Insbesondere auf ihre Situation auf dem deutschen Markt verweisen die 20 Unternehmen, die auf die traditionelle Umfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN geantwortet haben. Der Regierungswechsel von der schwarz-gelben zur großen schwarz-roten Koalition ist in den meisten Antworten auch das Hauptthema. Wenig überraschend ist der zum Jahresende 2013 ausgehandelte Koalitionsvertrag kein Grund zum Jubeln, sieht er doch geringere garantierte Vergütungen für Windkraft an Land vor und kündigt de facto die politische Unterstützung für den Zubau von Windparks in Süd- und Mitteldeutschland außerhalb der windhöffigsten Binnenlandregionen. Doch die Unternehmen setzen auf das bereits erreichte Drehmoment, mit dem die Energiewende rotiert: Weil Bundesländer und Kommunen sowie Bürgerinitiativen längst eigene Energiekonzepte und Windenergie-Projekte verfolgen, werden sie eine Allianz gegen eine Beschränkung des Windenergieausbaus bilden, lautet die Hoffnung. Andere Befragte erwarten ein gutes 2014, weil sie von der bevorstehenden Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes einen Vorzieheffekt erwarten und die Branche vereint viele Projekte früher verwirklichen werde.
Optimismus erzeugen auch nachgezogene nationale Energiemarktreformen anderer Länder, die nun zum Tragen kommen: Finnland, Frankreich, Großbritannien, die Türkei, Skandinavien oder die USA, Südafrika, Uruguay, Brasilien, Mexiko und sogar China könnten diesen Optimismus für wieder mehr Exporte rechtfertigen. Eine weitere Hoffnung gründet die deutsche exportorientierte Windbranche auf volkswirtschaftliche Gesetze: So werde die Windenergie-Politik letztlich dadurch angetrieben, dass Windkraft für den Aufbau neuer Industrien oder die Förderung des Mittelstandes zum entscheidenden Faktor geworden sei.
Die Turbinenhersteller
Alstom, Markus Rieck, Verkaufschef Deutschland: Deutschland und Frankreich werden 2014 als Offshore-Windenergieländer den Durchbruch schaffen. Wir werden wichtige Entscheidungen zu Fertigungsstätten, Logistik sowie Operation- und Maintenance-Standorten treffen. Darüber hinaus werden wir den Renewable-Bereich personell verstärken und aktive Kooperationen mit industriellen Partnern weiter ausbauen. Politisch ist es in Deutschland für die Offshore-Windkraft dringend notwendig, die aktuelle Verunsicherung der Investoren zu überwinden, beispielsweise durch die Stabilisierung der Fördermechanismen und Ausbauziele, wie jüngst bereits in den Koalitionsvereinbarungen festgeschrieben. Diese müssen nun rasch bestätigt werden, der geplante Zeitablauf darf nicht gefährdet werden, damit die Industrie sich auf die Realisierung von Projekten konzentrieren kann.
Gamesa, José Antonio Cortajarena, Chief Corporate Officer: Lateinamerika and Indien werden weiterhin zum Wachstum des Turbinenverkaufsgeschäfts 2014 beitragen. Der strukturelle Bedarf an Strom sowie die hohe Wettbewerbsfähigkeit der Ressource Wind bestimmen das Wachstum in Brasilien und Mexiko. Auch der indische Markt wird durch Stromdefizite und staatliche Tarife angetrieben. Gamesa ist hier gut positioniert, um die Wachstumschancen in diesen Regionen zu ergreifen. Dies können wir mit unserer lokalen Kenntnis der einzelnen Märkte unterfüttern, mit örtlichen Belegschaften und Zulieferketten. Wir sehen auch Potenzial in den USA, nachdem die Steuervergünstigungsregel des sogenannten PTC nun wieder verlängert worden ist und in manchen Ländern Nordeuropas wie Deutschland und Finnland - Dank unserer Multimegawatt-Plattform mit den Anlagen mit 4,5 und 5,0 Megawatt.
