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Offshore-Prototyp von Vestas

Dänischer Windriese

Mit einem 164-Meter-Rotor bei 105 Meter Nabenhöhe geht Vestas sogar deutlich über die 150-Meter-Marke hinaus, die auf internationalen Windenergiekonferenzen wie der EWEA in Brüssel zuletzt als Rotorgröße für aktuelle Offshoreturbinenentwicklungen diskutiert wurde. Und bei der Leistung wird V-164 mit sieben Megawatt (MW) die selbst angekündigten sechs MW überschreiten. "Die Analyse hat gezeigt, dass wir (so) die Kosten pro produzierter Kilowattstunde reduzieren können", sagte Finn Strøm Madsen, Präsident der Abteilung Vestas Technology. Von der Meeresoberfläche bis zur Blattspitze werde die neue Seewindenergieanlage 187 Meter messen, kündigte das Unternehmen an.

Vestas verzichtet zudem auf eine Direktantriebslösung. Das Unternehmen widerlegte damit Spekulationen aus den üblichen "gut informierten Kreisen", die in Branchendiskussionen und Berichterstattungen genau darauf getippt hatten. Getriebelose Turbinen gelten gerade für Offshorewindfelder als zunehmend attraktives Angebot, weil sie aufwändige und wahrscheinliche Getriebereparaturen erübrigen. Allerdings wollen die Dänen ein Getriebe mit mittlerer Generatordrehzahl einsetzen. Es dreht weniger schnell und ist daher letztlich auch weniger reparaturanfällig. Dafür stecken mehr Magnetpolpaare im Generator, um die nötige Frequenz der Sinuskurven zu erzeugen.

Herkömmliche Blattstruktur

Das 80 Meter lange Rotorblatt wird wiederum nur eine hochskalierte Version der Rotorblätter der neuen V-112 mit drei MW Leistung sein. "Wir setzen eine Kombination aus Kohlefaser- und Glasfaserkunststoffmaterialien ein, keine neue Technologie und die nur vergößerte Gestalt der Rotorflügel unserer neuen Drei-MW-Anlage", sagte Vestas-Sprecher Peter Kruse. "Die Kunden wollen offshore auf bewährte Technologie setzen."

Die Kosten pro Tonne eingesetzten Materials sollen entsprechend den Plänen um 30 Prozent unter denjenigen der aktuellen Offshore-Anlage V-90 mit drei MW und komprimiert gebautem Getriebe liegen. Mit 800 Tonnen Gesamtgewicht will Vestas die Anlage zudem verhältnismäßig leicht ausfallen lassen. Den Prototypen wird das noch in Bau befindliche Entwicklungszentrum auf der Isle of Wight in Großbritannien fertigen. Wo die Fertigung der Serie stattfindet, ist noch unklar. An V-164 arbeiten laut Kruse nahezu alle an Offshoreentwicklungen beteiligten Forschungszentren des Unternehmens.

Serienfertigung für "Round III"

Doch nicht nur der technologische, auch der zeitliche Horizont sind für V-164 weit gespannt. So planen die Dänen die Serienproduktion erst ab 2015. Die Anlage könnte dann in den Projekten der zuletzt beendeten dritten Ausschreibungsphase Großbritanniens für Offshorewindparks zum Einsatz kommen. Die schon seit 2009 mit "Kunden" in Entwicklung befindliche Anlage soll bis 2013 ihre endgültigen Maße und Technologieauusstattungen erhalten. In einer eineinhalbjährigen Phase ab dem vierten Quartal 2012 sollen Prototypen und erste Demonstrationswindparks auf See installiert werden. Am 31. März, einen Tag nach der offiziellen Vorstellung von V-164 in London, gaben der dänische Energieversorger und Vestas ihre Absicht bekannt, bei der Errichtung eines Prototypen kooperieren zu wollen. Der deutsche Projektentwickler PNE Wind hatte schon Mitte März zusammen mit Vestas angekündigt, der neue Offshoreriese solle dem Nordseewindpark Gode Wind III als Referenzturbine geliefert werden. (Tilman Weber)