Landshut - Atomkraftwerk Isar, Kühlturmwolke.Foto: Franzfoto
Die Zeitung Die Welt beschreibt in einem Meinungs-Artikel eine neue Ökobewegung in Großbritannien. Sie verfolgt die Theorie, dass die Natur dann am besten vom Menschen geschont wird, wenn der Mensch möglichst unnatürlich ist. Dazu haben die Autoren ein sogenanntes "Ecomodernist Manifesto" veröffentlicht. Die Welt zieht aus dem Manifest allerdings mehr Schlüsse, als dort tatsächlich zu finden sind. Dort heißt es "...heute aber sind AKWs die beste Methode, um die Energiebedürfnisse der Menschheit zu befriedigen, ohne dass dabei noch mehr CO2 produziert würde." Im Manuskript klingt das anders.
Geschrieben steht dort: "Eine Vielzahl an sozialen, wirtschaftlichen und institutionellen Herausforderungen macht jedoch den Einsatz heutiger Kerntechnologien im großen Stil, der für effektiven Klimaschutz notwendig wäre, unwahrscheinlich. Damit Kernenergie zu einer entscheidenden Klimaschutztechnologie wird, ist wahrscheinlich eine neue Generation nuklearer Technologien, die sicherer und billiger sind, notwendig. Auf lange Sicht stellen modernste Solartechnologien, fortschrittliche Kernspaltung und Kernfusion die plausibelsten Wege dar, um die gemeinsamen Ziele Klimastabilisierung und radikale Entkopplung von Mensch und Natur zu erreichen."
Zum Einen hat die Welt also nochmal einen Draufgesetzt, um für die eigene Vorliebe zur Atomkraft zu werben. Zum Zweiten sind aber auch die Aussagen zur Atomkraft , die das Ökomanifest formuliert, äußerst fragwürdig. Wenn man den aktuellen World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur liest, dann spielt Atomkraft dort keine große Rolle mehr. Vor fünf oder zehn Jahren war das noch anders. Aber inzwischen sind Wind- und Solarenergie so billig geworden, dass sie die Atomkraft abgehängt haben. Großmächte wie China haben sie sich auf die Fahnen geschrieben. Deutschland ist schon jetzt bei 33 Prozent Regenerativstrom.
Die europäischen Klimaschutzziele könnten nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) auch ohne Atomkraft erreicht werden. Sie wären auch dann nicht gefährdet, wenn alle bestehenden Atomkraftwerke nach und nach abgeschaltet und keine neuen gebaut würden, erklärte das Institut Anfang November. Claudia Kemfert, Leiterin der Energie-Abteilung des DIW, erklärte: "Deutlich gestiegene Investitionskosten für neue Atomkraftwerke, zunehmende Betriebskosten und ungelöste Fragen des Rückbaus und der Endlagerung machen die Technologie auch wirtschaftlich derart unattraktiv, dass es eine Renaissance der Atomkraft nicht gibt und auch nicht mehr geben wird." Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müsse der Ausbau der Erneuerbaren aber weiter verfolgt werden. (Nicole Weinhold)