GE Renewables, Andreas von Bobart, Geschäftsführer Deutschland: 2014 wird für uns ein gutes Jahr. GE hatte einen Marktanteil von sechs bis sieben Prozent bei den Neuaufstellungen in Europa in 2012 und wir haben mit der 2.5 – 120 in einen vielversprechenden Anlagentyp für Europa investiert. Diese WEA nutzt das industrielle Internet, um in jeder Sekunde zehntausende von Datenpunkten zu analysieren. So können Schwankungen ausgeglichen und die Energieerzeugung vorhersagbarer gemacht werden, was der Energiewende zugutekommt. Allerdings sehen wir durchaus auch Potenzial für andere Märkte. Bei der Technologie werden wir weiter auf die Senkung der Stromerzeugungskosten durch Erhöhung der Kapazitätsfaktoren setzen. Wir haben für 2014 ein gut gefülltes Auftragsbuch. Die Anlagen werden in Salzbergen hergestellt und können bis auf die Komponentenebene fernüberwacht werden.
Nordex, Felix Losada, Pressesprecher: Trotz des weltweit milderen Wachstums von jährlich circa sechs Prozent wird Nordex die bisherige erfolgreiche Vertriebsstrategie fortsetzen, die den Fokus auf die Bereiche Onshore, auf ausgesuchte Märkte, Kundengruppen und Produktsegmente setzt. Dabei konzentrieren wir uns in Europa auf Deutschland, Großbritannien, Skandinavien, Frankreich und die Türkei. Neue Märkte wie Südafrika und Uruguay sowie asiatische Märkte und Lateinamerika stehen ebenfalls im Blick der Vertriebsaktivitäten. Mit der Generation Delta erhalten Kunden die vierte Anlagengeneration der hoch-effizienten Multi-Megawatt-Plattform für Schwach-, Mittel- und Starkwindstandorte. Das Hauptaugenmerk der Entwicklung liegt dabei auf der Reduzierung der Stromgestehungskosten. Mit der Anlagengeneration Delta ist es Nordex gelungen, hier erneut einen großen Schritt in diese Richtung zu gehen.
Repower/Senvion, Andreas Nauen, CEO: Durch Investitionsunsicherheit ging der Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland nicht wie geplant voran. Das hat die Branche vorhergesagt. Mit den angepassten Ausbauzielen setzt die Politik endlich erreichbare Ziele. Am Grundsatz ändert sich nichts: Offshore-Windenergie gehört zu dieser Zukunft. Windenergie-Strom muss wettbewerbsfähig sein und bleiben. Dabei spielt Innovation die Schlüsselrolle. Als Hersteller arbeiten wir an der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Offshore-Windenergie, aber: Nur wenn unsere Spitzentechnologie angewendet wird, bleibt Deutschland das Mutterland der Energiewende! Dazu gehört insbesondere Klarheit beim Netzanschluss für unsere Kunden. Für uns ist das erste Ziel, dass es Offshore in Deutschland weitergeht, daran hängen viele Arbeitsplätze.
Siemens Wind Power, Hannes Reuter, Leiter Onshore-Windgeschäft Europa: Von den Koalitionsverhandlungen in Berlin gingen wichtige Signale für das neue Jahr aus. Deutschland bleibt weiterhin ein wichtiger Markt. Die Politik hat sich hinter die Ziele der Energiewende gestellt, die nur mit einem weiteren Ausbau der Windenergie gelingen kann. Bund und Länder müssen jetzt intensiv daran arbeiten, Ihre Interessen zu koordinieren. Nur so lassen sich die Ausbauziele für Wind und anderen erneuerbare Energien mit dem Netzausbau beziehungsweise Umbau der Netzinfrastruktur in Einklang bringen. Ein wichtiger Meilenstein wird 2014 die Reform des EEG. Wir gehen davon aus, dass der Ausbau in Deutschland in allen Regionen mit geeigneten Standorten weitergeht. Dafür sind wir sehr gut aufgestellt – unter anderem mit unseren modernen getriebelosen Anlagen. Sie bilden für uns auch die Erfolgsbasis in anderen EU-Staaten. Wir wollen unsere Aktivitäten hier in allen wichtigen Windmärkten stärken und ausbauen.
