Das weckte große Erwartungen. Doch es gab Verzögerungen. Laut Medienberichten hätte Shell zum Beispiel Forderungen an die Sicherheit gestellt, die die Entwicklungszeiten verdoppelten. Die Kosten liefen aus dem Ruder. Choren konnte schließlich nicht mehr weiter finanzieren und musste aufgeben.
Im Einzelnen haben Insolvenz angemeldet die Choren Industries GmbH, ursprünglich rund 140 Mitarbeiter, die Choren Fuel Freiberg GmbH amp; Co. KG, 125 Mitarbeiter, und die Choren Components GmbH, 25 Mitarbeiter. Von Insolvenzverfahren unberührt bleiben zunächst die ausländischen Gesellschaften Choren USA LLC und die Choren China Co., Ltd.
Es gab einen ersten Erfolg im vergangenen Jahr: Käufer und neuer, alter Geschäftsführer der Choren Components GmbH war der langjährige Geschäftsführer Jonas Kappeller. Kappeller übernahm die 25 Mitarbeiter und führt den Geschäftsbetrieb am Standort Freiberg fort. Choren Components firmiert allerdings wieder unter dem alten Firmennamen TAF Thermische Apparatebau Freiberg GmbH. Diesen Namen trug das Unternehmen vor seiner Übernahme durch Choren.
Dem Verkauf an Linde Engineering Dresden war ein mehrmonatiger Investorenprozess vorausgegangen. Kübler hatte zu weltweit mehr als 200 potenziellen Investoren Kontakt aufgenommen. Es stellte sich jedoch heraus, dass keiner der potenziellen Käufer bereit war, die Investitionen zu tätigen, die nötig wären, um die Synthesegas-Demonstrationsanlage (auch „Beta Anlage“ genannt) in Freiberg in den industriellen Betrieb zu überführen. Laut Choren werden rund 65 verbliebene Arbeitnehmer vorerst weiterbeschäftigt. Die Investorengespräche über weitere Teile der Choren-Gruppe, insbesondere die Beta-Anlage, dauern an. (Dittmar Koop)