Die Dresdener Firma Biofabrik entwickelt, fertigt und vermarktet Technologien im Bereich Clean-Tech. Darunter Waste-to-Energy-Anlagen zur Gewinnung von Kraftstoff und Energie aus Abfall und eben Bioraffinerien zur Gewinnung von chemischen Grundstoffe aus Biomasse. Die erste Bioraffinerie der Firma im Tschechischen Blizevedly produziert seit ein paar grüne Chemikalien aus Gras. Die Bioraffinerie produziert in einer Woche rund eine Tonnen des Chemikalienmixes GHX – einem Proteinhydrolysat, oder -raffinat.
Nun entsteht eine Anlage im bayerischen Hof. Diese erste Bioraffinerie dieser Art in Deutschland wurde innerhalb von 11 Tagen diesen Sommer durch Klein- und Großanleger mit 600.000 Euro finanziert. Innerhalb der folgenden vier Tage war die Anlage zu 27 Prozent überzeichnet. Mit den Erlösen einer vollautomatischen Bioraffinerie, die sich nahtlos in Biogassysteme integriert, können die Betreiber unabhängiger von Förderungen und Rohstoffpreisen arbeiten. Die Bioraffinerie produziert ein Proteinhydrolysat, das als Dünger eingesetzt werden kann. "Dieses gewinnen wir beim Aufschluss des Grases, das in der Biogasanlage eingesetzt wird. Der gewonnene Saft wird in einem Filtrationsprozess aufgereinigt. Er wird damit haltbar. In einem nachgelagerten Schritt wird dieses Permeat in einem Verdunster, der mit der Abwärme des BHKW betrieben wird, aufkonzentriert. Diese Einheit ist KWK-bonusfähig", erklärt Florian Bauer, Sprecher der Biofabrik. "Der Transport wird damit ökonomischer und ökologischer möglich."
Mit und ohne BHKW
Für Biogasanlagen ohne BHKW (Netzeinspeisung) stehe ein Vakuumverdampfer zur Verfügung. Das aufgeschlossene Gras könne wie gewohnt in der Biogasanlage weiterverarbeitet werden. Wenn es die baulichen Gegebenheiten zulassen, könne die Anlage so angeordnet werden, dass das aufgeschlossene Gras in den bestehenden Feeder der Biogasanlage eingeleitet wird und hier kein weiterer Arbeitsschritt durch den Transport entsteht.
"Wir befinden uns momentan in der Planung für die Zentralraffinerie. Diese verarbeitet das Proteinhydrolysat weiter und veredelt es. Dabei werden Aminosäuren, Zucker, Milchsäuren und Mineralien getrennt. Diese vier Stoffgruppen, können dann gezielt weiterverarbeitet werden", erklärt Florian Bauer.
Die Stoffgruppen:
Aminosäuren: Dünger, Futtermittel
Milchsäuren: PLA (biologisch abbaubares Plastik)
Zucker: Dünger, Futtermittel
Mineralien: Dünger
Florian Bauer erklärt, warum Bioraffinerien nach seiner Einschätzung eine große Zukunft haben: "Biogasanlagen erlösen durch das neue EEG de facto weniger. Darüber hinaus sollte die Technologie Biogas ohnehin ohne Vergünstigung neben anderen Energieerzeugungsformen existieren können. Da Biogas der stabilste Energieerzeuger unter den erneuerbaren Energien ist, ist es als Backup unerlässlich. Zusatzeinnahmen durch den effektiveren Rohstoffeinsatz wie mit der Bioraffinerie sind ein großer Schritt auf dem Wege Biogasanlagen ohne Vergünstigungen durch das EEG ökonomisch zu betreiben." Zudem würden die Produkte, die mit den Erzeugnissen der Bioraffinerie hergestellt werden, heute entweder aus fossilen Rohstoffen oder mit großem Einsatz dieser hergestellt. Darüber hinaus würden Proteine wie sie auch in der Bioraffinerie gewonnen werden, heute zum großen Teil aus tierischen Stoffen hergestellt:
Mineralischer Dünger wird mit dem Haber-Bosch-Verfahren hergestellt. Hier werden rund zwei Tonnen Mineralöl benötigt um eine Tonne Dünger herzustellen. Mineralöl geht einfach zu Ende.
Proteine werden aus Fleisch, Fischmehl, Knorpel oder Milch gewonnen. Die Zucht dieser Tiere verschlingt enorme Energiemengen. Da Energie aus vorgenanntem Grund, also der knapper werdenden Vorräte an fossilen Rohstoffen, immer wertvoller werden wird ist die Gewinnung der Rohstoff mit anderen Mitteln notwendig. Der Einsatz von pflanzlichen Proteinen wird damit in den Vordergrund rücken.
Plastik wird aus Mineralöl hergestellt. Mit Milchsäure ist es möglich PLA, einen biologisch abbaubaren Kunststoff herzustellen, der PE sehr ähnlich ist und keinen Einsatz von Mineralölen erfordert. (Nicole Weinhold)
In Summe bewegen wir uns also in Märkten, die bereits vorhanden sind und in den kommenden Jahren einem enormen Wachstum unterlegen sind.