Jedes Turmsegment des von Siemens georderten neuen Modells besteht aus standardisierten kleinen Einheiten, aus konisch zulaufenden Stahlträgern, die zu Turmröhren-Segmenten vormontiert werden. Der Prototyp in Hovsore ist 100 Meter hoch, könnte aber durch die einzelnen Segmente beliebig höher gebaut werden. Entwickler und Hersteller der neuen Anlagentürme ist das Unternehmen Andresen Towers aus dem dänischen Nyborg.
Weil die einzelnen Turmglieder bereits vormontiert aus dem Werk kommen, beträgt der Aufbau der Türme vor Ort dann nur noch rund eine Woche", sagt Andresen-Towers-Geschäftsführer Tom Andresen. Zum Vergleich: Hybrid oder reine Betontürme erfordern bislang Bauzeiten von mehreren Wochen. Die Turmwandbauteile werden aus Stahl von der Rolle gefertigt, dieses Material ist lediglich 17 Millimeter stark.
Die einzelnen Komponenten des Turmes werden verschraubt und durch Stahlseile mit dem Fundament verbunden. Jedes Turmsegment besteht dann aus zwölf U-förmigen, nach innen gerichteten Einheiten von mehreren Metern Höhe. Alle Einzelteile werden verschraubt, nichts verschweißt. Was die Schraubverbindungen betrifft, setzten die Konstrukteure auf Erfahrungen aus dem Brückenbau.
Laut einer Studie, die Siemens in Auftrag gab, liegen die Investitions- und Installationskosten für den Turm in etwa gleichauf mit den herkömmlichen Modellen aus Beton oder Beton-Stahl-Hybrid-Konstruktionen. Doch der Stahlturm sticht seine Konkurrenten neben neuen Höhen und einer einfachen Montage offensichtlich durch einen wesentlich einfacheren Transport aus: Die einzelnen Segmente können in Standardcontainern auf ganz normalen Lastwagen verladen werden. Hintergrund: Stahltürme in klassischer Bauweise mit bereits geschlossenen Rohrsegmenten könnten gar nicht mehr transportiert werden. Sie würden mit Durchmessern von mehr als vier Metern nicht mehr unter heutigen Autobahnbrücken hindurch passen.
Der Turm ist mehreckig und hat sich offenbar bewährt: Anfang Juni soll das erste „echte“ Modell in einem Windpark in Holland mit einer Höhe von 115 Metern installiert werden. „Nur wenige Änderungen gegenüber dem Prototyp in Hovsore waren nötig“, sagt Andresen. Siemens plant künftig eine maximale Nabenhöhe für seine SWT-2.3-113-Turbine von 142,5 Metern beziehungsweise eine Anlagengesamthöhe von 199 Metern. Bei einer solchen Höhe hat der Turmfuß dann einen Durchmesser von acht Metern von einer Parallelseite zur gegenüberliegenden.
Weitere Türme sind bereits für Windprojekte in Schweden geordert. Und die Produktionsvorbereitungen am Standort Nyborg laufen auf Hochtouren – ab Juni sollen die ersten Segmente vollautomatisiert vom Band rollen. Das Konzept hat sich Andresen inzwischen patentieren lassen. Den Vertrieb wickelt allerdings allein Siemens ab.
(Tilman Weber)