Die Projektierer
Abo Wind, Jochen Ahn, Vorstand: Der Koalitionsvertrag hält an Atomausstieg und Reduktion der Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 fest. Dies wird sich nur mit Windkraft an Land als kostengünstigster Technologie erreichen lassen. Da Photovoltaik, Wasserkraft, Biomasse, Wind offshore auch über weniger Ausbaupotenzial verfügen, bedarf es bis 2025 im Jahresschnitt eines Zubaus von 2.000 bis 3.000 Megawatt, um den „Ausbaukorridor“ zu erreichen. Der Koalitionsvertrag sieht eine Senkung der Vergütung vor – „insbesondere bei windstarken Standorten“. Die Formulierungen deuten darauf hin, dass die standortabhängige Staffelung bis zu einem Referenzwert von 75 Prozent ausgedehnt werden soll. Bisher gewährt das EEG Standorten mit 82,5 Prozent die höchste Vergütung. Schwächere Standorte müssen mit dem gleichen auskommen. Bei 70 Prozent Referenzertrag bedürfte es künftig einer Vergütung von mehr als neun Eurocent je Kilowattstunde. Ein um zehn Prozentpunkte besserer Ertragswert ermöglicht eine Abschmelzung um jeweils gut 0,4 Cent.
Dong Energy, Lars Thaaning Pedersen, Chef Europa-Windgeschäft: Vor Wochen erst haben wir unsere Investitionsentscheidung für Gode Wind 1 und 2 mit einer Investitionssumme von rund 2,2 Milliarden Euro bekannt gegeben. Der Baustart ist für Anfang 2015 und die Inbetriebnahme für 2016 geplant. Borkum Riffgrund 1, unser erster deutscher Windpark, befindet sich im Bau. Die Inbetriebnahme wird spätestens 2015 erfolgen. Mit einer Verlängerung des Stauchungsmodells um weitere zwei Jahre eröffnen sich gute Möglichkeiten für unsere weiteren deutschen Projekte wie Borkum Riffgrund 2. Allerdings: Um Investitionsentscheidungen treffen zu können, bedarf es verschiedener Rahmenbedingungen. Die Verlängerung des Stauchungsmodells ist ein erster richtiger Schritt gewesen. Darüber hinaus brauchen wir belastbare Netzanbindungszusagen. Derzeit entwickeln einzelne Hersteller Turbinen der nächsten Generation, die in den kommenden Jahren einsetzbar sind.
Enertrag, Jörg Müller, Vorstandsvorsitzender: Wir sind zuversichtlich, dass die Onshore-Windenergie als preiswürdigste erneuerbare Energiequelle in Deutschland weiter ausgebaut wird. Hintergrund ist einerseits der anerkannte Beitrag der erneuerbaren Energien zur Stabilisierung der Energiepreise bei steigenden Kosten fossiler Energieträger. Andererseits hat die mittelständisch geprägte Windindustrie insgesamt eine hohe Bedeutung für den Standort Deutschland, denn der Mittelstand ist ein wichtiger Innovationsmotor und Arbeitsplatzfaktor. Daher gehen wir von einer verlässlichen Politik aus, die den Mittelstand in Deutschland stärkt.
Getproject, Per Lind, Geschäftsführer: Die Eckpunkte im Koalitionspapier deuten eher auf einen Etappensieg der Großkraftwerktechnologie mit Braun- und Steinkohle sowie eine Reduktion der Ausbauziele von Erneuerbaren hin. Sofern die öffentliche Meinung hier nicht mit der konkreten Ausformung des EEG‘s zu einer Änderung führt, sehen wir deutlich schwierigeren Zeiten entgegen. Zurzeit versuchen wir, möglichst viele Projekte bis Ende 2014 ans Netz zu bringen. Nach Altmeiers angekündigter Strompreisbremse werden wir unsere leicht angezogene Handbremse bezüglich künftiger Investitionen noch nicht lösen, bis sich die konkrete Richtung abzeichnet. Es ist den Gegnern gelungen, die ganze Frage der Energiewende auf die Mehrkosten für den Verbraucher zu reduzieren. Beiträge, was es wohl kosten wird, wenn wir die Energiewende nicht vorantreiben und weiter auf klimaschädliche und endliche Ressourcen setzen, vermisse ich.“
Ostwind, Christoph Markl-Meider, Pressesprecher: Die Vereinbarungen zwischen Union und SPD treffen vor allem die Windenergie an Land. Sie ist heute die kostengünstigste erneuerbare Energiequelle mit den größten Potenzialen – und wird vielleicht gerade deshalb am stärksten attackiert. Die CSU hat ein weiteres beigepackt: Auf Druck von Parteichef Seehofer wurde eine Länderöffnungsklausel aufgenommen, um "Mindestabstände zur Wohnbebauung festzulegen" – in Bayern bis zu zwei Kilometer. Dann bleiben 0,05 Prozent der Landesfläche für Windstandorte beplanbar – also nichts! All das stellt die Energiewende auf den Kopf und gefährdet eine verbrauchernahe Energieversorgung, regionale Wertschöpfung, Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger sowie innovative Energieprojekte in Kooperation mit Stadtwerken und Kommunen.
