Wie der deutsche Windenergieanlagenbauer am Donnerstag ankündigte, soll die Entwicklung des neuen Modells N175/6.X die planmäßige Serienproduktion Ende 2024 erreichen. Die also in zwei Jahren im Markt verfügbare Anlage wird einen noch einmal um zwölf Meter weiter ausgreifenden Rotor tragen als das aktuelle Nordex-Flaggschiff für die wenig windreichen Binnenlandstandorte, N163. Die Nennleistung soll mit mindestens 6,0 bis zu knapp 7,0 Megawatt (MW) dieselbe bleiben.
Mit der Spannweite von 175 Metern ist der neue Anlagentyp von Nordex das bisher im globalen Wettbewerb größte angekündigte Anlagenmodell für Windparks an Land. Die weltgrößte schon installierte Onshore-Windenergieanlage ist derzeit aber das Modell SG 6.6-170 von Siemens Gamesa, dessen Prototyp das deutsch-dänisch-spanische Unternehmen im vergangenen Jahr in Dänemark errichtet hatte. Nordex hatte erst im Mai dieses Jahres den Prototyp der N163-Anlage ans Netz gebracht. Größte angekündigte Binnenland-Windenergieanlage aber war noch bis vor der jetzigen Nordex-Mitteilung die V172 von Vestas. Weltmarktführer Vestas hatte das Modell mit 172 Meter Rotordurchmesser und 6,8 MW und 7,2 MW Nennleistung im April angekündigt. Dieselbe Anlagen-Erzeugungskapazität von 6,8 MW werden auch die N163-Turbinen haben, die Nordex gemäß dem ersten veröffentlichten N163-Liefervertrag Anfang 2023 an einen finnischen Kunden liefern will. Ansonsten sind die Nordex-Anlagen der N163 in einem sehr großen Einstellbereich variabel. Nordex konfiguriert die Nennleistung jeweils in Abhängigkeit von Windbedingungen am konkreten Windpark-Standort und vom wirtschaftlichen Modell der Betreiber.
Mit sogenannten Schwachwindanlagen wollen die Windturbinenproduzenten die Energie aus den Luftströmungen auch an küstenfernen Standorten besonders gut und gleichmäßig abgreifen, obwohl dort der Wind häufig abflaut und wieder auffrischt und schwächer als in Küstennähe ist. Deren immer längere Rotorblätter greifen einen größeren Luftraum ab. Sie erwischen so auch verlässlich die in einer so großen Reichweite bei wenig Wind oft nur örtlich begrenzten Luftströmungen. Dies führt dazu, dass die Rotoren in windschwachen Phasen wesentlich öfter und gleichmäßiger Auftrieb erhalten und Strom erzeugen lassen.
Nordex kündigte an, die N175 werde dank des größeren Rotors „einen überdurchschnittlich hohen Kapazitätsfaktor“, also eine überdurchschnittliche Erzeugungsauslastung erreichen. Der neue Windenergieanlagentyp werde daher pro Jahr „an typischen Schwach- und Mittelwindstandorten … zwischen 7 -14 Prozent Mehrertrag gegenüber ihren Vorgängermodellen N163 … erreichen.“ Zu Zeiten geringer Windgeschwindigkeiten werde N175 sogar noch einmal 22 Prozent mehr Strom einfahren. Dies soll zugunsten der Betreiber auch Mehreinnahmen aus der Stromvermarktung einbringen, „da an den Strombörsenplätzen an windschwachen Tagen üblicherweise höhere Preise bezahlt werden“.
Installieren wolle Nordex die Rotoren auf Nabenhöhen im Bereich von zunächst 112 bis zu außergewöhnlichen 179 Meter, teilte das Unternehmen mit. Der Turbinentyp wird zudem der aktuellen Bauplattform von Nordex, Delta 4000 angehören und daher große Teile des Maschinenhauses der N163 übernehmen und entsprechend viele schon heute entwickelte Bauteile mitnutzen. Dies werde mit bereits bestehenden und getesteten Produktions- und Zulieferkapazitäten gelingen, erklärt Nordex.
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