Immer mehr Städte und Kommunen erweisen sich als Vorreiter der Energiewende. Sie zeigen, was möglich ist, auch wenn auf Bundesebene die Entschlossenheit zur Energiewende teilweise fehlt. Die Stadt Essen hat gerade den Titel Grüne Hauptstadt Europas weitergereicht an die niederländische Stadt Njimegen. Vorher zogen die Verantwortlichen Bilanz: 187 Eigenprojekte, 56 Tagungen und Konferenzen und 210 Bürgerprojekte wurden im Titeljahr realisiert. Rund 200.000 Besucherinnen und Besucher kamen zu den Veranstaltungen. Die Veranstalter sind zufrieden und sehen die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 als nachhaltigen Motor für die künftige Entwicklung der Stadt und der Region. Große Verändungen stehen noch an: Noch in diesem Jahr endet der Steinkohlebergbau in der Region, der Emscherumbau wird 2020 fertiggestellt, im Jahr 2022 finden die Ergebnispräsentationen der Klimaexpo NRW und der Klimametropole Ruhr 2022 statt.
„Die Essenerinnen und Essener haben selbst den Wandlungsprozess angestoßen und sind ein wesentlicher Teil dieses Prozesses“, sagte Thomas Kufen, Oberbürgermeister von Essen. Dank der finanziellen Unterstützung der Stadt, der Landesregierung NRW, des Bundesumweltministeriums und von Sponsoren stand dem Projekt ein Gesamtbudget von 16,5 Mio. Euro zur Verfügung. Davon flossen über 50 Prozent direkt in die Projekte. Von den rund 8,6 Mio Euro Projektmitteln wurden 71 Prozent für nachhaltige Projekte, Baumaßnahmen, Ausstellungen, Tagungen und Konferenzen ausgegeben, 29 Prozent wurden für Events wie die Eröffnung und das Familien- und Gartenfest „Grün auf! Altendorf“ und Ausstellungen vergeben.
„Wir bleiben Grüne Hauptstadt Europas und wir werden weiter die Ziele verfolgen, die wir uns gesetzt haben“, sagt Simone Raskob, Umwelt-, Bau- und Sportdezernentin der Stadt Essen und Projektleiterin der Grünen Hauptstadt Europas – Essen 2017. Fünf Themenfelder wurden im Rahmen der Grünen Hauptstadt in den Mittelpunkt gerückt: „Mein Grün“, „Meine Flüsse“, „Mein Einkauf“, „Meine Wege“ und „Meine Zukunft“. Die Eröffnung von zwei Mobilstationen an zentralen Haltepunkten der Ruhrbahn mit E-Auto-Lade- und Leihfahrräder-Stationen, das E-Rikschaprojekt „Radeln ohne Alter“, das 843 Seniorinnen und Senioren zu ihren Lieblingsorten in der Stadt brachte, die Ruhr-Badestelle am Seaside Beach Baldeney, die MS Innogy, die die Fahrgäste emissionsarm über den Baldeneysee schippert, und die 3.000 mit Sprüchen beklebten Mülleimer im gesamten Stadtgebiet sind nur einige der nachhaltigen Projekte. „Im Themenfeld ‚Meine Zukunft‘ setzten wir vor allem auf Bildung – unter anderem gemeinsam mit der Schule Natur, der Volkshochschule Essen und der Universität Duisburg-Essen“, sagt Simone Raskob.
Große Auswirkungen hatte der Titel auch auf die Netzwerkarbeit. So engagierten sich mehr als 50 Partner und Sponsoren auf lokaler und regionaler Ebene für die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017. Und auch international arbeitet Essen nun als Modellstadt des Wandels in erster Reihe mit: Keine deutsche Stadt hatte so viele Auftritte auf der Weltklimakonferenz COP 23 in Bonn wie die Ruhrmetropole. Delegationen und Journalisten aus rund vierzig Ländern der Welt – unter anderem aus den USA, aus China, Peru, Australien, Namibia und zahlreichen Staaten Europas – informierten sich vor Ort über die Entwicklung der Stadt Essen und berichteten in ihrer Heimat. Die Stadt arbeitet mit in international aufgestellten Netzwerken wie der „Climate Alliance“, „Eurocities“ und der „Urban Transition Alliance“, die Essen gemeinsam mit Fachkollegen aus dem Ruhrgebiet, den USA und China und ICLEI – Local Governments for Sustainability im Rahmen der COP 23 ins Leben rief.
Am 18. Juni 2015 hat die Europäische Kommission der Stadt Essen den Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ verliehen. Mit dem Titel wird eine europäische Stadt ausgezeichnet, die nachweislich hohe Umweltstandards erreicht hat und fortlaufend ehrgeizige Ziele für die weitere Verbesserung des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung verfolgt.
Die Gemeinde Jüchen ist bereits zum 20. Mal mit der Plakette „Energiesparer NRW“ ausgezeichnet worden. Das Schulzentrum an der Stadionstraße, bestehend aus Gymnasium, Gesamtschule, Dreifachsporthalle, Hallenbad und Mensa, erhielt je Gebäude eine Plakette der Kategorie „Kraft-Wärme-Kopplung“ für den Einbau eines neuen Blockheizkraftwerks. Der erzeugte Strom wird auf die einzelnen Gebäude aufgeteilt und fast vollständig vor Ort genutzt. Der Energieverbrauch sinkt durch die Maßnahme um etwa 290.000 Kilowattstunden pro Jahr. Das ermöglicht es, 50.000 Euro Energiekosten jährlich zu sparen. Die Kohlendioxid-Emissionen reduzieren sich um zirka 58 Tonnen jährlich. (Nicole Weinhold)