PNE Wind AG, Martin Billhardt, Vorstandsvorsitzender: Es ist wichtig, die Ziele des Klimaschutzes nicht aus den Augen zu verlieren. Die Windenergie onshore ist dafür eine der besonders tragenden Stützen. Ihr Ausbau muss bei kalkulierbaren Rahmenbedingungen fortgesetzt werden. Den politischen Willen sehen wir in Deutschland als gegeben. Wichtig ist es nun, überzogene Änderungen des EEG zu verhindern. Der Ausbau der Windenergie muss flächendeckend dezentral möglich bleiben. Technologischer Fortschritt führt bereits zu Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen. Damit kann sich die Windenergie mehr und mehr dem Markt stellen. Für die Windkraft im Meer ist die geplante Verlängerung des Stauchungsmodells ein sichtbares Zeichen. Mit den weiteren Offshore-Projekten, die von uns derzeit entwickelt werden, sind wir gut aufgestellt.
Unternehmensgruppe Dezentrale Energien, Alexander Jäger-Bloh, Geschäftsführer: Die im Widerspruch zum Bayrischen Abstandserlass stehenden beachtlichen Ausbauziele der Bayrischen Staatsregierung zeigen, dass die Länder weiterhin ambitionierte Ausbauziele verfolgen. Daher ist ein Kannibalismus in dieser Frage nicht auszuschließen. Zumindest wollen sich die Nord- nicht zu Gunsten der Südländer beschränken. So sind die Kürzungsphantasien noch lange nicht beschlossene Sache. Auch regieren die Grünen in vielen Landesregierungen mit. Wenn die Elektromobilität durch die in 2014 und später auf den Markt kommenden E-Fahrzeuge doch in Gang kommen sollte, tritt sehr schnell eine Situation ein, bei der die Nachfrage nach Strom aus den Erneuerbaren signifikant ansteigen wird. E-Mobilität aus Kohle- und Atomstrom will niemand. Wir werden wieder verstärkt auf EU-Märkte setzen, wo wir bereits präsent sind. Dort haben wir unsere Investitionen erhöht.
WKN AG. Martinus Scherweit, CEO: Italien muss entscheiden, wie es nach 2014 das erfolgreiche Ausschreibungsverfahren fortsetzt; Polen führt ein Ausschreibungsverfahren für Vergütungshöhen ein, welches ab 2015 greifen soll. Unsere französischen Nachbarn müssen sich auf eine Umstellung ihres Einspeisesystems einstellen, weil das gegenwärtige wohl vom europäischen Gerichtshof wegen unerlaubter Subventionen kassiert wird. Gleichzeitig realisiert Frankreich, dass bei den derzeitigen Zubauzahlen die energiepolitischen Ziele nicht erreichbar sind. So entsteht politischer Druck, der zu Erleichterungen im Genehmigungsverfahren für Windparks führt. Bulgarien hat sein Förderregime stark beschnitten, es bleibt abzuwarten, wie sich die EU zu dieser Politik stellt.
