Sind Sie zufrieden mit dem BNK-Geschäft?
Henning von Barsewisch: Wir sind sehr gut dabei. Wir sind Marktführer und haben ungefähr ein Drittel des deutschen Onshore-Marktes und gut drei Viertel im Bereich Offshore. Unterm Strich ist aber On- und Offshore noch sehr viel zu tun. Es gibt eine weitere BNK-Fristverlängerung im neuen EEG, so dass die Branche bis Ende 2024 Zeit hat. Diese Novelle ist schon durch Kabinett und Bundesrat und geht demnächst in den Bundestag.
Da sie ein Anhang des EEG zum beschleunigten Solarausbau ist, hat sie sehr hohe Priorität und wir gehen fest davon aus, dass sie vor Ende 2023 Gesetz wird.
Bei den Spreewindtagen vor einem Jahr haben BNK-Hersteller gesagt, noch eine Fristverlängerung werde es nicht geben, das müsse man jetzt schaffen. Und danach ist die Fristverlängerung doch gekommen.
Henning von Barsewisch: Es ist absolut gigantisch, was diese Branche hier stemmen soll. Wir machen rasante Fortschritte, aber nicht in dem Tempo, das erforderlich wäre, um das dieses Jahr fertig zu kriegen.
Wieso kann man das schlecht einschätzen?
Henning von Barsewisch: Wir hatten Installationszahlen für dieses Jahr geplant, die die ganze Lieferkette einfach nicht geschafft hat. Es ist ein brutales Tempo, wenn Sie Liefermengen verzehnfachen und über ein Jahr stabil halten müssen. Die Lieferanten und wir sind in Engpässe reingelaufen, die man nicht antizipiert hat. Das sind dann teilweise auch Kleinigkeiten, an denen man hängenbleibt. Das macht es uns nicht leichter, etwa mit Genehmigungen.
Neben den Liefermengen sind zwei der größten Hindernisse, die uns aufhalten, die Schnittstellen zur Befeuerung und die Kommunikationsanbindung. Wir brauchen die Kooperation der Anlagenhersteller, Behörden, Baumusterprüfstellen etc. So eine Kette dramatisch zu beschleunigen, braucht dann doch eine Weile. Und da sehen wir zum Beispiel ganz klar, die Inbetriebnahmezahlen liegen massiv hinter den Installationen. Wir sind ziemlich gut dabei, was Installationen angeht. Aber wann es dann wirklich im Betrieb ist, hängt von vielen Parteien ab.
Was müssen die Betreiber jetzt tun?
Henning von Barsewisch: Wir sehen, dass die Betreiber gut mitarbeiten. Sie haben inzwischen nahezu alle eine BNK-Lösung unterschrieben, weil BNK thematisch ja nun wirklich nichts Neues mehr ist. Die Betreiber haben im Prinzip ihre Hausaufgaben gemacht. Jetzt müssen sie zusehen, dass sie ihre Anlagen für BNK ertüchtigen, am besten DSL mit in die Gondel ziehen, also vernünftige, schnelle Internetverbindung, und mit dem Hersteller zusammenarbeiten, dass der seine Aufgaben macht. Auf diesem Gebiet muss der Hersteller nun aber auch zehnmal so viel machen. Und dafür muss er plötzlich deutlich mehr Ressourcen zur Verfügung haben.
Sie meinen Human Ressourcen?
Henning von Barsewisch: Genau. Menschen, die Befeuerungen ertüchtigen, Software aktualisieren und sich um alle möglichen Fehler kümmern.
Haben Sie denn Bedarf an Mitarbeitern?
Henning von Barsewisch: Ja, wir haben durchaus Bedarf an Mitarbeitern. Wir sind aber auch stolz: Wir haben in letzter Zeit sieben Jobangebote gemacht, und sieben Leute haben es angenommen. Das ist natürlich eine tolle Bestätigung unserer Arbeit, wenn wir andere mit unserer Begeisterung für die Sache anstecken können.
Wie geht es mit BNK weiter?
Henning von Barsewisch: Ich freue mich auf die Zeit, wenn BNK nicht nur als lästige Pflicht, sondern als das verstanden wird, was sie eigentlich ist, nämlich ein Weg zur Akzeptanzsteigerung bei der Bevölkerung. Im Ausland erleben wir eine sehr positive Aufnahme, man versteht, dass das nächtliche Geblinke eine unnötige Störung der Nachbarn ist, insbesondere bei hoher Dichte von Windparks. In Deutschland ist vielleicht wegen der Pflicht dieser positive Aspekt in den Hintergrund getreten. Als BNK-Branche leisten wir einen wichtigen Beitrag, die Akzeptanz von Windparks zu steigern. Das motiviert uns immer wieder.
Lanthan Save Sky auf den Windenergietagen: Smoothiestand und Forum 19, 8. November, 18 Uhr: einen Vortrag „BNK als Akzeptanzbrücke zwischen Luftfahrt, Betreibern und Anwohnern“