Im Sommer viel zu heiß, im Winter zu kalt – das war Segebrechts Feststellung, als er 2010 den Markt übernahm. Veraltete Kühlmöbel heizten mit ihrer enormen Abwärme den Laden auf – bei 55 Prozent Frischeanteil im Warensortiment ein ernsthaftes Problem. Zumal die überholten Ölkessel und schlechte Isolierung im Winter trotzdem hohe Heizkosten verursachten.
Segebrecht, der sich schon im Vorfeld für das Thema Umweltschutz interessierte, rief einen Energieberater herbei, der den akuten Modernisierungsbedarf bestätigte. In Windeseile wurde die herkömmliche Beleuchtung gegen stromsparende LED-Lampen ausgetauscht. Der weitere Umbau ließ jedoch noch auf sich warten. Obwohl alle Beteiligten von der Idee begeistert waren, brauchte es knapp ein Jahr, um die Kapitalgeber von der neuen Technik zu überzeugen. „In der Zeit habe ich mich mehr als Techniker, denn als Kaufmann gefühlt“, erinnert sich Segebrecht.
Ab Februar 2011 wurde begonnen, in monatelanger Nachtarbeit neue Leitungen zu verlegen; im Juni erfolgte die Inbetriebnahme der Kälteanlage Conveni-Pack. Diese erzeugt, von ihrem Standort im Innenhof aus, zentral die Kälte für die neuen Kühlgeräte, so dass die Abwärme der Kälteproduktion nicht unkontrolliert in die Verkaufsräume gelangt.
Des Weiteren gibt es im Laden sechs Decken-Umluftgeräte, die an das Kältenetz angeschlossen sind und im Sommer für Kühle und Entfeuchtung im Markt sorgen. Die entfeuchtete Luft ist gut für Ware und Mitarbeiter, zudem sind dadurch weniger Abkühlungen nötig, was den Stromverbrauch erheblich drosselt. „Früher mussten wir die Kühltruhen viermal am Tag abtauen, heute nur noch viermal im Monat!“, betont Segebrecht.
Die Abwärme aus der Kälteerzeugung kann im Winter wiederum gezielt zu Heizzwecken genutzt werden und macht somit einen Zusatzwärmeerzeuger überflüssig. „Wenn Wohnungen über uns wären, wäre noch Wärme übrig um diese mitzubeheizen“, sagt Segebrecht.
Der Erwerb der Anlage war, bei einem Anschaffungspreis von 305.000 Euro netto, kostspielig. Doch er lohnt sich, wie die erste Lastenganganalyse nach dem Umbau gezeigt hat: Die jährlichen Stromkosten wurden mehr als halbiert – mit einer Einsparung von 243.805 Kilowattstunden im Verbrauch. Heizkosten entfallen komplett. Nach spätestens zwölf Jahren sind die Investitionskosten ausgeglichen. Ein weiterer Pluspunkt ergibt sich aus der Einsparung von 90 Tonnen CO2 per anno.
„Hier ist es so angenehm, hier bleiben wir noch!“
Die Vorteile der Modernisierung sind auch den Einkäufern aufgefallen. „Im Sommer 2011, der erste nach dem Umbau, waren es draußen oft über 30 Grad. Viele Kunden guckten mich glücklich an und sagten: Hier ist es so angenehm, hier bleiben wir noch!“ Nicht nur die Verweildauer hat sich erhöht, sondern auch die Kundenzahl. Der Markt ist mit knapp 11.000 Käufern pro Woche hochfrequentiert – eine Erhöhung von mehr als zehn Prozent im Vergleich zu den Vorjahren.
Diese Erfolgsgeschichte inspirierte zahlreiche Interessenten, die inzwischen Segebrechts Beispiel gefolgt sind. Auch bei der Edeka-Genossenschaft konnte er den Gedanken der Umsetzung von Energieeffizienz anregen. „Dass wir mal Ökologie zum Marketing-Zugpferd machen würden, hätten wir früher nicht gedacht“, berichtet Segebrecht. Heute hat die Genossenschaft sogar einen eigenen Energieberater.
TIPP: E.co Bizz, die Kampagne der Klimaschutzagentur Region Hannover, bietet kostenlose Erstberatung im Rahmen eines Energie-Effizienz-Checks an. Dieses Angebot richtet sich insbesondere an kleinere Unternehmen. (Sina Graßhof)