WPD, Klaus Meier, Aufsichtsrat: 2014 wird ein sehr spannendes Jahr. Es heißt dann Ringen um eine EEG-Novelle mit Herrn Gabriel – und der war schon vor acht Jahren nicht der einfachste Widerpart. Am Ende setzt sich hoffentlich die Vernunft durch, dass der Umbau des Energiesystems weiter gehen muss und dass der Windenergie onshore dabei die Schlüsselrolle zukommt. An unsere Branche gerichtet heißt es klar, dass wir nicht darüber streiten sollten, ob der Ausbau an Land oder auf See, im Norden oder Süden stattfinden muss, sondern dass wir nur eine Chance haben, wenn wir an einem Strang ziehen. Ansonsten werden unsere Gegner die jeweils negativen Argumente bereitwillig aufgreifen – und alle verlieren.
WSB, Jens Müller-Nielsen, Geschäftsführung WSB Neue Energien Holding GmbH: Die Ergebnisse des Koalitionsvertrages bewerten wir überwiegend als positiv – die Energiewende wird als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen. Es liegt nun an uns, mit der Politik faire Investitionsbedingungen für die kommenden Jahre zu schaffen. Im Fokus steht dabei die Systemintegration. Wir müssen mit Energieversorgern und Stadtwerken einen Weg finden, damit sich volatile und grundlastfähige Energieträger sinnvoll im Markt ergänzen: auch bei der Preisbildung. Wir setzen auf die Erfahrungen aus den Auslandsmärkten – beispielsweise durch die erfolgreiche Teilnahme an Ausschreibungen in Frankreich und Italien. Wir begreifen es als Chance, dass die Bundesregierung auf dieses Thema eingehen wird. Um die Energiewende auf ein breites Fundament zu stellen, ist die Harmonisierung der europäischen und deutschen Energiepolitik erforderlich. Es würde die Investitionssicherheit erhöhen.
Die Technologiezulieferer und Dienstleister
Anemos-Jacob, Herbert Schwartz, Geschäftsführer: 2013 war geprägt von der Sorge einer Änderung des EEG. Eine große Zahl von Messungen wurde durchgeführt, aber meist nur kurz, denn die Gutachten mussten so fertiggestellt werden, dass eine Finanzierung in 2013 noch möglich war. Dies wird sich wohl 2014 wiederholen. Eindeutig geht der Trend zu immer mehr Messungen, doch diese benötigen Zeit. Wenn die aufgrund der Rahmenbedingungen fehlt, ist eine kurze Messung in der Regel besser ist als keine. In günstigen Fällen können mit raffinierten Auswertemethoden auch aus kurzen Messungen belastbare Ergebnisse erarbeitet werden. Nachhaltige Projektentwicklung ist aber nur bei stabilen Rahmenbedingungen möglich. Andererseits sehen wir, dass sich kleine, vor Ort eingebundene und teilweise stark auf privaten Initiativen basierende Projekte weniger nervös zeigen. Ihre Rolle wird wahrscheinlich anwachsen. Der internationale Markt zeigt sich eher verhalten. Wir oder unsere Kunden benötigen derzeit den deutschen Markt!
Bosch-Rexroth, Christoph Kainzbauer, Vertriebsleitung Renewable Energies: Die Gestehungskosten der Windenergie über den gesamten Lebenszyklus gewinnen immer stärker an Bedeutung. Die Windanlagenbetreiber erkennen zunehmend dass sie mit zustandsorientierten Instandhaltungskonzepten und intelligenten Service-Konzepten die Verfügbarkeit ihrer Anlagen steigern und die Betriebskosten senken. Bosch Rexroth hat mit seinen Condition-Monitoring-Lösungen solche Dienstleistungen entwickelt. Aktuell geht der Trend in Europa und auch in China zu Schwachwindanlagen. Dadurch können die Anlagen näher am Verbrauche installiert werden, etwa im Umfeld der chinesischen Mega-Cities. Das verringert den Aufwand für den Netzausbau und beschleunigt die Planungen.
