Der Deutsche Naturschutzring (DNR) will mit seiner Informationskampagne „Windkraft im Visier“ den Ausbau erneuerbarer Energien weiter voranbringen. Gleichzeitig soll jedoch auch deren Umweltverträglichkeit gewährleistet sein. Nach der von der Bundesregierung angestrebten Energiewende äußerte sich der DNR deshalb auch zum Bau von Windkraftanlagen in Wäldern.
Gut 100 Windräder stehen bereits in deutschen Wäldern
„Angesichts des hohen Stellenwerts von erneuerbaren Energien wie der Windenergie für den Klimaschutz sollte zukünftig der Bau von Windkraftanlagen in bestimmten, intensiv genutzten Wirtschaftswäldern mit einer geringen ökologischen Bedeutung stärker als bisher in Erwägung gezogen werden“, sagt DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen. Bisher stünden mehr als 100 Windkraftanlagen in deutschen Wäldern, vor allem im Siegerland, im Rothaargebirge und in Rheinland-Pfalz, sagt Projektleiter Günter Ratzbor. Mit Nabenhöhen von 139 Metern ragten sie weit über die Baumwipfel hinaus. „Bei solchen Höhen wirken sich Verwirbelungen von Bäumen nicht oder kaum noch auf den Ertrag der Windenergieanlagen aus. Zudem ist der Wirkbereich der rotierenden Flügel weit höher als der Aktionsbereich der den Wipfelraum nutzenden waldbewohnenden Vogel- und Fledermausarten“, sagt Ratzbor.
Viele Vögel nicht besonders empfindlich gegen Windräder im Wald
Speziell das Kollisionsrisiko für Fledermäuse, für die der Wald besonders wichtig ist, beschränkt sich Umweltplaner Ratzbor zufolge sehr stark auf die Zeit nach Aufgabe der Wochenstuben und den Beginn der Herbstwanderung. „Daraus ergeben sich keine besonderen Risiken für waldbewohnende oder -nutzende Fledermausarten durch Windräder in Wäldern“, sagt er. Die waldbewohnenden häufigen Vogelarten hätten nach aktuellem Kenntnisstand ebenfalls keine besondere Empfindlichkeit gegenüber Windanlagen, da sich ihr Lebensbereich innerhalb der Wälder oder nur in geringer Höhe über den Kronen befände.
Allerdings muss bei der Windradplanung nach Ansicht des DNR die Inanspruchnahme von Waldflächen für Zufahrtswege, Montageplätze und für den Transport des erzeugten Stroms kritisch in die Überlegungen einbezogen werden. Die jeweils benötigte Waldfläche sei auf jeden Fall durch naturnahe Neuaufforstungen in mindestens gleichem Umfang auszugleichen, teilte der Verband mit.
DNR: Keine Windräder in naturnahen Wald
Der Waldanteil in Deutschland beträgt mit 11,1 Millionen Hektar nach DNR-Angaben etwa ein Drittel der gesamten Landesfläche. Für die Hälfte der hier vorkommenden Vogelarten stellt der Wald den bevorzugten Lebensraum dar, unter anderem für Greifvögel- und Eulenarten, Schwarzstörche, Hasel- und Auerhühner. Angesichts dieser Bedeutung der Wälder dürften aus DNR-Sicht Windkraftanlagen keinesfalls in urwaldähnlichen und naturnahen Wäldern, in Forsten mit alten, höhlenreichen Bäumen oder einem hohen Totholzanteil sowie an Waldrändern gebaut werden.
(Andreas Haude)