Während die letzten Fußballfans am nächtlichen Strand von Durban den Sieg ihres Teams im südafrikanischen Pokalfinale bejubelten, war im benachbarten Kongresszentrum längst nicht jedem Delegierten der Klimakonferenz zum Feiern zumute. Zwar konnten sich die Vertreter von 193 Staaten erstmals auf einen Fahrplan für ein weltweites Klimaabkommen einigen. Doch dürften bis 2020, dem Beginn der Übereinkunft, noch einige Steine aus dem Weg geräumt werden.
Gegen vier Uhr am Sonntagmorgen endete nach 14 Tagen der bis dahin längste Klimagipfel aller Zeiten. Ursprünglich sollte die Konferenz nur bis Freitag dauern. Doch weil die zähen Verhandlungen erst mit dem Näherrücken der Deadline an Schwung aufnahmen, ging der Gipfel in eine 36-stündige Verlängerung.
Vor allem die europäischen Länder im Verbund mit den Insel- und afrikanischen Staaten sowie den ärmsten Entwicklungsländern waren es, die mit ihrer kompromisslosen Haltung zum weltweiten Klimaabkommen für Verzögerungen sorgten – eine Haltung, der die größten Umweltsünder USA, China und Indien am Ende Tribut zollten. Umgekehrt musste auch die EU Kröten schlucken, die größte beim immer noch schwammigen, rechtlichen Status, den das Verhandlungsmandat für ein solches Abkommen besitzt. Aber auch Gastgeber Südafrika verschuldete mit verspätet vorgelegten Dokumenten oder zögerlicher Führungshaltung die eine oder andere Verspätung.
Kein Luxus für Vertreter der Inselstaaten
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), der zu den europäischen Aktivposten dieser Mammut-Konferenz gehörte, hatte seinen Rückflug wie die meisten seiner Amtskollegen auf Sonntag verlegen können. Dafür stellte die südafrikanische Fluglinie SAA den europäischen Ministern eigens ein größeres Flugzeug zur Verfügung. Dieser Luxus war den Vertretern der Inselstaaten und ärmsten Entwicklungsländern nicht vergönnt, denn sie konnten sich eine Umbuchung aus finanziellen Gründen nicht leisten. So kritisierte der Greenpeace-Klimaexperte Martin Kaiser: „Die, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, mussten schon abreisen, und die Entscheidungen fallen ohne sie.“
Nach den Politikern haben nun die Juristen das Wort und nehmen die Beschlüsse der 17. UN-Klimakonferenz unter die Lupe. Kurz vor ihrer Abreise trat EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard noch einmal vor die Mikrofone der ebenfalls völlig erschöpften Medienvertreter: „Es wird Monate dauern, ehe wir alle Papiere genau durchgesehen haben.“
(aus Durban, Oliver Berger)