Deutsche Windtechnik AG, Matthias Brandt, Vorstand: Die Formulierungen im Koalitionsvertrag sind in der Bedeutung für die Onshore Windenergie nicht ganz klar. Aus Überzeugung, Notwendigkeit und Kostengründen gehe ich weiterhin von ordentlichen jährlichen Neuinstallationen aus. Für unser Instandhaltungsgeschäft sind schwankende Zubauraten allerdings kurz- bis mittelfristig unbedeutend. Der deutsche Offshorebereich scheint für die nahe Zukunft Klar definiert. Hier werden die aktuellen Projekte weiter umgesetzt. Wir sehen viele Anfragen. Grundsätzlich wird sich eine Art Konsolidierung bei den Offshore Dienstleistungen vollziehen, indem sich starke Partner mit differenzierten Kompetenzen zusammentun, um sinnvolle Pakete anbieten zu können, insbesondere für technisch-handwerkliche Tätigkeiten. In Europa bleibt die Energiepolitik nicht harmonisiert, so dass hier extrem unterschiedliche Entwicklungen zu erwarten sind.
Die Verbände
Bundesverband Windenergie, Henning Dettmer, Geschäftsführer: Wir haben in Deutschland die Chancen mit der Energiewende technologischer Schrittmacher zu werden. Diese Chance dürfen wir nicht vertun. Deshalb wird der Bundesverband WindEnergie dafür kämpfen, dass die Länder an ihren guten Zielen für die Fortsetzung der Energiewende festhalten. Die Regierungskoalition will den gerade anlaufenden Offshore-Ausbau begrenzen, verlängert aber gleichzeitig das sogenannte Stauchungsmodell und garantiert so für eine längere Zeit die hohe Vergütung von 19 Cent pro Kilowattstunde. Beides passt nicht recht zusammen. Offshore gibt es große Potentiale verbunden mit einem hohen Forschungsbedarf. Deshalb sollte der Ausbau zumindest aus dem Forschungsetat mitfinanziert werden. Gleichzeitig ist sicherzustellen, dass wirklich Arbeitsplätze in Deutschland vom Zubau profitieren. Dies ist bislang nicht gesichert.
VDMA Power Systems, Thorsten Herdan, Geschäftsführer: Die Weltmarkt-Vorhersagen für 2014 sind anders als für 2013 alles andere als lau. Wir rechnen mit etwa 45 Gigawatt neu installerter Leistung. Damit könnte das Rekordjahr 2012 übertroffen werden. Der amerikanische Markt wird nach dem Tief in 2013 wieder stark anziehen, in Asien erwarten wir einen Seitwärtstrend und Europa bleibt stabil mit gegensätzlichen Entwicklungen im Süden und Osten gegenüber Westen und Norden. Weltweite Wachstumsmärkte sehen wir in der Türkei oder perspektivisch in der Ukraine und Kasachstan. Südafrika rückt in die Liga der Multihundertmegawattmärkte vor. Sehr kritisch sehen wir die Märkte in Südosteuropa, leider auch Rumänien und Bulgarien, die durch rückwirkende Gesetzesänderungen nahezu brach liegen. Die deutschen Anlagenhersteller sind für die Lösung von Netzproblemem und für die Erschliessung von Standorten mit schwierigen Wind- und Wetterverhältnisse bestens gerüstet.
WWEA, Stefan Gsänger, Generalsekretär: In Deutschland ist vor allem eine heftige Auseinandersetzung um die Fortentwicklung des EEG zu erwarten. Entscheidend für den weiteren dynamischen Ausbau der Windenergie an Land wird sein, dass die Energiewende auch weiterhin eine Bürgerenergiewende sein kann. Eine ähnlich heftige Auseinandersetzung ist innerhalb der EU in Bezug auf die Ausbauziele für 2030 zu erwarten. Die Wahlen zum Europäischen Parlament werden dazu sicher wichtige Impulse geben. Offshore ist zu erwarten, dass auch Großbritannien seine singuläre Rolle als bei weitem größter Markt zunächst behält. China wird sicherlich auch weiterhin in diesem Segment aktiv sein, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau. Noch nicht 2014, aber mittelfristig lohnt sich der Blick nach Korea und Japan, wo es noch einige Barrieren gibt. Größere Dynamik ist zum ersten Mal in mehreren afrikanischen Ländern, vor allem in Ostafrika zu erwarten, aber auch in Lateinamerika sehen wir Neuinvestitionen in substanzieller Größenordnung.
Die Umfrage führte Tilman Weber